Plan eines Pfarrhofbaues in Pettenbach durch Johann Michael Prunner (1732) Von P. Benedikt Pitschmann Am 8. Oktober 1731 wütete in Pettenbach, Be zirk Kirchdorf a. d. Krems, ein verheerender Brand. Er äscherte den Pfarrhof, einen mächtigen Vierkanthof, der erst in den Jahren 1649/1652 von Grund auf neu errichtet worden war, samt den Wirtschaftsgebäuden und der schon ein gebrachten Ernte ein^. Für den damaligen Pfarr herrn P. Maurus Grafenhuber (1719/1732)^ war dies ein schwerer Schlag. Doch raffte sich der an scheinend sehr baufreudige Pfarrer® bald dazu auf, den zerstörten Pfarrhof von Grund auf wie der aufzubauen. Dafür suchte er den bedeuten den Linzer Baumeister Johann Michael Prunner zu gewinnen, der bisher schon viele Bauten in der Umgebung aufgeführt hatte^. Dieser Achritekt stand ja auch mit dem Stifte Kremsmünster in Verbindung, dem P. Maurus angehörte®. Im Stiftsarchiv Kremsmünster ist nun ein Konvolut mit Briefen erhalten, die uns in diese An gelegenheit Einblick gewähren®. Unter dem 8. Fe bruar 1732 teilte P. Prior Sebastian Mayrlechner im Auftrage des Abtes Alexander III. Fixlmillner dem Pfarrer mit, daß das Stockwerk, worin sich die Wohnung des Pfarrers und die Gästezimmer befänden, nicht abgebrochen werden sollte. Die übrigen Teile des Gebäudes jedoch, nämlich die Wohnung der Kooperatoren und der Stadel, soll ten neu aufgerichtet werden, falls dies notwendig ' So berichtet der Chronfiist än der Biographie des Pfarr herrn P. Maurus Grafenhuber: „Demum A. 1731 8. Octobris, quum aiedium suarum tecta omnia, stabula, frumentariam domum cum granis in cineres abire vidisset, curarum fessus, primum parodüae proximo anno . . . vale dixit." (Marian Pachmayr, Series Abbatum et Religiosorum Monasterili Cremifanensiis etc., Styrae 1777, 601). Über den Pfarrhofbau unterrichtet eine Eintragimg im Pfarrhof-Urbar: „Zuuernemben, demnach der alte Pfarrhoff nlit allein etwas weit von der Khirchen entlegen, sondern auch ex toto also Pauföllig, vnd Zerrissen gewesen, daß wan die darihnen allenthalben geszte Spreizen das besste nit gethan hetten, niemandt sicher auß: vnd eingehen. Villweniger darihnen wohnen hette khönden; Alß habe ich P. Franciscus Kramer . . . das Khirchbaumguett . . . den 20 July ao 1649 . . . erkhaufft." (Vrbarium Vber des Pfarrhoffs Zu Pettenbach Binkhonben etc., 13r, Pfarrarchiv Pettenbach). Die Vollendung dieses Baus 1652 meldet eine Inschrift über dem Pfarrhof eingang: „Deo Opt. Max. Auspice, Diuo Benedicto patrocinante, isub Placido Abbate Cremifanensi, domum hanc parochialem, in nouo coempto fundo, funditus erexit P. Franciscus Kramer . . . Anno Dni MDCLII." (Gedruckt bei Pachmayr, Series, 466.) - P. Maurus (Anton) Grafenhuber wurde 1672 in Kremsmünster geboren. Sein Vater war Verwalter des Schlosses Kremsegg. Grafenhuber machte 1692 in Kremsmünster Profeß, 1697 wurde er zum Priester geweiht. Bis 1700 wirkte er als Stiftsprediger und 1700—1705 als Pfarrer von Eberstalzell. 1705—1712 versah er das Amt des Kellermeisters und 1702—1719 das eines Superiors in Adlwang. 1719 übernahm er die Pfarre Pettenbach, die er bis 1732 innehatte. In folge der zu schildernden Ereignisse resignierte P. Maurus 1732 und kehrte ins Kloster zurück, wo er bereits am 29. 12. 1733 starb. (Vgl. Altmaim Kellner, Profeßbuch des Stiftes Kremsmünster, Klagenfurt 1968, 257.) ' Über seine Bemühungen um Verschönerung des Got teshauses durch Renovierungsarbeiten, Anschaffung von Kirchengerät und Paramenten gibt das „Khürchen Raitt-Buech . . . des Sti Benedictj Gottshauß vnd Pfarr Khirchen zu Pöttenbach 1672 (bis 1729)" (Pfarrarchiv Pettenbach, abgekürzt KRB) beredtes Zeugnis. So ließ er 1723—1725 die Pfarrkirche Pettenbach renovieren, wobei der Haller Maler Matthias Auhuber die Fresken im Presbyterium schuf (KRB, 255^-259''), einen neuen Friedhof anlegen (ebenda, 255') und tätigte manche Neuanschaffungen (vgl. hierzu ebda 240". 242'. 252'. 254V). * Über Johann Michael Prunner (1669—1739) vgl. Bruno Grimsckitz, Johann Michael Prunner, Wien ^1960; Carl Hans Watzinger, „Johann Michael Prunner, des Raths unnd bürgerlicher Paumeister ..." Zum 300. Ge burtstag des großen oberösterreichischen Barockbau meisters, in: Oö. Heimatblätter 23 (1969), 20—29; hinsichtlich der von Prunner bis 1731/32 errichteten Bauten vgl. die übersichtliche Zusammenstellung bei VJatzinger, Prunner, 23 f. ° Vgl. dazu Leonore Pühringer-Zwanowetz, Das Stift als neuzeitliche Anlage, in: österreichische Kunst topographie, Bd. XLIII, Die Kunstdenkmäler des Be nediktinerstiftes Kremsmünster, I. Teil, Das Stift — der Bau und seine Einrichtung, Wien 1977, 184; dazu ebda. Anm. 106; ebda. 317. 354. 482. Eine Beteiligung Prunners am Bau der Kalvarienbergkirche zu Krems münster vermutet schon Theophil Dorn, Abriß der Baugeschichte Kremsmünsters, Linz 1931, 69. Aus stil kritischen Erwägungen heraus bestätigt Grimschitz diese Annahme (Grimschitz, Prunner, 96 f.), wobei ihm auch Watzinger folgt. {Watzinger, Prunner, 27 f.) Kri tisch äußert sich zu einer Beteiligung Prunners an diesem Bau Hujber mit dem Hinweis, daß sie sich archivalisch nicht beweisen lasse {Wendelin Hujber, Marktgemeinde Kremsmünster, Festschrift zum 1200Jahr-Jubiläum des Stiftes Kremsmünster, Kremsmün ster 1977,149). ® Stiftsarchiv Kremsmünster (= StAKr), Schachtel Q, Pettenbach 3, 1626—1860, 140 VI n. (Abgekürzt: StAKr, Schachtel Q).
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