Denkmäler lassen sich also audi Rückschlüsse auf das religiöse Leben, besonders aber auch auf die Volksfrömmigkeit der verschiedenen Zeitab schnitte ziehen^®. Bei 94 von 118 Objekten, d. i. über 80 Prozent, konnte das Entstehungsjahr genau festgestellt werden; 23 religiöse Kleindenkmäler wurden auf Grund verschiedener Hinweise geschätzt. STANDORT In der mündlichen Überlieferung der alten Leute sind viele Unglücksstätten noch genau bekannt; doch nur, wenn diese an Wegen oder vielbegan genen Steigen lagen, wurde das Kreuzstöckel etc. am Ort des Geschehens errichtet. Man wollte eben durch die religiösen Kleindenkmäler nicht so sehr die Unglücksorte markieren, sondern vor allem zum Gebet für die Verunglückten anregen^^. Daher hat man als Standort für diese religiösen Erinnerungszeichen am liebsten Wegkreuzimgen in der Nähe der Ereignisse gewählt^^. Durch den Bau von Güterwegen tmd durch die Umlegung von Straßen sind manche Steige und Wege verschwunden oder werden kaum noch benützt. Daher findet man heute manche Kreuzstöckel an sehr abgelegenen Orten. Die Hauskapellen stehen, wie schon der Name sagt, in nächster Nähe der betreffenden Häuser, zu denen sie gehören, sie wurden ja hauptsäch lich für die „Hausliturgie'' errichtet. Marterl findet man sowohl auf freier Flur, hier meist an alten Kirchensteigen, als auch bei den Häusern; diese Haus-Marterl werden, wenn es sich um größere Objekte handelt, manchmal auch als Kapellen bezeichnet, z. B. Lehner-Kapelle (Wa4). STILE UND STILENTWICKLUNG DER KREUZSTÖCKEL18 Es ist interessant, zu verfolgen, wie die einzelnen Stilrichtimgen auch in der religiösen Volkskrmst ihren Ausdruck gefunden haben. Doch gegen über den Stilepochen der Hochkunst ist hier die zeitliche Verzögerung sehr groß. Stilbeispiele: 1. Aus der Gotik hat sich im Erhebimgsgebiet leider kein einziges vollständiges Beispiel erhal ten. Seit 1604 gehörte St. Oswald zur Herrschaft Weinberg. Die Zelkinger, die Besitzer dieser Herrschaft, übten schon seit 1480 Vogteirechte über die Pfarrkirche zu Lasberg xmd damit auch über St. Oswald aus. Gerade diese Zelkinger haben sich sehr früh der Lehre Luthers zuge wandt. Bereits 1526 wirkt auf ihrem Schloß Weinberg der Wiedertäufer Hans Schlaffer. 1544 studiert Heinrich Zelking bei Luther in Witten berg^^. Seit 1671 tmterdrücken die Zelkinger die katho lische Liturgie und Verkündigung, sie verhindern in der Mutterpfarre Lasberg und in der Filiale St. Oswald die Einsetzung katholischer Seelsor ger und setzen eigenmächtig protestantische Prädikanten ein^'*'. Die katholischen Untertanen wur den durch diesen Mißbrauch von Vogtei- und Herrschaftsrechten vor vollendete Tatsachen ge stellt. Vgl. Übersiciit über die religiösen Flurdenkmäler, S. 5 Z. B. die Kreuzstödd E 8, Fü 3, O 13. Vgl. Kartenskizze. Vgl. Textbild 2. Benno Ulm, Das Mühlviertel. Seine Kunstwerke, histo rischen Lebens- und Siedlungsformen, Salzburg 1971, S. 230. Franz Linninger, Reichsgottesarbeit in der Heimat. Aus der Geschichte der Florianer Pfarren, St. Florian 1954, S. 94. n § 1. LMW £842 CLSTT5T3 Gotik Renaissance Barock Breitpfeiler
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