OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

Akademie der musikalischen mindestens gleich zustellen" (Zitat aus dem Referat von Doktor H. Zöpfl in Hellmonsödt). Obwohl die Zahl der aktiven Spieler naturgemäß stark fluktuiert, ist immer wieder der Wunsch nach selbstschöpferischer Kulturarbeit durch schlagend. Laut Dr. Zöpfl ist der Schwund bei Frauen zwischen 20 und 30 Jahren (bedingt durch Familiengründung und die heranwachsen den Kinder), bei den Männern zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr am stärksten. Es muß immer wieder klar zum Ausdruck ge bracht werden, daß in einer immer mehr in den passiven Konstun treibenden Gesellschaft die Laienspieler ein Bollwerk gegen die Vermassung bilden. Sie sind ein Votum für die kreative, mu sische Bereicherung des Lebens. Selbstredend müssen wir ständig bemüht sein, das Niveau unseres Spielplanes und das der Aufführungen zu verbessern. Nicht nur mit dem Ziel, unser Publikum unterhalten zu können, sondern ein fach aus der Erkenntnis (frei nach Wilhelm Busch), „Das Spielen tut dem Menschen gut, wenn er es nämlich selber tut". Wir befriedigen xmser Bedürfnis nach schöpferischer Tätigkeit, wir schulen unseren Geist, erweitern unseren Wortschatz, und sind wir erst einmal in eine Rolle geschlüpft, überwinden wir Hemmungen und fühlen uns frei und gelöst. Aber Begeisterung allein genügt nicht. Und nun komme ich wieder auf die Musik zu sprechen. Es ist völlig ausgeschlossen, in einer Musik kapelle mitspielen zu wollen, ohne ein Instru ment zu beherrschen und die Noten lesen zu können. Der Kapellmeister muß sogar eine Ka pellmeisterprüfung ablegen. Ähnliche Voraus setzungen wären auch beim Spieler und Spiel leiter einer Theatergruppe notwendig. Das In strument ist unser Organ. Es ist das Fundament für die sprachliche Ausdruckskraft. Die Noten sind der Text, dem wir mit Gestik und Mimik Leben einhauchen und so aus dem geschriebenen Wort eine lebendige, schaubare Handlung ma chen. Es ist mir völlig klar, wie ungleich schwie riger es ist, den Menschen entsprechend einer vorgeschriebenen Situation echt, wahr und le bensnahe zTun Klingen zu bringen, ohne ihn zu verstimmen, wodurch er den Flor seiner an geborenen Natürlichkeit verliert. Bei der theatra lischen Schulung von Laienspielern sind pädago gisches Feingefühl und Einfühlungsvermögen von größter Wichtigkeit. Toleranz und der Mut ztun Unvollkommenen sind oft der Schlüssel zum Er folg. Es ist daher gefährlich, Berufsschauspieler als Lehrer oder Regisseure einzusetzen. Die schauspielerische Perfektion ist weder notvyendig noch möglich. Der Grad der Ausbildung des Spielleiters und der Spieler bzw. die künstlerisdie Potenz, die einer Spielgruppe zur Verfügung steht, soll auch den Spielplan beeinflussen. Wir sollen nie, von falschem Ehrgeiz getrieben, ein Bühnenstück zur Aufführung bringen wollen, das die vorhandenen künstlerischen, personellen und technischen Möglichkeiten überfordert. Der Respekt vor dem Autor fordert von uns wenig stens eine werkgetreue Interpretation. Anderer seits soll sich keine Spielgruppe unter ihrem Wert verkaufen, sondern immer bemüht sein, die Fähigkeiten durch entsprechende Stückwahl voll auszuspielen. Das Spielgruppentreffen hat klar vor Augen ge führt, daß Lustspiel und Schwank, bei lebens naher Interpretation und menschlich glaubhafter Darstellung der Charaktere, einen starken Unter haltungseffekt haben und derart dargeboten mit voller Berechtigung den breitesten Raum im Spielplan der Amateurbühnen einnehmen. In den Spielplänen des Amateurtheaters begeg nen wir aber auch Werken, die längst in Ver gessenheit geraten sind bzw. der Öffentlichkeit kaum vorgestellt werden würden, weil sie für die Berufsbühnen weder ein Geschäft verspre chen noch dem derzeit in Mode stehenden Zeit geist entsprechen. Das Laientheater in unserer Zeit ist frei von diesen und ähnlichen Erwägun gen und beweist damit seine selbstschöpferische, selbstverwirklichende Kulturkraft. Laut Referat von Dr. H. Zöpfl wurden in Oberösterreich in einem Erfassungszeitraum von sechs Jahren 554 verschiedene Btüclce von Laienbühnen auf geführt, während auf den „Profibühnen" zur sel ben Zeit knapp über 100 Neuinszenierungen über die Bühne gingen. Die Basis für diese Er fassung waren 144 Spielgruppen. Der Spielplan wird auch von den Spielstätten beeinflußt. Die dem Amateurtheater zur Ver fügung stehenden Bühnen bieten meist nur be-

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