Amateurtheater heute VonHelmut Ortner Mit 1 Kartenskizze ond 2 Abbildungen Der Oö. Landesverband für Sdiulspiel und Amateurtheater hat vom 18. bis 22. Mai 1977 ein Spielgruppentreffen unter dem Titel „Ama teurtheater im ländlichen Raum" veranstaltet. Alle Bundesländer wurden eingeladen, eine Amateurtheatergruppe zu delegieren, die ein Bühnenstück zur Aufführung bringt, welches für diesen Bereich als spezifisch angesehen werden kann. Die Veranstaltung hatte den Sinn einer Standortbestimmung des Amateurtheaters der Gegenwart und sollte den Verantwortlichen in den Landesverbänden die Ansatzpunkte ihrer künftigen Kulturarbeit zeigen. Der Spielplan zwischen Historie, traditionellem Schwank (siehe Abb. 1) imd Experiment (siehe Abb. 2) zeigte das breite Spektrum des Amateur theaters unserer Zeit. In Fachvorträgen, Forums und Podiumsdiskussionen wurden die vielfälti gen Probleme, vor denen das Amateurtheater heute steht, dargelegt: — Spielplan und Spielmöglichkeiten, — kulturelle Mission bzw. Publikumsgeschmack, — Autoren für das zeitgenössische Volks- und Laienspiel. Zunächst ein paar bemerkenswerte Fakten aus der jüngeren Vergangenheit. Vor 25 Jahren hat sich im Oö. Volksbildungs werk unter der Initiative von SR. Wolfgang Dobesberger eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, die sich der großen Tradition des Bühnenspiels in der Gemeinschaft erinnert hat und zunächst Vereine und Organisationen animierte, das Laienspiel wieder aufleben zu lassen. Es waren vorwiegend materielle Erwägungen und weniger künstlerische Motive, die veranlaßten, eine Theatergruppe aufzubauen. Die Feuerwehr brauchte ein neues Depot, der Musikverein eine Uniform und die Katholische Jugend sammelte für ein neues Pfarrheim. Das ging eine Zeitlang ganz gut, bis das Medium „Fernsehen" seinen Bildschirm in fast jedem Haushalt zum Flimmern brachte. Nun war ja für die Kulturberieselimg weitgehend gesorgt. Die Landbevölkerung kann am kulturellen Geschehen in der Großstadt mit naschen und wir brauchen ihr ja wirklich kein Dilettantentheater mehr vorzuspielen. Zumal es ja wesentlich unterhaltsamer ist, Mord- und Tot schlagstücke und seichte Tingeltangelware sich anzusehen, als die Abende mit Probenarbeiten zu verbringen und Samstag/Sonntag die Rollen texte zu lernen. Und wieder war es der Arbeits kreis für das Laienspiel, der vom Kulturbedarf der Bevölkerung eine höhere Meinung hatte. Es konstituierte sich der Oö. Landesverband im Oö. Volksbildungswerk. Die einzelnen Spiel gruppen wurden erfaßt und ein Lektorat be mühte sich um eine umfangreiche Spielkartei. Durch permanente Beratung, Schulung und In formation wurden die kreativen Kräfte animiert und mit vereinten Kräften ein Kampf gegen die Lethargie des einzelnen und die Kraft des Mas senmediums Fernsehen geführt. Der Dissertation von Dr. Helmut Zöpfi über das Laientheater in Oberösterreich entnehmen wir folgende Erkenntnis: Der stärkste Animator für das Amateurtheater ist nach wie vor der Lehrer; von 159 Leitern einer Spielgruppe sind 54 Lehrer 26 Angestellte 19 Beamte 13 Priester 8 Landwirte und Landarbeiter 39 Sonstige. Es ist uns bewußt, daß ohne die Reproduktion von Werken unserer Tondichter und Literaten unsere Kulturlandschaft total veröden würde. Die Berufsbühnen allein können das Angebot aus Vergangenheit imd Gegenwart weder ver arbeiten noch der breiten Masse der Bevölkerung nahebringen. Trotz der zaghaften und un realistischen Bemühungen, das weite Land mit unserer elitären Hochkultur zu konfrontieren, bleibt das Spielen und Musizieren der Laien ein Eckpfeiler unserer Gemeinschaftskultur. Ich bringe absichtlich Musik und Theater in einem Zusammenhang, weil beide in bezug auf die aktive Kulturarbeit von Laien viele Parallelen aufweisen. Zugegeben, das Musizieren der Laien steht besonders im ländlichen Bereich auf einer breiteren Basis, obwohl der Spieltrieb im Men schen, der Wunsch, schöpferisch zu sein, bei der Erarbeitung eines Theaterstückes bzw. einer Rolle ungleich mehr kreative Möglichkeiten be inhaltet als das Musizieren in einem Orchester. „Daher die dringende Forderung, die theatrali sche Ausbildung der Lehrer in der pädagogischen
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