Sommer verbrachten. Dort erfolgte auch die Ver lobung — vorerst noch inoffiziell. Nach dem Tod der Mutter des Dichters im Jahre 1920®® blieb das Haus der Eltern in Rindbach weiterhin der Aufenthalt des Ehepaares Herzmanovsky. Was das Haus in Rindbach betrifft, so bemerkt Kos mas Ziegler hinsichtlich der Zeit nach dem zwei ten Weltkrieg: „. . . das Refugium in Rindbach war von den Lagertruppen in Ebensee fast völlig ausgeplündert worden"®''. Das Interesse des Ehepaares HerzmanovskyOrlando für Quellheiligtümer, vorchristliche Kulte sowie Orts- und Flurnamen fällt in die Zeit nach 1916®®. Das Vorhandensein eines re gen Briefwechsels in diesen Belangen mit Karl Felix Wolff, dem Erforscher der Sagenwelt der Dolomiten, ist mehrfach belegt®®. Über diese Tätigkeit urteilt Monika von Gagern: „Herzmanovsky verwendete die Deutung der Ortsnamen als Beleg für seine Vorstellungen, die er durch seine Pseudoethymologie zu legitimieren versucht^®." Ähnliches führt Barbara Bronnen an, wenn sie berichtet, daß im Originaltyposkript zum Maskenspiel der Genien, 7. Kapitel, Seite 63, das Bistum Freising mit der „Göttin Freya" in Verbindung gebracht wurde^'. Wie dem auch sei! Die eifrige Sammlertätigkeit des Dichters bleibt dadurch unbestritten. Um 1928, so weiß Monika von Gagern zu be richten^®, beschäftigte sich das Ehepaar Herz manovsky wochenlang intensiv mit Ortsnamen forschung, durch die sich ihnen „eine ungeheure Mysterienperspektive" eröffnet. Im Jahre 1930 berichtet der Dichter von sich, daß er seine Neigungen vertieft auf Orts- und Flur namenforschung richte. Besonders Oberöster reich, das Mühlviertel und der Böhmerwald, die er für Gebiete einer atlantischen Insel hält, be schäftigen ihn^®. Hinsichtlich des Datums (16. August 1932) des an Dr. Oskar Schmotzer gerichteten Briefes ist folgende Feststellung von einigem Interesse: „Im Herbst 1931 schreibt Herzmanovsky, er habe inzwischen ,eine physische Häutung' erfahren und sehe nun ,das wahre magische Skelett einer Landschaft'. Es ist, seiner geheimnisvollen und ungenauen Diktion zufolge, nicht ganz verständ lich, was er damit meint. Anscheinend glaubt er aber durch die Deutung von Orts- und Flur namen schwächere oder stärkere ,magische Kraft felder' in der Landschaft bestimmen zu können, deren Wirkung sich durch seltsame und unerklär liche Geheimnisse dort bestätige. Für ihn, der die wahren Zusammenhänge ahnt, ist das scheinbar Unerklärbare die notwendige Folge von magi schen Strömungen, die sich an längst vergesse nen Kultstätten oder durch Uberlieferungen, die mit einer bestimmten örtlichkeit verknüpft sind, feststellen lassen. Er berichtet z. B. auch von anhand seiner Namensforschung richtig voraus gesagter Radioaktivität, die dann durch eine staatliche Kommission bestätigt worden sei. Die Fähigkeit, das ,wahre magische Skelett der Land schaft' zu sehen, ist also eine Fähigkeit, das zu erkennen, was im ,Maskenspiel' von ,Dryadometern', ,Nixographen' und ,Sylphometern' ab gelesen wird^^." Die Beschäftigung mit der etymologischen Deu tung von Ortsnamen sollte die Ursache dafür werden, daß eine Sammlertätigkeit entstand, der der Dichter wohl bis zu seinem Tod treu bleiben sollte. Bekannt ist, daß sich Carmen und Fritz von Herzmanovsky-Orlando seit 1948 mit „Mut terrecht und rätischer Religion beschäftigen, in welch letzterer sich Spuren des ersteren finden lassen"^®. Mehrfach wird in der einschlägigen Literatur festgestellt''®, daß die Auswertungen des Dich ters einer wissenschaftlichen Uberprüfung nicht standhalten. Von diesem Umstand soll hier abEbenda, S. 27. K. Ziegler, Das Leben, S. 10. M. V. Cagern, Ideologie und Phantasmagorie, 5. 25. Ebenda, S. 25, Anm. 3: „Hinweis auf die Korrespon denz ist die Erwähnung des ,MythoIogen und Na mensforscher Baron Fritz von Herzmanovsky-Or lando'" in einer Anmerkung zu den Dolomitensagen (Wolff, Karl Felix; Dolomitensagen, Innsbruck - Wien - München 1969, S. 458)." M. V. Cagern, Ideologie und Phantasmagorie, S. 38, und 39. B. Bronnen, F. v. Herzmanovsky-Orlando, S. 52 u. 72. M. V. Cagern, Ideologie und Phantasmagorie, S. 31. Ebenda, S. 31. Ebenda, S. 32. " Ebenda, S. 32. So z. B. ebenda, S. 38/39, und J. Ties, Das Bild Öster reichs, S. 222.
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