OÖ. Heimatblätter 1978, 32. Jahrgang, Heft 1/2

ausgäbe nodi höheren Gewinn erzielen und veranlaßten die ortsansässigen Geschäftsleute, die Kosten des Druckes zu übernehmen. Dafür gal ten sie als „fundatores'' und ihre Namen wurden auf den Scheinen angeführt. Dadurch wurde außerdem erreicht, daß durch den Aufdruck des jeweiligen Namens verschiedene Notgeldserien entstanden — in Aschach an der Donau zum Bei spiel zehn, in Grieskirchen sogar 47 Serien, denn soviel Firmen haben dort finanziell zur Heraus gabe beigetragen! Die Gemeinde Puchenau wie der hat einen Weg gefunden, das Künstlerhono rar für den Entwerfer — es war Klemens Brosch — nicht bar auszahlen zu müssen: als Entgelt gab man ihm einen Teil der ersten Auflage, den er selbst verkaufen oder in Kommission geben konnte^®. Eine Sonderstelltmg nimmt die Gemeinde Windischgarsten ein. Da sich angeblich der Druck des in Auftrag gegebenen Notgeldes verzögerte, ver wendete man alte Lebensmittelmarken zur Her stellung eines „Not-Notgeldes"! Mit dem Er scheinen des offiziellen Notgeldes am 8. Juli wurde die Ausgabe dieses Ersatznotgeldes wohl eingestellt, jedoch heißt es in der entsprechenden Zeittmgsmeldung bezeichnend „Infolge der be schränkten Ausgabe des Notnotgeldes ist selbes für Sammler eine Spezialität''^^. Es wurden auch Notgeldscheine in nicht gängigen Werten herausgebracht, wie mit 70, 75, 80 oder gar 99 Heller^''. Sie konnten daher kaum als echter Kleingeldersatz gedient haben, wurden aber von Sammlern erworben oder fanden als Spendenmarken Verwendung. Nicht nur Gemeinden betätigten sich als Emitten ten, sondern auch andere Institutionen, wie Marktkommimen (Gramastetten, Lasberg, Of fenhausen, Pettenbach, Peuerbach, Markt Sankt Florian, St. Georgen im Attergau, Sarmingstein, Weitersfelden) oder andere offizielle imd halb offizielle Stellen (Bezirkshauptmannschaft Ried im Innkreis, Alpenjägerregiment Nr. 8 in Wels, Sparkasse Urfahr, Stadtmuseum Enns, Pfarre Frankenburg, Stift Kremsmünster, Jugendfür sorge-Ausschuß in Neufelden) sowie auch Feuer wehren (Osternach, Schattleiten). Politische Par teien und Vereine gaben ebenfalls Notgeld her aus, so die Turnvereine Enns und Neuhofen an der Krems, der Landesverband der Kriegsbeschä digten in Rohrbach und schließlich der Bergarbei ter-Konsumverein in Thomasroith. In Linz selbst waren es der Eisenbahnbeamtenverein, die Mittelstandsvereinigxmg, die Deutsche Freiheits- und Ordnungspartei, die Katholische Frauenorganisa tion, der Wirtschaftsbund der Militärgagisten und die Freie Vereinigtmg der Mütter und Frauen von Kriegsgefangenen in Rußland^®. Daneben gab es Gutscheine von mehr als einem halben Hundert Firmen und Geschäftsunterneh men, die jedoch in der Aufmachung große Unter schiede aufwiesen. Schöne, qualitätsvolle Scheine gaben etwa Druckereien heraus, wogegen sich kleine Geschäfte oft mit zugeschnittenen Kartons und aufgestempelten oder handschriftlich einge tragenen Werten zufriedengaben. Mehr als die Hälfte dieser Notgeldart erschien in Linz^®. In Braunau gab es vier, in Eferding fünf und in Weyer sechs solche Herausgeber — dort wird wohl die Kleingeldknappheit besonders drückend gewesen sein — der Rest stammt aus etwa einem halbenDutzendweitereroberösterreichischeGre meinden.Besonderszu erwähnenwäre hier das Notgeld der Firma Vogl in Mattighofen, etwa knopfgroße, runde oder ovale Lederstücke mit eingeprägtem Wert xmd jenes der Holzfirma Altzinger in Zell bei Zellhof, wo dünne Holzplättchen statt des Papiers Verwendtmg fanden. Schließlich gab es auch Scheine, die das echte Not geld scherzweise nachahmten. Größe und Aus sehen stimmten wohl mit den üblichen Scheinen ^®Tages-Post vom 10. 7. 1920 und Tagblatt vom 5. 6. bzw. 10. 7. 1920. Tages-Post vom 6. 7.1920. Die meisten Gemeinden verwendeten die gängigen Werte von 10, 20 und 50 Heller; Notgelder mit 40, 60 oder 80 Heller waren sdion selten. 90-h-Scheine gab es beispielsweise in St. Agatha und Windisdigarsten, 95-h-Sdieine in Aschach an der Steyr sowie 99-h-Scheine in Freinberg bei Schärding, Kirchberg an der Donau, Puchenau, St. Georgen an der Gusen und St. Johann am Walde. Als Grundlage dienten die Notgeldkataloge Fred Robert von der Trelde: Das Notgeld von Österreich ob der Enns 1914—1921, Wien (1921) und Karl Jaksdt: Katalog des österreichischen Notgeldes 1916—1921, Wien 1971. Über privates Notgeld in Linz siehe Eduard Holzmair: Linz im Spiegel der Numismatik; in: Jahrbuch der Stadt Linz 1954, S. 1 ff. 107

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2