OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

Xuk-kuck, Kuk-kuck ruft aus dem lA/ald. Las-set uns sin-gen, oder Großmütter zur Mäßigung mit dem Hin weis, es könnte sonst schlecht ausgehen für das Kind. Vielleicht steckt dahinter noch der alte Aberglaube, der Kuckuck sei der Teufel. — Der Kuckucksruf wird auch für manches Orakel ver wendet; tan-zen und sprin-gen! Fröh-ling, Fnih-Iing wird es nun bald. Die Worte zu diesem weit verbreiteten Kinder lied schrieb Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798—1874), der auch viele andere Kinderge dichte verfaßt hat und den kindertümlichen Ton hervorragend traf. Unbekannt blieben die 2. und 3. Strophe seines Gedichtes: „2. Kuckuck, Kuckuck, läßt nicht sein Schrein. Kommt in die Felder, Wiesen und Wälder, Frühling, Frühling, stelle dich ein! 3. Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held! Was du gesxmgen, ist dir gelungen: Win ter, Winter, räumet das Feld." Statt dessen haben sich bei uns zwei andere Strophen eingebürgert, die auch Veichtlhauer^^ erwähnt und die heute noch von unseren Kindern manchmal gesungen werden: Stieglitz, Stieglitz, 's Zeiserl is krank. Gehn ma zum Bada, Laß ma eahm d' Ada^®; Stieglitz, Stieglitz, 's Zeiserl is krank. Stieglitz, Stieglitz, 's Zeiserl is krank. Reiß ma eahm a Federl aus. Mach ma eahm a Betterl draus; Stieglitz, Stieglitz, 's Zeiserl is krank. Der KUCKUCK übt auf die Kinder einen großen Anreiz aus. Gerne spotten sie seinen typischen Ruf, die kleine Terz, nach. Schon Konrad von Megenherg (1309—1374) schrieb über den Kuckuck: „der verändert sein stimm nicht, er singt nur cukuk, cukuk, darum spottent sein diu kint." Wenn aber die Kinder allzu frech dem Kudcuck nachspotten, dann mahnen Mütter Kuckuckmann, Sag schnell an: Wieviel Jahr derf i noch leb'n? Lüagst mi an. Häng i dran®^. Die Anzahl der Kuckucksrufe gibt die Anzahl der Jahre an, die man zu erwarten hat®®. 235 Wenn die Kinder zum erstenmal im Jahr den Kuckuck hören, greifen sie nach ihren Geldbör sen und schütteln mit dem Geld. Nach dem Volksglauben soll es dann nie ausgehen. Seit dem Mittelalter findet der Kuckucksruf auch in der Volksmusik Verwendung. Bereits vor 1514 ist das alte Volkslied mit dem Text anfang „Der Gutzgauch auf dem Zaune saß"®® entstanden. Im Namen „Gutzgauch" treffen das lautmalende „gutz" = gucken (Kuckuck rufen) und die althochdeutsche Bezeichnung für den Vogel „gauh" zusammen. Gauch ist die veraltete Bezeichnung für Narr. So wurde der Vogel des wegen genannt, weil man ihn wegen seines ein tönigen Rufes für töricht hielt^®®. Unter Kindern ist dieses Lied aber heute ebenso unbekannt wie die Volksweise „Kuckuck hat sich zu Tod geVeichtlbauer, a. a. O., X, S. 83. " Das Zur-Ader-Lassen war früher lein beliebtes Heil mittel. " Hier in der Bedeutung; zähle ich weiter. " Wehrhan (Kimderlied und Kinderspiel, a. a. O., S. 23) weiß einen ähnlichen Spruch zu berichten: Kuckucksknecht, Sag mir recht. Wieviel Jahr ich leben soll? Belüg mich nicht. Betrüg mich nicht. Sonst bist du der rechte Kuckuck nicht. " Von L. Lemblin, zuerst gedruckt in Georg Försters „Frische Liedlein" (2 Bände, 1540), später bearbeitet von Richard Strauß und A. v. Othegraven. Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch. 18. Aufl., Berlin 1960, S. 409.

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