nicht intelligent und sehr kreativ und nicht intelligent und nicht kreativ, mit allen dazwischenliegenden Abstufungen. Allerdings wurden die Testmethoden von nachfolgenden Forschern kritisiert und bemängelt. Als gesichert kann man aber ansehen, daß bei Auslesevorgän gen sich Kreativitätstests als Ergänzung zu In telligenztests nützlich erweisen, weil ohne diese etwa 70 Prozent (!) der sehr kreativen übersehen würden®. Wie würden wohl Haydn, Mozart, Beethoven, Waldmüller, Schwind, Altomonte oder Bruckner bei reinen Intelligenztests abgeschnitten haben? Und an ihrer Kreativität zweifelt doch niemand! Und an ihrer Intelligenz? Können Sie sich einen unintelligenten Mozart vorstellen? Ich will dar aus keine Schlüsse ziehen, ob etwa Kreativität Intelligenz ersetze, Kreativität wichtiger sei als Intelligenz oder ähnliches; das wäre voreilig und in keiner Weise zu vertreten. Ich glaube aber, daß wohl die Intelligenz meßbar ist, weil sie sich doch am Angebot der Umwelt orientiert, daß aber die Kreativität des Menschen, seine schöp ferischen Kräfte, das Ebenbildhafte mit dem Schöpfer, gleichsam der „göttliche Funke" in ihm, auch durch überlegteste Tests nicht ganz erfaßt werden kann — Gott ist nicht durch Tests erfaßbar und eben auch das Göttliche im Men schen nicht. Für unsere Thematik ist aber die Überlegxmg wichtig, ob es Methoden zur Kreativierung gibt, die sich unkompliziert darbieten, die freudig an genommen werden, die keine besondere Intelli genz voraussetzen, sichtbar gemacht an akademi schen Graden, Abschlußprüfungen und Schul bahnen. Und diese Überlegung führt nun grad linig zum Musischen. Deim wenn ich zuerst sagte, die Gleichung „musisch = kreativ" stinune nicht, so kaim ich nun die richtige Gleichimg anbieten: „kreativ ist auch gleich musisch". Das Musische stellt eine Möglichkeit dar, zur ICreativität anzuregen, zur Kreativität zu erzie hen. Das Musische ist aber eine besonders gün stige und attraktive Möglichkeit, denn es kennt keine Voraussetzungen, es ist offen für alle, die sich ihm zuwenden wollen und bietet, angepaßt an die Pluralität der Gesellschaft, auch eine Fülle verschiedenster Möglichkeiten. Maslow, ein ame rikanischer Kreativitätsforscher, meint — und das sehr begründet —, alles, was mit Farbe, Phantasie, Imagination, Musik, Poesie und Zärt lichkeit zu tim habe, sei wichtige Voraussetzung für Kreativität^. Nun könnte man einwenden, daß damit wieder die Möglichkeit der Flucht aus der Realität ge geben sei. Man flieht in die Beschäftigung mit Malerei, Musik, Poesie und baut sich eine heile Scheinwelt. Dem ist entgegenzuhalten, daß Viktor Lowenfeld, den Erika Landau zitiert®, gemeinsam mit dem schon genannten Guilford den Standpunkt vertritt, daß die Übertragung der Kreativität von einem Gebiet auf das andere möglich ist. Für ihn ist die Kunsterziehung das Mittel zur allgemei nen Kreativierung. Indem man zur künstleri schen Kreativität erzieht, wird man allgemein kreativ. Die in der spielerischen Beschäftigung mit dem Musischen erworbene Kreativität kaim sehr wohl in der Gemeinschaft wirksam werden. Wir brauchen also keine speziell auf die Ge gebenheiten der Demokratie abgestimmte Krea tivität, wir brauchen Kreativität ganz allgemein. Diese Kreativität wird dann wohl auch in der Gesellschaft Früchte bringen. Allerdings bin ich der Ansicht, daß der Kreativi tät dann ein besonders gemeinschaftsbezogener Trend irmewohnt, wenn sich die Hinwendung zum kreativ Musischen in Gemeinschaft voll zieht, weil dieser Umstand dazu angetan ist, das beglückende Erlebnis eigener Kreativität als gemeinschaftsfördernden Faktor kennenzulernen. Es sollte daher Orte geben, wo musische Bildung in Gemeinschaft erfolgen kann. Oberösterreich darf sich glücklich schätzen, nicht nur in diesem Haus den steingewordenen Willen zur Förderung des Musischen vorweisen zu kön nen, sondern auch mehrere musische Bildungs zentren zu besitzen, die von der öffentlichen Hand nicht nur gefördert, sondern auch errichtet und erhalten werden. Die vorhin gestellte Frage nach der Unterstützung entsprechender kreativitätsfördernder Maßnahmen karm also für Ober österreich gewiß positiv beantwortet werden. Ich • Ebenda, S. III. ^ Landau, a.a.O., S. 89. • Ebenda, S. 95.
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