Frei von Robot und Zehent Hans Kudlich und die Bauernbefreiung 1848 VonAloisZauner Mit 1 Textbild DAS BEWEGTE LEBEN DES BAUERNBEFREIERS HANS KUDLICH Hans Kudlidi wurde am 25. Oktober 1823 als Sohn eines Bauern in Lobenstein bei Jägerndorf im ehemaligen Österreichisdi-Sdilesien geboren. Es war eine wohlhabende Bauernfamilie, aus der er entstammte. Im Alter von 11 Jahren kam Kudlidi in das Gymnasium nach Troppau. Seine Mutter hoffte immer sehr, daß einer ihrer Söhne einmal Priester werden möge. Sein Vater hatte den sozialen Aufstieg seines Sohnes im Auge imd wollte ihn außerdem durch den Besuch des Gymnasiums von dem 14 Jahre lang dauernden Militärdienst bewahren, den er als weichender Erbe hätte ableisten müssen. Nach seiner Matura ging Kudlich nach Wien und studierte Jus. Durch seinen Bruder Hermann, der um 14 Jahre älter war und seinerzeit eben falls in Wien studierte, ist Hans Kudlich gleich in die Kreise des liberalen Wiener Bürgertums gekommen, das die März-Revolution von 1848 in ihrer ersten Phase trug imd gestaltete. Dabei beteiligte er sich aktiv auf Seiten der Studenten legion xmd erlitt durch einen Bajonettstich eine Verwtmdimg. Als dann am 30. Juni 1848 auf grund der neuen Verfassung die ersten Wahlen im österreichischen Reichstag durchgeführt wur den, ist Hans Kudlich in den Reichstag gewählt worden. Hier brachte er als jüngster Reichstags abgeordneter den Antrag auf Aufhebimg der Untertänigkeit und Aufhebung von Robot und Zehent ein, was dann auch am 7. September 1848 beschlossen wurde. Doch darüber mehr in den folgenden Kapiteln. Als im Jahre 1849 der im Kremsier tagende österreichische Reichstag durch das kaiserlidie Militär mit Gewalt aufgelöst wurde, konnte sich Hans Kudlich nur durch seine Flucht aus Öster reich vor seiner Verhaftimg und Verurteilung retten. Sein Fluchtweg führte ihn in der Nähe seines Heimatdorfes vorbei über die Grenze. Dort verabschiedete er sich noch von seinem Vater, seinem Bruder Ignaz und seiner Schwe ster Therese. Dann führte ihn der Weg über Leipzig in die Rhein-Pfalz, wo sich Kudlich der revolutionären Pfälzer Regierung als Staats sekretär zur Verfügung stellte. Nach der Nie derschlagung des Pfälzer Aufstandes durch die preußische Armee ging Kudlich nach Karlsruhe, wo er sich wiederum den badischen Aufständi schen anschloß. Ende Juli 1849 glückte Kudlich die Flucht in die Schweiz. Er fand im Haus des Universitätspro fessors Dr. Wilhelm Vogt, des Leiters der medi zinischen Klinik in Bern, herzliche Aufnahme. Hier faßte er nun den Entschluß, auf das Medi zinstudium umzuwechseln. Nach einem Semester an der Universität in Bern wurde aber die dor tige liberale Kantonsregierung durch eine kon servative Regierung abgelöst, was wiederum die Ausweisung Kudlichs aus dem Kanton Bern zur Folge hatte. Durch einen Bekannten erhielt Kud lich jedoch einen Flüchtlingspaß des Kantons Neuenburg, mit dem er an der Universität Zürich weiterstudieren konnte. In seinen ersten Briefen aus der Schweiz zeigte er sein Unbehagen über das fragwürdige Emi grantendasein, indem er schrieb: „Bin ich nicht in der Heimat, so ist mir's ziemlich gleichgültig, ob ich am Rhein oder am Mississippi lebe.^' Auch in seinen dreibändigen „Eriimerungen'' schrieb Kudlich, daß er Heimweh hatte und die herr lichen Schweizer Alpen und Seen in ihrer Pracht schienen ihn so sehr an Oberösterreich zu erin nern. An Oberösterreich deshalb, weil Kudlich während seiner Wiener Studienzeit die Sommer ferien 1846 und 1847 bei den Verwandten seiner Schwägerin im Schloß Dietach bei Wels als Er zieher verbrachte, wobei er das Land Oberöster reich als das Paradies Österreichs bezeichnete. Bergtouren auf den Priel und den Schafberg und das Baden in den grünen Fluten der Traun hat ten es ihm angetan. Hans Kudlich konnte also seine Heimat nicht vergessen, aber auch Österreich, das heißt, die neo-konservative österreichische Regierung, hatte ihn nicht vergessen. Am 14. Jimi 1851 forderte der österreichische Gesandte bei der Schweizer Bundesregierung die Auslieferung Kudlichs we gen revolutionärer Betätigung. Kudlich hatte sich aber in der Schweiz jeglicher politischer Tätigkeit enthalten und sich nur dem Medizinstudium gewidmet. So ergab die auf österreichischen Druck hin erfolgte Hausdurchsuchung in Zürich kein belastendes Material. Im Herbst 1852 ver langte Österreich erneut seine Auslieferung. Auf 93
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