dig gehalten worden. Die Mitglieder des Staats rats seien zwar gespalten gewesen, aber das Pro jekt nicht, wie üblich sonst, an die Geistliche Hof kommission weitergeleitet worden. Zur Bestätigung dieser Proposition sei der Linzer Bischof in einem gedruckten Hirten brief zum Autor gemacht worden. Er, der Nun tius, glaube indes, daß dieser zweideutig oder eher eine Lüge sei, da der Prälat in diesem Hir tenbrief von der Beichte in Ausdrücken spreche, die einem Menschen von gesunder Lehre nicht zukämen. Er schließe einen Auszug aus diesem Hirtenbrief bei. Übrigens hätte man ihm auch gesagt, daß ein Rundschreiben zirkuliere, wel ches den Titel „Circolare della Diozesi di Lintz" (so Capraras Übersetzung) trage. Man kenne den Autor nicht, und bislang sei ihm der Inhalt nicht bekannt geworden, außer daß er infam sei. Er wollte das Schreiben aber beschaffen und dem Staatssekretär senden. Bald darauf schrieb Caprara wieder in dieser Angelegenheit. Er werde den Auszug des an die Pfarrer der Linzer Diözese gerichteten Hirten briefes übermitteln (damit ist natürlich nicht das offizielle Schreiben vom 1. September 1785 ge meint). Nach einigen sei Eybel der Verfasser, nach anderen sei er in Wien entstanden. Nach dem man nun den Bischof von Linz darin spre chen lasse, habe er es für seine Pflicht gehalten, ihn mittelbar warnen zu lassen und zu fragen, ob er etwas unternommen hätte, diese Betrü gerei zu dementieren, allenfalls, wenn der an gebliche Hirtenbrief wirklich von ihm herrühre, eine öffentliche Rechtfertigung zu geben. Über dies sei mutmaßlich ein anderer Hirtenbrief un ter demselben Titel und über die gleiche Frage gedruckt worden. Er werde sich beeilen, ihn auf zufinden und einen Auszug oder die Überset zung davon zu übersenden^®. Bei der „altra Pastorale, e sotto il medesimo titolo, e sull'istesso buono" muß es sich um den „Zweiten Hirten brief" handeln. Bereits am 29. Mai übersandte Caprara den Aus zug des angeblichen Hirtenschreibens des Linzer Bischofs. Der zweite Hirtenbrief (l'altra Pasto rale), den er im Brief vom 25. Mai erwähnt hatte, sei womöglich noch ruchloser. Bislang habe er ihn noch nicht auftreiben können, trotz größter Anstrengungen. Vielleicht könne er ihn vom M. Vicario di Lintz — dem Generalvikar Anton von Finetti — erhalten. Mit ihm stand er ja in dieser Angelegenheit in Verbindung. Wenn er die Rechtfertigung des Bischofs in Händen haben würde, würde er sie gleich übersenden^^. Am 29. Juni schickte Caprara schließlich über Auftrag des Staatssekretariats ein deutsches Exemplar des dem Bischof von Linz zugeschriebenen Hirten briefes^®. Bischof Herberstein wird es keine Seelenpein be reitet haben, den falschen Hirtenbrief und des sen gegen die Ohrenbeichte gerichtete Tendenz zu widerlegen. Konservative wie auch jansenistisch beeinflußte, den josephinischen „Refor mern" nahestehende Theologen wie Wittola wa ren sich einig in der Verteidigung dieser Form des Bußsakramentes, und Wittolas Kirchenzei tung hatte ja bereits 1784 deutlich Ablehnung der Eybelschen Schrift zu erkennen gegeben®®. Die offizielle josephinische Linie war dem Buß sakrament positiv eingestellt und suchte nur Mißbräuche bei der Ausspendung einzustellen®®. Am 22. (21.?) September 1786 konnte Caprara melden, daß ein Religiöse des Benediktiner klosters St. Emmeram in Regensburg daran sei, eine Widerlegung des fälschlich Herberstein zu geschriebenen Hirtenbriefes auszuarbeiten. Er wolle, sobald diese erschienen wäre, ein Exem plar davon beschaffen und dem Staatssekretär schicken®^. Wer ist nun dieser namentlich nicht genannte Benediktiner St. Emmerams? Des Klosters bekanntester Apologet, ja Ketzerriecher, war P. Wolfgang Froehlich, Zeitgenossen ein Be griff. Er, der mehrfach auch Eybel entgegnete, also sich durchaus — wie auch die gesinnungs verwandten Augsburger Exjesuiten im Salvatorkolleg — österreichischen Themen widmete, mag demnach der Verfasser jenes Schriftchens sein, das die genannten Augsburger 1786 in den 23. Band der 40 Bände umfassenden „Neuesten Sammlung jener Schriften, die von einigen Jah28 ASV/ANV Nr. 199 fol. 40r v. 25. 5. 1786. 27 Ebd. fol. 40v41r v. 29. 5. 1786. 28 Ebd. fol. 47r v. 29. 6. 1786. 28 Brandl, Eybel, S. 214. 88 Hollerweger, Reform (Reg.). 8' ASV/ANV Nr. 199 fol. 70r v. 22. (21.? schwer lesbar) 9. 1786.
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