3. Kapellen Eine besondere Bedeutung für die Volksfröm migkeit imd für das religiöse Leben in den Ort schaften erlangten die Dorfkapellen. Bereits 1782 wollte die Herrschaft Weinberg in der Ortschaft Neudorf sogar eine Kirche haben^®. 1874 wurde in Stiftungsberg die erste Dorf kapelle errichtet und von Pfarrvikar Josef Sailer geweiht^^. Sailer war von 1873 bis 1886 in Sankt Oswald als eifriger Seelsorger tätig. In dieser Zeit wurden auch die Dorfkapellen Holzmühle (1877) und in March (1883) vollendet. 1886 wurde Josef Sailer Pfarrvikar in Walding. Zeit lebens blieb er aber St. Oswald sehr verbunden. Als Prälat des Stiftes St. Florian (1901 bis 1920) hat er die neugotische Kirchenerweiterung in St. Oswald sehr gefördert und zum Abschluß 1910 die Altäre neu geweiht^^. 1893 folgte die Dorfkapelle in Untermarreith. 1894 wurde in Neudorf die letzte und zugleich größte Dorfkapelle errichtet. Alle diese Dorfkapellen sind von der Pfarrkirche mindestens eine Gehstunde entfernt; sie wurden errichtet, damit auch die alten und gehbehinder ten Menschen in der Nähe eine Stätte des Ge betes aufsuchen konnten. Vor allem aber boten sie den Dorfgemeinschaften die Möglichkeit, hier Andachten zu halten. Es ist sehr erfreulich, daß dieser wertvolle Brauch in den letzten Jahren wieder neu belebt worden ist. EINZELBESCHREIBUNG DER RELIGIÖSEN KLEINDENKMÄLER Nach der ausführlichen allgemeinen Einführung kann nun die Einzelbeschreibung schlagwort artig erfolgen. (Abkürzungen siehe Seite 37.) Um das Aufsuchen auf der Übersichtskarte und in der Natur zu erleichtern, werden die 117 Ob jekte ortschaftsweise tmd in der Reihenfolge ihrer Entstehung angeführt. Markt St. Oswald (O) O 1: Kastler-Kreuzstöckel (Abb. 2) O; An der Nordwald-LStr. beim Lagerhaus. Bs: Guido Kastler, St. O. 8 St: rs., typische Frühform; Ni. rechteckig; Jz. 1672 am Hals, damit ältestes datiertes Ks; H: 2,78 m; Ni: drei mit Bildern: Hlst. Dreifaltigkeit, Hl. Familie, kl. Leonhard. Am Sockel: typ. rs. Verzierung: zwei Dreiecke in Sanduhrform, außerdem Rest eines ehem. Opferstockes. O 2: Grabenhofer-Ks O: Abzw. des alten Stiftungsberger Weges vom Kollerbauern-OW. beim Transfor mator. Bs: Max Wirthl, St. O. 38. St: rs.; Jz. 1673 am Kopf; H: 2,65 m; Ni: zwei N, S mit zwei HGB: HL Familie Flucht nach Ägypten, Engel; M: 1977 El friede Käses, St. O. O 3: Marktrichter-Ks O: Im Markt beim Gästehaus Seiwald. Bs: Marktgemeinde St. O. St: rs., jüngerer Typ, Ni. oben Rundbogen; Jz. 1807, nicht urspr., vielleicht von Ren.; H: 2,55 m; Ni: vier mit HGB: Dreifaltig keit, Christopherus, Florian, Augustinus; M: Johann Penzkofer, Sandl 97. A: Stand bis 1969 an der Lasberger BStr.; dort soll um 1500 ein Marktrichter er schlagen worden sein, weil er dem Pfleger vom Schloß Wartberg Marktprivilegien ausgeliefert habe^®. O 4: Maria-Bründl-Wk (Farbbild) O: Im Exenholz an der Harterleitener BStr. (Marcher Str.). Zu Fuß von St. O. über Kreuzweg oder Wanderweg 2 erreichbar. Bs: Pfarre St. O. St: Spät-br. Zentralbau mit schönem Pyrami dendach, innen achteckig mit Spiegelge wölbe; Gr. 11,3 mal 9,5 m; 44 Sitz-, ca. 80 Stehplätze; KG: ursprüngliche BründlMadonna nach Ulm^^ aus ca. 1730, sehr schöne br. Statue, H. 85 cmi; dzt. LourdesStatue aus 1890; Altar klassizistisch aus Stiftsarchiv St. Florian. Urkunde in der Dorfkapelle S 1. Pfarrchronik, Bd. I, S. 79. 43 Leopold Sailer, St. Oswald bei Freistadt, hrsg. v. Ver schönerungsverein St. O., o. J. (ca. 1931), o. O., S. 2. — Vgl. auch Adalbert Depiny, Oberösterreichisches Sagenbuch, Linz 1932, Nr. 438, S. 431 f. 44 B. Ulm, Das Mühlviertel, S. 130.
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