Kunst als Lebensinhalt und Verpflichtung Zum 30. Todestag von Hermann Ubell — Bausteine zu einer Biographie Von Fritz Feichtinger Mit 1 Abbildung und 1 Textbild Die gegenwärtige Linzer Kunstkritik läßt uns mit Wehmut eines Mannes gedenken, der enor mes kunsthistorisches Wissen mit literarischer Meisterschaft zu jenem brillanten Stil zu verbin den wußte, den es heute kaum mehr gibt: Hofrat Dr. Hermann Ubell, der am 13. August 1947 in Linz gestorben ist^. Wollte man der überragenden Persönlichkeit des mehr als 30 Jahre am Oberösterreichischen Lan desmuseum in Linz auch als Direktor angehören den Hofrates Dr. Ubell gerecht werden, müßte neben dem hochgebildeten Kunsthistoriker und Kritiker auch der bedeutende Fachschriftsteller, Lyriker, Literarhistoriker und Volksbildner er wähnt werden. Seine Freunde nannten ihn nicht umsonst den „Olympier" (vgl. Anm. 15), wozu neben seiner klassisch-universellen Bildung auch seine äußere Erscheinung beitrug. Zum Gedächtnis seines Todes seien drei seiner fruchtbarsten Tätigkeiten, die dreieinhalb Jahr zehnte das Kunstleben der Stadt Linz und des Landes Oberösterreich entscheidend beeinflußt und aktiviert haben, herausgehoben: der Kunst historiker, der Kunstkritiker und der Museums leiter. Am 3. März 1876- in Graz als Sohn des Redak teurs Carl UbelP geboren, kam er schon als Kind in seine Väterheimat Nordböhmen zurück, besuchte das Gymnasium in Böhmisch-Leipa und in Prag-Neustadt, später in Villach, um dann am II. Staatsgymnasium in Graz mit Auszeichnung zu maturieren^. In seiner Geburtsstadt Graz schrieb er sich in die Philosophische Fakultät der k. k. Franzens-Universität ein und wählte klas sische Archäologie und neuere Kunstgeschichte als Hauptfächer sowie klassische Philologie als Nebenfach. Seine Professoren waren u. a. von Karajan, Josef Strzygowski und Wilhelm Gurlitt, welch letzterer die Doktorarbeit des 23jährigen Ubell als „die beste Doktordissertation, die er ' Dompfarre Linz, Totenbuch, Tom IV, fol. 264, 13. 8. 1947. — Begräbnis: 16. 8., 10 Uhr. — Totenschein Nr. 1877/1947. v. 13. 8. 1947/2. 9. 1947 v. Standes amt Linz. — „Linzer Volksblatt" Nr. 187. v. 14. 8. 1947, S. 2. — „Oberösterreichische Nachrichten" Nr. 190 V. 19. 8. 1947, S. 2 (Dr. —er). — Nachruf in: „Jb. d. Oö. Musealvereines", 93. Bd. (1948), S. 89—94 (Dr. Justus Sdamidt). ^ Taufschein, Z. 2378, Tom. 17, fol. 346 des röm.-kath. Pfarramtes St. Leonhard in Graz: Hermann Eugen Ubell, geb. 3. 3. 1876, getauft 25. 3. 1876. ® a) Die Eltern, Carl und Aloisia Ubell, geb. Farkl, wohnten damals in Graz, Rechbauerstraße 28 (vgl. Anm. 2). b) Auf Seite 406 des Taufbuches Tom. 17 findet sich folgender Nachtrag: „Ad pag. 346: ,Nach einer an das kk. Ministerium des Inneren gelangten Mitteilung des königl.-ungar. Justizministeriums vom 5. Mai 1910 Z. 1. 622/2 ist der am 3. März 1876 in Graz geborene in Linz [Herrenstraße 8, d. Verf.] wohnhafte Hermann Eugen Ubell von dem in Temesvar wohnhaften ungarischen Staatsangehörigen Ludwig Johann Vin zenz Bathory und seiner Gattin Josefa geborene Vikopal adoptiert worden. Vermöge dieser Adoption hat der Adoptierte in Hinkunft den Doppelnamen Ubell-Bathory zu führen.' Diese Eintragung erfolgt über Auftrag des k. k. Mini steriums für Inneres vom 13. Juni 1910 Z. 18635 auf Grund des Erlasses der k. k. Statthalterei in Graz vom 26. Juli 1910 Z. 6-2125/2 1910." Dr. Ubell hatte am 19. August 1911 in Steinamanger, Ungarn, Margit Maria Rosa Scherer-Bazsö, geb. 9. Fe bruar 1891 in Wien, Wohnort Linz, Eisenhandgasse Nr. 10 d, geheiratet. (Auszug aus dem Ehe-Matrikel buch / deutsche Übersetzung des in ungarischer Spra che ausgefertigten Originals / Nr. 146, vom 30. Juli 1912, Steinamanger / Übersetzung: Linz, 2. August 1912 /.) Vgl. Anm. 13. * a) Maturaprotokoll des 11. Staatsgymnasiums in Graz V. 14. Juli 1893: Schuljahr 1892/93 Vlll. Kl. Abthei lung A, Pag. 36: „Unterzieht sich der Prüfung zum erstenmal. Reif mit Auszeichnung." Dort heißt es unter ,Studiengang': „Hat die Gym nasialstudien vom September 1885 bis October 1887 am Staatsgymnasium in Böhmisch-Leipa begonnen, vom October 1887 bis Juli 1890 am Deutschen Staats gymnasium in Prag-Neustadt und vom September 1890 bis December 1891 am Staatsgymnasium in Villach fortgesetzt, vom Jänner 1892 bis Juli 1893 am 11. Staatsgymnasium in Graz beendet." (Vgl. auch curriculum vitae v. 7. Juli 1899 als Beilage zum An suchen zur Doktorprüfung; Archiv der Universität Graz, Nr. 437, Phil. Rigorosenbuch 1898—1910.) b) Schulnachrichten des 11. Staatsgymnasiums, Graz, 1893, S. 44: Die schriftliche „Maturitätsprüfung im Sommertermine 1893" wurde am 5. Juni begonnen . . . (es folgt die Aufzählung der Prüfungsaufgaben der verschiedenen Unterrichtsgegenstände). „Die mündliche Prüfung fand unter dem Vorsitze des Herrn Domcapitulars Anton Grießl, . . . und zwar für die 1. Abtheilung am 5.-8. und 10. Juli statt ..." — Seite 45: „... Von den 41 Geprüften wurden 39 für reif erklärt, darunter 8 mit Auszeichnung" (Hermann Ubell mit Nr. 32 unter den 8 Schülern „Mit Aus zeichnung"; als ,Künftiger Beruf ist in der Liste „Philosophie" angegeben; d. Verf.).
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