Oö. Landesmuseums und wurde bis heute an Anzahl der Dienstjahre von keinem Nachfolger eingeholt — übte Dr. Ubell gewissermaßen eine Doppelfunktion aus; die des Museumsleiters und die des Kunstkritikers. War der Gelehrte schon früh für Alfred Kubin und Anton Hanak (siehe nebenstehende, etwas verkleinerte Wiedergabe eines Originalschreibens)eingetreten, so nahm er sich jetzt der oberösterreichischen Künstler wärmstens an. Seine scharfe, aber gerechte Feder war gefürchtet^'*, weil Ubell unerbittlich nur höchste Qualitätsansprüche gelten ließ und lieber eine schwache Begabung „verriß", als Halbwahr- ' Briefe von: Anton HanakP), Alfred Kubin, Hermann Bahr, K. H. Strobl, Hugo von Hofmannsthal, Chri stian Morgenstern und Franz Karl Ginzkey im Besitz von Frau Angelika Reichelt und Herrn Hofrat Dr. Felix Reichelt in Salzburg, denen ich an dieser Stelle sehr herzlich für die Überlassung der Reproduktions erlaubnis und für die Gewährung der Einsicht in Privatdokumente danke. (1) Der eine Brief von Anton Hanak, der sich auf eine „Hanak-Nummer" der Zeitschrift „Kunst für Alle" — zu der Ubell das Begleitwort schrieb — bezieht, soll hier wegen der Eigenwilligkeit des Schriftbildes ab gebildet und im Wortlaut wiedergegeben werden: „Seiner Hochwohlgeboren Herrn Dr. Hermann Ubel(l) in Linz. Hochgeehrter Herr Doktor. Die ,Kunst für Alle' haben mir mitgeteilt, dass sie die Fotografien(-) bereits an Sie abgesendet haben und wäre ich Ihnen sehr dankbar, wen Sie mir Mitteilung machen würden welche Blätter verwendet werden sol len. Ich traue dem Geschmack dieser Programm menschen doch nicht ganz, was die Zusammenstellung der Reihenfolge betrifft. An Sie Herr Doktor richte ich die unterthänigste Bitte in Ihrem Aufsatz, meine Zugehörigkeit zu Österreich, sowie mein Leiden unter den gegenwärtigen Inquisition-ähnlichen Zuständen, nicht zu erwähnen. Dafür aber die reine Entstehung des Werkes und seine Vollendung direkt im Material als Basis zu verwenden. Jedenfalls bin ich ganz durch drungen von Ihrer vornehmen und innerlich hoch stehenden Beobachtung und freue mich dass die Mög lichkeit dieser doppelten Publikation näher rückt. In ergebener Hochachtung verbleibe ich Sie herzlichst grüssend Ihr A. Hanak Wien, 2. September 1912" (-) Diesem Brief war einer vom 10. August 1912 vor ausgegangen und einer vom 28. Oktober 1912 gefolgt. Zur Person Anton Hanaks: Hanak war geb. am 21. 3. 1875 in Brünn, gest. am 6. 1. 1934 in Wien; er kam zur Tischlerlehre nach Wien, lernte dann bei einem Wiener Holzbildhauer zwischen 1889 und 1893, wurde durch Josef Hofmann gefördert und ging zu Emund Hellmer an die Bildhauerschule der Akademie der bildenden Künste, trat der Sezession bei und erhielt eine Berufung 1914 an die Wiener Kunstgewerbe schule, wurde 1932 ordentlicher Professor an der Akademie, wo Fritz Wotruba und Heinz Leinfellner seine Schüler waren. Seine Kunst baute auf der Rodins auf und bildet eine grundlegende Neuerung in der österreichischen Plastik. Vgl. Kristian Sotriffer: Male rei und Plastik in Österreich von Makart bis Wotruba, Wien 1963, S. 87, 88 und 101. " Als Beispiel für die hohe Achtung, die Ubell als Kritiker genoß, sei der Wortlaut eines Briefes von Franz Karl Ginzkey (1871—1963) wiedergegeben, den der um fünf Jahre ältere Dichter an Ubell am 2. März 1906 schrieb: „Hochgeehrter Herr! Gestatten Sie, daß ich Ihnen für Ihre so außer ordentlich schöne Besprechung meines Buches (^J mei nen tiefsten Dank ausspreche. Mir kam das völlig überraschend, denn ich hatte eigentlich eine leise Angst vor Ihrem Urteil, weil mir wohl bekannt war, daß Ihnen mein erstes (-) Buch nicht gefallen hatte. Trotzdem beschloß ich, alle Winkelzüge, durch die ich etwa von anderer Seite eine Besprechung in der so wichtigen ö. R. hätte erreichen können, zu vermeiden und mich Ihrem Urteil auszuliefern, weil mich dieses Urteil außerordentlich interessierte. Und nun hat die ses Urteil eine Form angenommen, an die ich niemals zu denken gewagt hätte. Neben der Erkenntnis, daß diese Besprechung für mich von hohem literarischem Nutzen ist, tritt aber auch die Freude über Ihre so tief eingehenden Betrachtungen, über das so außerordent liche Verständnis, das meine schlichten Dichtungen bei Ihnen, dem so sehr modernen und kostbare reiche Formen liebenden Dichter, finden konnte. Ich hatte ja im Laufe der Jahre oft Gelegenheit, besonders in der ,Wiener Zeitung', mich mit Ihren Versen und Ihrer Prosa vertraut zu machen und der Wunsch, von Ihnen, werde es wie es werde, besprochen zu werden, beruhte wohl auf der großen Achtung, die Ihre Werke mir abgenötigt hatten. Ich verfüge gar nicht über die richtigen Worte, um Ihnen meine Freude über Ihre, an sich und für mich, so wertvolle Besprechung aus zudrücken und kann Sie nur nochmals meines tiefsten Dankes versichern. Ihr sehr ergebener und erfreuter F. K. Ginzkey." (') „Das heimliche Läuten", erschienen 1906. (^) „Ergebnisse", erschienen 1901. Vgl. Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter aus Österreich im 19. und 20. Jahrhundert, Salzburg 1964, Band 1, S. 219 und Band 2, S. 385. Auf Seite 219 des 1. Bandes schreibt Schmidt: „Die Lyrik Ginzkeys, die nicht von der Zeitfarbe der wechselnden Moden getönt ist, bekennt sich zum verpflichtenden Erbe der Uber lieferung" . . .
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