Im Jahre 1600 hält sich Georg Tsdiemembl, der Führer der protestantischen Stände, auf Schloß Weinberg auf; Hans Wilhelm Zelking begleitet ihn nach Prag, wo sie mit den böhmischen Auf ständischen verhandeln^®. Tschemembl war als Calviner ein besonderer Feind der Bilder- und Heiligenverehrung. Wenn man also bedenkt, daß durch zwei Generationen der lutherische xmd calvinistische Einfluß wirksam war, dürfen wir uns nicht wundern, daß im Einflußbereich der Zelkinger gotische Kreuzstöckel fehlen. Schließlich haben ja Weinberger Untertanen 1626 auch die Kirche in St. Oswald in Schutt xmd Asche gelegt^^. Die Untertanen der Zelkinger haben sich bei der Belagertmg von Freistadt und bei den Kämpfen am Kerschbaumer Sattel zahlreich beteiligt. Wie weit sie gezwungen wurden, ist eine andere Frage. Entsprechend hoch waren auch die Opfer. Die Matriken von Lasberg enthalten die Namen von 51 Hausbesitzern aus Lasberg und St. Os wald, die allein am 6. August 1626 bei Kersch baum gefallen sind^®. Bei einigen Renaissance-Kreuzstöckeln hat man die Schäfte verwüsteter gotischer Kreuzstöckel wieder verwendet, doch der Kopf als Bildträger, dem ja hauptsächlich die Wut der Bilderstürmer galt, ist immer neu^®. Aus zeitgenössischen Be richten wissen wir, wie am 1. Juli 1626 die Bau ern in Freistadt nach der Eroberung der Stadt ge haust haben: „Sie zerschlugen das Tabernakel in Stücke, schlugen dem Gekreuzigten Hände xmd Füße ab, hieben der Katharinenstatue den Kopf ab, zerhackten die Bilder der Heiligen und zertrümmerten die Kirchenfenster."®® Es ist da her verwxmderlich, wenn in einer jüngst erschie nenen Publikation behauptet wird: „Zum Un terschied vom calvinistisch bestimmten Böhmen gab es hier keinen Kirchensturm, kein Marien bild wxirde zerschlagen."®^ Wie das obige Bei spiel beweist, haben sich die Bilderstürmer sogar am Bild des gekreuzigten Herrn vergriffen. 2. Renaissance: Nach den Glaubenswirren finden wir erst 1672 das erste Kreuzstöckel®®. Es ist also noch ein gan zes Menschenalter vergangen, bis durch das Schwinden der Vorxnteile gegen die Bilder- xmd Heiligenverehrung, nach einem 150 Jahre langen Winter, wieder ein neuer Frühling für die reli giöse Volkskxmst angefangen hat. Die zahlreichen Kreuzstöckel, die nun innerhalb kurzer Zeit entstanden sind, kann man auch als sichtbare Zeichen deuten, daß der katholische GlaubeunserenVorfahrenwiederin Fleisch xmd Blut übergegangen ist. Die Krexizstöckel der Renaissance haben einen sehr einfachen xmd klaren Aufbau®®. Der Quer schnitt aller Teile ist quadratisch. Das Dreieck, das für diesen Stil als Konstruktions- xmd Zier element typisch ist, wird bei der Sockelverzierxmg xmd bei den Giebeln über den Nischen verwendet. Die Bildnischen sind zunächst recht eckig und weisen in alle Himmelsrichtxmgen. In diesem Fall ist die Jahreszahl am „Hals", zwi schen Kopf xmd Schaft, eingemeißelt. Falls nicht alle vier Seiten des Kopfes als Nischen ausge bildet sind, findet man die Jahreszahl auf einer freibleibenden Fläche. Namensinitialen tauchen erst ab 1690®^ vereinzelt auf. Ab 1726 finden wir Nischen mit rxmden Abschlüssen. Die Inschrif ten werden nun ausführlicher; weil dafür am Kopf zuwenig Platz ist, werden sie jetzt am Sokkel und Schaft angebracht®®. Doch axißerhalb des Oswalder Beckens, in den Höhenlagen, entstehen weiterhin Kreuzstöckel nach der ursprünglichen Art. Also selbst iimerhalb eines so kleinen Gebietes gibt es zwischen Markt und Dörfern eine weitere Stilverzöge rung®®. 3. Barock: Erst um 1750, in einer Zeit, wo in der Hochkxmst das Barock längst seinen Höhepunkt überschritHans Sfurmberger, Georg Erasmus Tsdiernembl, GrazKöln 1953, 5.116. Linninger, Reidisgottesarbeit, S. 102. Totenbuch, Tom. I, Fol. 330. Z. B. Jachs-Kreuzstöchl, E 1. 2® Florian Gmainer, Die Bauernbelagerung von Freistadt im Jahre 1626; in: Der Kamerad, 4. Jg., Freistadt 1926, Nr. 2/3, S. 21, 29. Karl Eidimeyer, Reformation und Bauernkriege in Oberösterreich; in: Weilß gilt die Seel und auch das Guet, Linz 1976, S. 20. Kastler-Kreuzstöckl, O 1. Kreuzstöckl, z. B. 01, O 2, Ma 1, O 3, My 1, Ma 2. Kreuzstöckl: Ma 2. Kreuzweg-Ks, O 6. Exl-Kreuzstöckl aus 1734: Fü 1.
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