OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

die Daumenfalte am ersten Glied außen imd spricht dabei: Hanserh steh grad! Du wirst a Soldat. Dei Muatta wird woana, Wann's di nimmer hat. Stäbchen steckt; ebenso aus den Schüsselchen der EICHELN6. 10 STROHHALME werden als Blasrohre zum Seifenblasen verwendet^ heute aber nicht mehr die echten, sondern die aus Plastik. Aus einem frischen HASELNUSSTECKEN wird mit Hilfe eines Spagats ein Bogen gespannt, der sogenannte „Ffizipfeil". Ein „Stukkaturrohr" (SCHILFROHR), auf das vorne ein Stückchen HOLLERSTOPPEL gesteckt wird, dient als Pfeil. Hier haben wir ein Beispiel dafür, daß aus einer ernsten Waffenübung ein Kinderspiel geworden ist, wahrscheinlich erst, nachdem die Waffe nicht mehr den Anforderungen der kämpfenden Er wachsenen entsprochen hatte. Der Umgang mit Pfeil und Bogen wird schon von Homer im 8. Jahrhundert vor Christus erwähnt, so im 8. Gesang seiner „Odyssee", Vers 215—218: „Wohl versteh' ich die Kunst, den geglätteten Bogen zu spannen; / Ja, ich träfe zuerst im Hau fen feindlicher Männer / Meinen Mann mit dem Pfeil, und stünden auch viele Genossen / Neben mir und zielten mit straffem Geschoß auf die Feinde." Und im 21. Gesang der „Odyssee", Vers 10 und 11, heißt es: „Unter den Schätzen war der krumme Bogen Odysseus' / Und sein Köcher, gefüllt mit jammerbringenden Pfeilen."^ Im Mittelalter hat man die Tätigkeit des Bogen schießens bereits zu einem Sprichwort „ent schärft". So heißt es im „Narrenschiff" des Sebastian Brant (1457—1521): „Wer mit viel Bogen schießen will, / Der trifft wohl kaum ein mal das Ziel; / Und wer auf sich viel Ämter nimmt, / Der kann nicht tun, was jedem ziemt."® Wieder einige Jahrhunderte später wird aus dem Bogenschießen ein Kinderspiel. 8 Ältere Buben verstehen es auch, aus einem Stück des HOLUNDERSTAMMES, eine „Holler büchse" zu machen, mit der sie dann die Mädchen anspritzen körmen. 9 Rauch-Pfeifen werden aus KASTANIEN ge macht, die man aushöhlt und in die man ein Aus der dicken FÖHRENRINDE werden Schiff chen geschnitzt. Blümml und HöfeH erwähnen für die nieder österreichischen Kinder auch das Schnitzen von Würfeln aus Föhrenrinde, aus Oberösterreich wurde davon nichts gemeldet. 12 Die Pflanze „TAUBENKROPF" wird auch als sogenanntes „SCHNALZERL" bezeichnet: Man schließt die Blütenblätter vorne mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger, reißt die Blüte ab und zerschnalzt sie auf dem Rücken der anderen Hand®. Die Früchte der KÄSEPAPPEL werden in der Puppenküche als Brot verwendet und mitunter auch gegessen. 14 BOHNEN dienen als Geld, übrigens nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen beim Kar tenspiel. Bei verschiedenen Brettspielen (Mühl fahren, Fuchs und Henn, usw.) werden sie auch als Brettsteine verwendet. * Homers Odyssee, in der Übersetzung von Heinrich Voß. ® Sebastian Brant, Das Narrenschiff. Übertragen von H. A. Junghans. Reclam-Ausgabe, Stuttgart 1964, S. 71. ® Vgl. dazu auch: Eduard Heinisch, Pflanzen im Kinder spiel. In: Heimatgaue, Linz 1936, S. 58—61; S. 59. ' Blümml und Höfer, a. a. O., S. 133. ® Blümml und Höfer (a. a. O., S. 133) führen als „Schnal zerl" noch den Blasenstrauch, dm Volksmunde Kletschenstaude, Enzian, aufgeblasenes Leinkraut, Wald nachtnelke und Klatschmohn an: „Zum Schnalzen (Kieschen) Kelch, unreife Früchte oder Blüthe wird auf die eine Hand gegeben, mit der anderen darauf geschlagen, und nun geht die Klescherei los, d. h. der Kelch etc. springt und die herausströmende Luft ver ursacht einen eigentümlichen Knall."

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