OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

fallen''^"^. Geblieben ist einzig und allein die Weise „Stieglitz, Stieglitz, 's Zeiserl ist krank" (1817), nach der Hoffmann von Fallersleben 1835 seine „Frühlingsbotschaft" mit dem Text anfang „Kuckuck, Kuckuck, ruft's aus dem Wald" geschrieben hat. Im „Wörterbuch der deutschen Volkskunde"^''^ steht unter dem Stichwort „KÄFER": .. Durch besondere Eigenschaften (Glanz, Punktierung, Farbe, Fluggeräusch) und Lebensweise werden Käfer dem Volksglauben merkwürdig und be schäftigen Sprache und Kinderlied in reichem Maß." Wir haben auf unsere Rundfrage aus Oberösterreich 29 Käfer-Lieder bekommen, dar unter acht verschiedene. Die meisten waren ur sprünglich wohl als Aufforderung zum Fliegen gedacht. Besungen wurden „Sonnwendkäfer", „Maikäfer", „Marienkäfer", „Frauenkäfer". Marienkäferl, flieg. Der Vater ist im Krieg, Mutter ist in Kumberland, Kumberland ist abgebrannt, Marienkäferl, flieg. Z. 3: Die Mutter ist im Böhmerland, Böhmerland ist abgebrannt. Frauenkäferl, fliag. Da Vater is im Kriag, Die Mutter is im Ungarland, Ungarland is abgebrannt, Frauenkäferl, fliag. Suniwendkäfa, floig in Brunn, Bring uns heut' und morg'n a scheni Sunn. Liebenau 1928 (Ruttmann) Wie bei vielen Kinderreimen und -spielen dürfte auch hier der Überrest eines Orakels vorliegen. Veichtlhauer^"^ berichtet: „Fanden wir ein Sonnwendkäferl, so setzten wir es auf den Zeige finger und sangen... Und wenn es daim davon — flog, so glaubten wir ganz sicher, daß es am an deren Tag schön Wetter sei, und hatten eine rechte Freude." Er vermerkt dazu zwei Reime: 237 Sunawendkäfei, Fliag in Brein, Frag dein Vadan und dein Muada, Ob's nöt morgen schön Wetter kunt sein. St. Pantaleon 1929 (Veiditlbauer) 238 Sunawendkäfei, Fliag in Brunn, Frag dein Vadan und dein Muada, Ob ma net kriagn morgen a schöne Sunn. St. Pantaleon 1929 (Veiditlbauer) 239 Maikäfer, flieg ins Bäckerhaus, Hol einen Korb mit Wecken raus. Mir einen, dir einen. Doch den bösen Kindern keinen. Sipbacbzell (Ruttmann) Maikäfer auf meiner Hand, Flieg hinaus ins weite Land! Flieg hinein in den grünen Wald, Aber komm zurück recht bald! Sag mir dann, was du gesehn. Ob die Welt ist wirklich schön. Mai-kä-fer flieg, derl/a-ter is im Krieg, dieMut-teris im Pom-mer-land, Pom-mer-larid is ab-ge-brannt, Mai-kä-fer flieg! Zuerst gedruckt dn Job. Otts „115 guten newen Lied lein", später von Georg Schumann für sechsstimmigen Männerchor bearbeitet, auch von Gustav Mahler vertont. Richard Beitl, Wörterbuch der deutschen Volkskunde. 2. Aufl., Stuttgart 1955, S. 389. Veiditlbauer, a. a. O., X, S. 81.

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