OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

Auf Grund seiner langjährigen Erforschung der Einzelobjekte und seiner dadurch erworbenen Kenntnisse des gesamten Denkmälerbestandes war Grabherr auch der gegebene Mann, sich zur Entwicklungsgeschichte des oberösterreichischen Burgenbaues im allgemeinen zu äußern (Wehr bauten und fferrensitze in Oberösterreich. Eine Evolutionsstudie über Wehranlagen und ver wandte Objekte, Burgen und Schlösser in Ober österreich. Zeitschrift des österreichischen Bur genvereines 4, 1968, S. 1 bis 8). Über eine beson dere Art der mittelalterlichen Befestigungen, den Burgstall, hat er neue Ansichten vertreten und diese auch urkundenmäßig untermauert („Das Purchstal". Burgen und Schlösser, Zeitschrift für Burgenkunde und Burgenpflege, für Wehrbau, für Schloß- und Landhausbau, hgg. v. d. Deut schen Burgenvereinigung 1960, 2. H., S. 21 f.; Oö. Heimatblätter 15. Jg. [1961], S. 157 bis 162). Sehr aufschlußreich ist die Studie Grabherrs über die Maschinen und Geräte, die vor dem Aufkom men der Pulvergeschütze bei der Belagerung mit telalterlicher Burgen oder bei ihrer Verteidigung verwendet wurden, und die auch deren Bauweise stark beeinflußt haben (Das Antwerk. Seine Wir kungsweise und sein Einfluß auf den Burgenbau. Als Studie zur Diskussion gestellt. Burgen und Schlösser. Zeitschrift für Burgenkunde der Deut schen Burgenvereinigung 4,1963, S. 45—50). Darüber hinaus hat Grabherr die Befestigungen einzelner Landesteile genauer behandelt, hat zahlreiche kleinere Aufsätze über Burgen ge schrieben und Vorträge gehalten. Eine ein gehende Herrschaftsgeschichte von Eggenberg stand vor der Vollendung. Grabherr war Mit glied der Deutschen Burgenvereinigung, des Steirischen und seit 1950 des österreichischen Bur genvereins und gehörte ab 1963 dem Vorstand dieses Vereines an. In Oberösterreich leitete er die 1961 gegründete Arbeitsgemeinschaft für Burgenkunde im Oberösterreichischen Volksbil dungswerk. Galt so bei weitem das Hauptinteresse Grab herrs den Burgen und Schlössern, so hat er doch gelegentlich auch andere historische Themen be handelt. Mit Otto Wutzel gemeinsam lieferte er den oberösterreichischen Beitrag zur Festschrift der Bezirkshauptmannschaften 1968 (100 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Österreich, Fest schrift, hgg. V. Johannes Gründler, Wien 1970, S. 54—60), und eine kleine Untersuchung beschäf tigt sich mit der Verbreitung des Namens Wolf gang beim oberösterreichischen Adel. (Jb. d. Oö. Musealv. 117/1, 1972, S. 110-117). Bei sei nem Beitrag für den Katalog der Bauernkriegs ausstellung 1976 (S. 115—128) „Die wirtschaft liche Lage der landlerischen Bauern im Spiegel des Index 1619 bis 1629" kam ihm sicher seine ursprüngliche Berufsausbildung sehr zu statten. Er hat hier versucht, über diese umstrittene Frage auf Quellenbasis mit den Methoden der Statistik zu gesicherten Ergebnissen zu kommen. Grabherr hat sicherlich die Stelle im Landes archiv 1967 angenommen, weil er durch die Bur genforschung immer mehr in den Bann der Lan desgeschichte gezogen worden war. Er wollte an der Betreuung der Quellen zur Geschichte Ober österreichs mitarbeiten und sich selbst den Zu gang zu ihnen erleichtern. Wenn man sein Ge samtwerk, wie es nun bei seinem allzufrühen Tode vorliegt, überblickt, muß man um so mehr bedauern, daß er mitten aus dem Schaffen her ausgerissen worden ist. Dadurch muß vieles, was er schon in Arbeit oder geplant hatte, unaus geführt bleiben, und das Oö. Landesarchiv hat mit ihm einen seiner wertvollsten Mitarbeiter verloren. Alois Zauner

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