kann aus vollster Überzeugung den dafür verantwortlidien Politikern und Beamten ver sichern: alle Mittel, die sie dort einsetzen, ob in Reichersberg, Haibach, Schlägl, Schlierbach oder in Zell an der Pram, das herrlich zu werden ver spricht, alle diese Mittel dienen der Erhaltung und Sicherung unserer Demokratie, weil sie mit helfen, eine der Grimdvoraussetzungen zu ent wickeln, nämlich die Kreativität ihrer Bürger! Wir sollten nun nicht in Euphorie verfallen ob des Geleisteten. Denn wenn wir auch mit Recht über die Volksbildungsstätten und dieses Lan deskulturzentrum glücklich sind, so müssen wir uns doch darüber klar sein, daß der große Zu lauf zu den musischen Kursen in der Erwachse nenbildung wenigstens zum Teil auf ein musi sches Defizit in der Schule zurückzuführen ist. Das liegt aber nicht an den Lehrern, das liegt am System. Die musischen Fächer sind leider Rand fächer und ihre Lehrer auch bei höchstem Kön nen nur Randfiguren des Schulalltags. Dieser Umstand müßte die verantwortlichen Pädagogen alarmieren, mindestens ebenso sehr wie die Pe tition des Bundesverbandes der Elternvereine über den Schulstreß, den Drogenkonsum und die steigende Rate der Schülerselbstmorde. Wir müssen uns darüber klar sein, daß gerade dieses musische Defizit in der Schule der Er wachsenenbildung eine erhöhte Verantwortung aufbürdet. Aus der Erkenntnis der Bedeutung der musischen Bildung für die Demokratie müs sen wir das gemeinschaftsbildende Erlebnis in nerhalb der musischen Kreativierung deutlicher imd klarer herausarbeiten. Der Gefahr, daß die musische Tätigkeit in eine introvertierte Welt flucht mündet, muß bewußt und gezielt ent gegengewirkt werden. Dann erst wird der Wert des Musischen für die Demokratie fruchtbar. Es wird nötig sein, geeignete Methoden und entsprechende Modelle zu entwickeln. Hier ist ein weites, brachliegendes Feld zu bestellen. Da wir heute das 25. Jahr des Bestehens des Landesverbandes für Schulspiel und Amateur theater festlich begehen, sei es mir gestattet, das Amateurtheater als ein derartiges Modell musischer Beschäftigung in der Gemeinschaft darzustellen: Im Theater vereinigen sich viele Künste zu einem Ganzen: Poesie, Musik, Malerei, Tanz; xmd alle in den vielfältigsten Formen. Viele Menschen finden dabei die ihnen gemäße Möglichkeit, sich zu betätigen, als Schauspieler, Regisseure, Tän zer, Beleuchter, Bühnenmaler, Musiker; rmd je der hat die Möglichkeit, sich zu entfalten; er wird seine kreativen Kräfte erleben, sowohl in der eigenen Leistung als auch in der des ge samten Ensembles. Die eigene Kreativität ent faltet sich in der Gemeinschaft und gerichtet auf die Gemeinschaft. Je besser jede Einzel leistung, umso besser die Gesamtheit, je voll kommener jeder einzelne, umso größer der Er trag für alle. Was hier vom Theater gesagt wird, gilt genauso für die Demokratie: je besser jede Einzelleistung, umso besser die Gesamtheit, je vollkommener jeder einzelne, umso größer der Ertrag für alle. Die Bretter, meine Damen und Herren, diese Bretter, sie bedeuten doch wahr haftig die Welt. So gesehen, wird uns auch klar, warum in der Antike, in der Zeit der griechi schen Demokratie, das Theater ein politischer und kultischer Akt von größter Bedeutung war. Die Integrationskunst Theater bot damals imd bietet auch heute dem aktiv Mitwirkenden und dem aktiv Zuschauenden Kreativierung in der Gemeinschaft für die Gemeinschaft! In diesem Sinn kann auch ich dem Landes verband für Schulspiel und Amateurtheater nur viele weitere erfolgreiche Jahre wünschen im Dienste des Amateurtheaters und damit im Dienste unserer Demokratie! Wir haben gesehen, alles das, was das Leben lebenswert macht, was dem Menschen sein Menschsein gewahr werden und erleben läßt, das Freie, das Musische, es fördert die Kreativi tät, die wiederum eine essentielle Grundlage der Demokratie ist. Diese aber ist die einzige men schenwürdige Gesellschaftsform. Sie bedarf des kreativen Menschen, anerkennt ihn also als Ebenbild des Schöpfers imd läßt ihn ganz und gar in Freiheit Mensch sein. Das Goethe-Wort aus Faust gilt also auch und ganz besonders für das Leben in der Demokratie, denn „hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein".
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