OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

großartigen Ausführungen Leopold Kretzenbadiers. Brei ten Raum nehmen die Leonhardifahrten und Leonhardiritte ein, die bekanntlich nach einem starken Rückgang in der Gegenwart zumindest bei ims wieder stärker zu nehmen. Auch die aufgelassenen Ritte werden genau angegeben. Kapfhammer beschränkt sich dabei auf bayerische Orte, imter denen jedoch Kundl im tiroli schen Unterinntal — auch wenn es noch so bedeutend ist — nichts zu suchen hat; schließlich ist Kundl nicht der einzige Ort besonderer Leonhardsverehrung in Öster reich. Eine Reihe gut ausgewählter Abbildungen, welche auf die Vielfalt des religiösen Brauchtiuns um die Leonhard verehrung Bezug nimmt, ergänzen den Text, was zusam men ein abgerundetes Bild cheses Heiligen gibt. D. Assmann Reingard Witzmann: Der Ländler in Wien. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Wiener Walzers bis in die Zeit des Wiener Kongresses (= Veröffentlichungen der Kommission für den Volkskundeatlas in Öster reich. Hrsg. Richard Wolfram. Bd. 4). Wien 1976 (Ar beitsstelle für den Volkskundeatlas in Österreich). III Seiten, 6 Abbildungen im Text und 25 Bilder im Anhang. S 240.—. Die vorliegende Monographie ist eine Ergänztmg zu den „Kommentaren des österreichischen Volkskundeatlasses", dessen Kartenblatt Nr. 87 dem Volkstanz gewidmet ist. Das Werk ist als Band 4 der „Veröffentlichungen der Kommission für den Volkskundeatlas in Österreich" er schienen und beruht auf der Dissertation Reingard Witz manns £im Institut für Volkskunde der Universität Wien unter Professor Richard Wolfram. Grundgedanke der Untersuchung war es, die Entwick lung des Wiener Walzers in einem geographisch über schaubaren Raum aufzuzeigen, nämlich in Wien mit sei nen ländlichen Vororten imd Vorstädten. Die Fragestel lung erstreckt sich auf eine begrenzte Zeitspanne, die zweite Hälfte des 18. und den Beginn des 19. Jahrhtmderts, eine Zeit, in der mit großer Leidenschaft getanzt wurde und in der der Gesellschaftstanz eine besondere Entfaltung erlebte. In diesen Jahrzehnten hat sich in Wien die Entwicklung des Ländlers zum Wiener Walzer voll zogen. Als die Tanzveranstaltungen für alle Gesell schaftsschichten zugänglich wurden, nahm die Zahl der Teilnehmer rasch zu, was die Entwicklung vom gemein schaftlichen Rundtanz zum Paar-Rundtanz begünstigte. Die Verfasserin beschränkt sich nicht allein auf die Darstellimg der konkreten Tanzausführung, sondern nimmt Bezug auf Mc>deei\scheinungen, besonders aber auf die sozialen und politischen Verhältnisse der dama ligen Zeit. Durch zahlreiche behördliche Erlässe und Ver ordnungen versuchte man der Tanzlust beizukommen. Die Auswirkungen dieser Lenkung des Tanzlebens durch den Staat sind bis heute spürbar. So ist das Fehlen eines öffentlichen Karnevalstreibens in Wien nicht, wie vielfach angenommen, auf den Charakter der Bewohner zurückzuführen: es bestand im 18. Jahrhundert ein strenges Verbot, Kostüme und Masken auf der Straße und auch bei privaten Faschingsveranstaltungen zu tra gen; nur in den „Redoutensälen" durften Maskenbälle stattfinden. Reingard Witzmann gliedert ihr Buch in die folgenden sechs Hauptkapitel: I. Das Tanzleben in Wien (Tanz und Staat, Tanzstätten, Tanzlehrer und Tanzschulen dieser Zeit, Tanzmusikanten). II. Bewegungsgestalt und Körper Sprache (Tanzleidenschaft und Theorie, Choreo graphie, Konstanz und Kontinuität). III. Ländlernachriditen aus der 2. Hälfte des 18. und dem Beginn des 19. Jahrhunderts (Terminologie und Problemstellung, der Deutsche Tanz, der Steirische, der Landleiusche). IV. Die Tanzgestalt des Deutschen in Wien (Vom Wal zerischen bis ztun rasenden Langaus, der Deutsche, die Allemande, der Steirische und der Straßburger Tanz). V. Der Gestaltwandel des Deutschen (Zusammenfassung). VI. Übersicht der Tänze in der 2. Hälfte des 18. Jahr hunderts in Wien. Beeinträchtigt wird das Leservergnügen durch das müh same Aufsuchen der Anmerkungen, die an den Schluß des Buches gestellt wurden. Da diese aber nicht durch laufend numeriert sind, sondern nach Kapiteln und Ab schnitten und sogar Unterabschnitten (jeweils mit der Zahl 1 beginnend), ist der Leser auch noch gezwungen, den genauen Titel des Abschnittes zu erheben, dessen Lektüre er sich gerade widmet, um dann endlich die gewünschte Anmerkung zu finden. Im Anhang befinden sich Auszüge aus behördlichen Verordnimgen, nach Sachgebieten geordnet, die einen wei teren Einblick in das Gesellschaftsleben des alten Wien gestatten, ferner ein Tanzstättenverzeichnis. Daran schließt ein ausführliches Literaturverzeichnis und ein Nachweis von Archivbeständen. Der Bildteil bietet bis her unveröffentlichte Illustrationen, die von der Autorin ausgewertet wurden. Die Arbeit stellt einen wertvollen tanzhistorischen Bei trag dar, der sicher auch für Nicht-Volkstänzer lesens wert ist. Elisabeth Schiffkom Alpenvereins-Jahrbttch 1977. Hrsg. vom Deutschen und vom österreichischen Alpenverein, Schriftleitung: Ma rianne und Elmar Landes, München — Innsbruck 1977, 248 Seiten mit vielen Abb. (teils in Farbe) und Skizzen, 1 Faltkarte. Entsprechend der beigegebenen und wiederum hervor ragenden Alpenvereinskarte im Maßstab 1 :25.000, den mittleren Teil der Zillertaler Alpen umfassend (Penken, Mayrhofen, St. Jakob i. Ahm, St. Johann i. Ahm; also das Gebiet um den Gr. Löffler tmd die Ahornspitze), ist der erste Teil der Beiträge dem Zillertal gewidmet. Die „Gletscher- und klimageschichtlichen Untersuchungan im Zemmgrund" von H. Heuberger sind dabei die weitaus wertvollste Arbeit. Unter dem Titel „Vom Zillertal in die weite Welt" (von R. Kuscht) verbirgt sich die Ver breitung des Liedes „Stille Nacht" durch Zillertaler Na tionalsänger. Daß dabei der Komponist, Franz Xaver Gruber, von einem Oberösterreicher als „Salzburger" 122

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