die Tür versperrte. Der Fallsdilüssel besteht aus einem Griff, einem längeren Eisenstück, meist rimd, mit dem ein kürzeres Stück Eisen nüt einem Gelenk verbunden ist. Das Gelenk bewegt sich nur nach einer Seite, so wie ein Fingergelenk. Man steckte nun in gerader Stellung den Schlüs sel durch das angebrachte Loch, drehte den Schlüssel, so daß der kurze Teil nach unten fällt. Dieser kiuze Teil greift in eine Kerbe eines Holzriegels, der an der Innenseite der Tür ange bracht ist. Durch eine Drehung wird der Riegel einen Teil in eine Maueröffnxmg geschoben imd die Türe ist verschlossen; die Bewegung in der anderen Richtimg öffnete die Tür wieder. Der Fallschlüssel diente dazu, die Türe von außen öffnen und schließen zu können. Von innen wurde der Riegel mit der Hand betätigt. Außer diesem Riegel war imd ist heute noch in vielen Bauernhäusern der lange Schubriegel, der über die ganze Breite der Tür reicht, in Verwendung. Er reicht auf einer Seite der Tür der ganzen Länge nach in die Mauer, auf der anderen Seite nur ein kurzes Stück. War er vorgeschoben, war die Tür nicht zu öffnen. War schon der kurze Riegel schwer für einen Fremden ohne passenden Fall schlüssel zu öffnen, konnte der lange Riegel von außen von niemandem weggeschoben und clie Tür geöffnet werden. Später wurden Schlüssel schlösser an den Türen angebracht. Die Formen dieser Schlösser würden ein Buch füllen. Ein Gebrauchs- imd Schmuckgegenstand an den Haustüren unserer Gegend war der Türklopfer. Zur Zeit des Fallschlüssels und besonders in der Zeit der Gotik war der Türklopfer in das obere Drittel der Tür hinauf versetzt und in der Mitte der Tür wurde nur symbolisch ein runder Griff mit einer Rosette angebracht. Diese Rosetten hatten immer dasselbe Muster wie die Schlüs selschilder imd das Zierplättchen bei dem Tür klopfer. In Gegenden, wo es keine Türklopfer gab, waren Zug- und andere Glocken an den Türen angebracht. Hatten die Türklopfer in der Mitte der Türe eine Ringform, so war es nach her die Hammerform, die angewandt wurde. Die älteste Hammerform die mir bekannt ist, stammt aus dem Jahre 1639 (einer der selten datierten Klopfer). Die Türklopfer wurden auch mit vielen, das Böse abwehrenden Symbolen verziert; so findet man Widder, Stiere, Hunde oder Schlan gen in den verschiedensten Formen angebracht. Die oft herrlichen Ornamente und Verzierungen zeugen von der Handwerkskunst der Schmiede der damaligen Zeit. Auch die Größen waren sehr unterschiedlich. Wir haben in unserem Heimathaus in Bad Hall eine Türensammlung angelegt, um auch diese alte Handwerkskunst zu erhalten für spätere Generationen. Manche alte Haustür, frisch ge strichen, würde ein Bauern- oder Bürgerhaus mehr zieren als ein neufes Kunststoff-Portal. Literaturauswahl: Rudolf Heckt: Oberösterreidiisdie Baufibel. Die Grund formen des ländlidien Bauens, Salzburg 1949, S. 223 f. Ridiard u. Klaus Beitl: Wörterbuch der deutsdien Volks kunde, 3. Aufl., Stuttgart 1974, S. 839 f. Otfried Kastner: Alte Türen als Beispiel heimatlidier Handwerkskunst; in: Bundesland Oberösterreidi, Linz 1950. Helene Grünn: Vortrag über Türen und Tore, Sept. 1968 in Stadt Haag. Hermann Goldbacher: Vortrag zur Eröffnung der Sonder schau „Alte Haustüren" im Heimathaus Bad Hall, Pfarr kirchen und Umgebung am 8. Juli 1972. Fritz Thoma 115
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2