überein. Hinweise im Text ließen sie aber als Jux-Sdieine erkennen. Die Erzeuger wollten mit solchen Scheinen wohl primär den herrschenden Notgeldrummel anprangern, andererseits aber ebenfalls ein gutes Geschäft machen. Diese Scheine wurden nämlich ebenfalls gehandelt und in Sammlungen aufgenommen sowie in einschlä gigen Katalogen erwähnt^®. Daß fast die Hälfte (44 Prozent) des in Ober österreich erschienenen Notgeldes in Linz und Urfahr gedruckt winde, ist verständlich. Hier hatten ja die meisten Druckereien des Landes ihren Standort imd sie werden außerdem über die nötige technische Einrichtimg imd die ent sprechende Kapazität verfügt haben. Mit 23 Pro zent war Steyr, die Städte Braunau und Ried mit je 7,5 Prozent und Gmunden mit 5 Prozent an den Druckarbeiten beteiligt. Abgesehen von den Druckereien des Katholischen Preßvereins, auf deren Betriebe in Linz, Ried und Wels 33 Prozent der Aufträge entfielen, erhielt die Steyrer Drukkerei Emil Prietzel mit 23 Prozent die meisten Aufträge. Durchschnittlich etwa je 15 Aufträge (insgesamt 30 Prozent) führten sieben weitere Druckereien durch (Feichtingers Erben und Grosser in Linz, Kling in Urfahr, Lanz in Eferding, Moser und Stampfl in Braunau und die Salzkam mergutdruckerei in Gmunden), der Rest ging an weitere zwölf Druckereien im Lande. In der äußeren Gestaltimg weisen die Scheine oft beträchtliche Unterschiede auf, je nach dem, von wem sie entworfen wurden. Manchmal stammen die einzelnen Entwürfe von einem zeichenkundi gen Gemeindebürger — etwa einem Lehrer — manchmal übernahm die mit der Herstellung be traute Druckerei auch die Gestaltung. Oft wurde jedoch ein Maler oder Graphiker mit dem Ent wurf betraut. Der Linzer Kunstmaler Ludwig Haase steht hier mit 43 Entwürfen an der Spitze, es folgen Klemens Brosch, Wilhelm Dachauer und Max Kislinger (der auch das Landesnotgeld entwarf) mit je etwa einem Dutzend Vorlagen. Aber auch andere zeitgenössische Künstler betä tigten sich mit Erfolg auf diesem Gebiet, wie Ri chard Diller, Josef Furthner, Karl Hayd, Hans Kobinger, Fritz Lach, Anton Lutz, Hugo von Preen xmd Hans Wunder. Manche Scheine sind bewußt einfach gehalten imd haben außer einigen einfachen Ornamenten zumeist nur den vorgeschriebenen Text. Jedoch mehr als neun Zehntel aller Ausgaben weisen auf den noch freibleibenden Flächen Ausschmükkimgen auf, meist in Form von Kleingraphiken, denen fast immer heimatkundliche oder ge schichtliche Motive zugrunde lagen. Mehr als die Hälfte der ausgegebenen Scheine zeigen topo graphische Motive: unzählige Ortsansichten aus verschiedenen Epochen, Kirchen, Schlösser, Bur gen, Ruinen, Rathäuser, ferner etwa einen Stadt turm (in Enns), eine Sternw<irte (in Kremsmün ster) sowie andere Bauwerke, wie Brunnen, Pest säulen, Pranger und Bildstöcke. Jedoch nicht nur alte, kunsthistorisch bedeutende Bauten, sondern auch moderne Bauwerke wurden berücksichtigt, vor allem Schulen (auf den Notgeldern von Hai bach im Mühlkreis, Innerschwandt, Naarn, Neu kirchen am Walde, Pasching, Pucking und Wind haag bei Freistadt). Die Landwirtschaftsschule Ritzlhof imd die Haushaltungsschule Mistelbach ist auf Notgeldern von Ansfelden bzw. Buchkir chen zu finden. Bei technischen Bauwerken wären etwa Brücken zu erwähnen (Alberndorf, Anberg, Großraming, Pregarten, Schärding, Weyer, Klaus) oder Bahnhöfe (Brimnenthal bei Schär ding, Haid bei Mauthausen, öpping, Pürnstein, St. Georgen im Attergau). Nicht übersehen darf in diesem Zusammenhang die Pferdeeisenbahn werden, die von den an ihrer Trasse liegenden Gemeinden Laakirchen, St. Magdalena, Unter weitersdorf, Waldburg und Rainbach bei Frei stadt als Motiv ausgewählt wurde. Motiven aus Industrie und Gewerbe wird eben falls viel Platz eingeräumt. So scheint auf dem Notgeld von Neukirchen an der Vöckla die Zipfer Brauerei auf, außerdem sind verewigt: die Brauerei Mundenham (Palting-Perwang), die Ka bel- und Gummifabrik Reithoffer (Garsten), die Merkens-Pappenfabrik (Mistlberg bei Trag wein), das Sägewerk Marmer (Weinzierl bei Perg), Tonwerk und Molkerei in Weibern und das Bräuhaus in Zell an der Pram. Bergbaumotive sind auch anzutreffen: Stollenein gang (Ampflwang, Ottnang), Kohlenbohrturm 2® Zum Beispiel der Kegelgesellschaft „Hoher Sdirumm" oder des Notgeldsammelbundes Niedernhart, beide in Linz. 108
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