heiten zu dulden oder gar zu fördern. Er half aber andererseits jederzeit mit Rat und Tat^®. Daß seine Kritik bei aller Schärfe auch wohlwol lend war, zeigen viele seiner Besprechungen von einzelnen Künstlern und Ausstellungen'® in den oberösterreichischen Zeitungen, hauptsächlich in der „Linzer Tagespost". In heutiger Sicht lassen sich seine exakten Feststellungen an der inzwi schen erfolgten Entwicklung mancher oberöster reichischer Künstler nachweisen und erhalten da durch — noch nach 40 Jahren — einen erstaun lichen Gegenwartsbezug. Der Museumsmann Ubell führte sofort eine Neuerung ein, die zur ständigen Einrichtung wer den sollte. Er machte den Museumsbestand in Schausammlungen und Sonderausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich und hielt bereits kurz nach seinem Amtsantritt Lichtbildervorträge (1904) zur Einführung des Publikums. Seiner Umsicht und Tatkraft sind so wichtige und kul turgeschichtlich wertvolle Errungenschaften wie der Schwanenstädter-Fund (eine Brautausstat tung aus 1671) und das Sensenschmied-Zimmer zu verdanken. Die Neuordnung, wissenschaft liche Systemisierung und Katalogisierung der Sammlungen ist sein Werk. Die von Dr. Her mann Ubell veranstalteten unzähligen Ausstel lungen brachten dem Landesmuseum in Linz bis zu 700 (!) Besucher'^ an einem Tage. Der Fachschriftsteller und Kunsthistoriker Ubell legte die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Ar beiten laufend in zahllosen Aufsätzen in Fach zeitschriften (z. B. Kunst- und Kunsthandwerk, Propyläen) und in den Jahrbüchern des Ober österreichischen Musealvereines nieder. Zur Jahr hundertfeier dieses Vereins (1933) veröffentlichte er (neben der sehr gründlichen und sorgfältigen Vorbereitung von drei Ausstellungen im Mu seumsgebäude!) eine „Geschichte der kunst- und kulturhistorischen Sammlungen des oberösterrei chischen Landesmuseums" als Sonderdruck des Jahrbuches des Musealvereines (85. Band). Diese „Festschrift zur Jahrhundertfeier" — 164 Seiten Text, 43 Textabbildungen und 38 Schwarzweiß tafeln — darf als Höhepunkt des Schaffens von Dr. Hermann Ubell angesehen werden und stellt die erste und zugleich vollständigste Geschichte des Oberösterreichischen Landesmuseums dar. Das 6. Kapitel widmet Dr. Ubell seinem Lieb lingskind, der Landesgalerie, die ihm (wie auch die Kupferstichsammlung'®) ihr eigentliches Da sein zu danken hat, denn erst seine nach wissen schaftlichen und künstlerischen Gesichtspunkten ausgerichtete Neugestaltung machte sie zu jener wohlgeordneten Sammlung, als die sie sich bei der Wiedereröffnung (1924) zeigen konnte. Be deutende Werke österreichischer Künstler, wie Kremser-Schmidt, Joh. Bap. Reiter, J. Danhauser, Wengler, K. Kronberger hatte Ubell für die Landesgalerie erworben und ihren Bestand um wichtige Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle erweitert. In diesem Zusammenhang sei mit Bedauern ver merkt, daß die von Dr. Hermann Ubell so sehr geliebten Räume der Landesgalerie in der Mu seumstraße in Linz nicht mehr zugänglich sind und für andere Zwecke (geologisches Depot) um gewidmet wurden. So schön die Räume im Hinweise, die Kritik Ubells betreffend, verdanke ich ebenfalls der in Salzburg lebenden Tochter Dr. Ubells, Frau Angelika Reichelt, die sie mir in einem Gespräch in Linz am 8. Dezember 1975 mitteilte. (Dieses Ge spräch wurde auf einem Tonband aufgenommen und enthält eine Fülle von Einzelheiten über Lebensweise, Art und Charakter Hermann Ubells!) Besonders denen des Oberösterreichischen Kunstver eins 1851 widmete Dr. Ubell seine besondere Auf merksamkeit seit dem Beginn seiner Tätigkeit in Linz (vgl. auch Vorwort zur Jubiläumsausstellung ,75 Jahre Oberösterreichischer Kunstverein', Linz 1926, S. 3—8). Im Laufe seines Wirkens in Linz und Oberösterreich schrieb Dr. Ubell 82 Aufsätze in den verschiedensten Zeitschriften und Zeitungen, die sich nur auf Ober österreichs Kunst- und Kulturleben bezogen. P) Die unzähligen kunst- und literaturgeschichtlichen Feuilletons(^) aus seiner Grazer Zeit (1899—1903) und die jährlichen Museumsberichte des Museumsdirektors sind hier nicht berücksichtigt. P) Vgl. Bibliographie zur Oberösterr. Geschichte, von Eduard Straßmayr, Band 1 (1891—1926), Linz 1929; Band 2 (1927-1934), Linz 1937; Band 3 (1935-1948), Linz 1950. (^) Vgl. Drei Mappen mit Zeitungsausschnitten in der Bibliothek des Oö. Landesmuseums unter der Kata lognummer II XIII h 30/1, 2, 3. " Vgl. Anm. 11 („Tages-Post", Nr. 150; Julius Wimmer). Nach Erweiterung und Vermehrungen in den Jahren 1907, 1915, 1923 (200 Blätter) konnte Ubell im Direk tionsbericht des Landesmuseums für das Jahr 1936P) stolz vermerken: „Das Kupferstichkabinett vermehrte seinen Stand um 2467 Blätter" . . . P) Jb. d. Oö. Musealvereines, 87. Bd. (1937), S. 24.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2