genommen war nur der Sohn, der den Hof über nahm oder auf einen anderen Hof eingeheiratet hatte. Den Bauern ging es nicht nur um die Abschaf fung von Zehent und Robot, sondern überhaupt um die Befreiung aus der Untertämgkeit gegen über der weltlichen und kirchlichen Herrschaft. Eine Ändenmg des ganzen Systems lag schon seit längerer Zeit in der Luft. So suchten etwa dem Stift Kremsmünster zehentpflichtige Bauern aus Weißkirchen im Jahre 1847 in einem sieben Seiten langen Gesuch, bittlich und untertänigst, um Aufhebung des Feldzehents im Wege einer Ablösung oder Umwandlimg an. Aber noch am 16. Jänner 1848, also knapp vor dem Ausbruch der März-Revolution, schrieb Abt Thomas in seinem ablehnenden Bescheid, daß „er die ur alten und wohlbegründeten Rechte nicht ent äußere, ebensowenig wie sich ein anderer Be sitzer sein Eigentum um den halben Preis ab trotzen läßt''. Über den Ablauf der Wiener März-Revolution, die zum Sturz Metternichs führte, lassen wir am besten Dr. Hans Kudlich selbst berichten (Vor trag am 24. März 1898 vor dem Deutschen Ver ein in New York): „Von Wien aus hätte man diese Revolution am allerwenigsten erwartet. War es doch die ge mütliche, lustige Kaiserstadt. Allein, es hatte sich bereits seit Jahrzehnten ein unterirdisches politisches Leben entwickelt. Die deutschen Bur schenschaften, deren Vernichtung Metternich seine besten Kräfte gewidmet hatte, sie hatten auch in Wien Anhänger gefunden, obwohl oder weil gerade sogar z. B. Schillers und Goethes Werke in Österreich verboten waren. Die Landstände von Niederösterreich bereiteten eine Resolution an die Krone vor, desgleichen der Gewerbeverein und der juridisch-politische Leseverein, der Zentralpunkt der Juristen und Schriftsteller. Auch die Studenten der LFniversität beschlossen, trotz Abmahnung ihrer Profes soren, eine Resolution an den Kaiser und bega ben sich -- ihrer zweitausend Juristen, Mediziner, Techniker imd Künstler — unbewaffnet, in einem langen, feierlichen Zuge am Morgen des 13. März nach dem Landhause, um dort die Stände zu bitten, auch die Wünsche der Studenten dem Kaiser mitzuübergeben. Es war also auf eine Demonstration abgesehen. An einen blutigen Kampf dachte niemand. Der große Hof des Landhauses war bald von Studen ten überfüllt. Die Straßen ringsum waren mit Neugierigen gesperrt. Im Hof des Landhauses rief man jetzt allgemein nach der Einführung der Constitution. Die Regierung, d. h. Metternich, wollte nun die Demonstration mit Waffengewalt zerstreuen, er rief das Militär herbei, um Platz und Straßen von Demonstranten zu säubern. Das Kommando der Truppen hatte der jimge Erzherzog Albrecht, der mm gegen die waffen lose, dichtgedrängte Menge, da sie auf sein Ver langen sich nicht sogleich entfernen konnte und auch nicht entfernen wollte, die Wut seiner Sol daten losließ. Er befahl schließlich zu feuern, und es blieben fünf Tote auf dem Platz, dar unter eine Frau. Viele wurden verwundet . . . Die Anwendung der Waffengewalt gegen eine friedliche Demonstration der Wiener Bürger ver setzte die Bewohner der Stadt Wien in eine starke Erregxmg. Alles suchte sich zu bewaffnen. Die alte Bürgergarde, die schon gegen die Tür ken und Franzosen gefochten hatte, trat unter die Waffen. Deputationen aller Stände erschie nen in der Hofburg und brachten dort ihre Wün sche und Forderimgen vor. Der Staatskanzler Metternich mußte demissio nieren und ins Ausland gehen. Die Bewaffnung der Studenten und Bürger als Nationalgarde, Freiheit der Religion und der Presse imd endlich das Versprechen der Umwandlung der absoluten Monarchie in eine konstitutionelle beruhigte die Gemüter, xmd ein allgemeiner Freudentaumel schloß diese bedeuttmgsvollen drei Tage glück lich ab. Die Regierimgsgewalt war mm in den Händen der Liberalen, der National- und Bür gergarden. Aber während die Bevölkerung Österreichs noch jubelte, wurde schon in den Gemächern der Hof burg Convent abgehalten und der Plan einer Gegenrevolution ausgearbeitet." Tatsächlich fiel im ersten Halbjahr des Jahres 1848 ganz Österreich in einen wahren Freuden taumel. So wurden in allen größeren Orten Dankgottesdienste mit einem „Te Deum" und Böllerschüssen abgehalten, so in Linz, Grieskir chen, Ried i. L, Braunau, Bad Ischl und Grein. 96
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