OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

222 Z. 5; Kimmt dö Bäurin Mit der Schüßl, Tuat des Patzerl einifischn. Sigharting (Ruttmann) Z. 5: Kommt die Köchin mit der Pfann. Leckt dös Patzerl sauber z'samm. Hat a rot's Hüaterl auf, Netta wia du! Lichtenberg und Vorderweißenbadi Einige Helfer und ich haben in verschiedenen Teilen Oberösterreichs bei Erwachsenen verschie dener Berufsschichten um die fünf bekanntesten Lieder gefragt. Am häufigsten wurden zwei Kin derlieder genannt: „Kommt ein Vogel geflogen" und „Kuckuck, Kuckuck, ruft's aus dem Wald". Z. 5: Kimmt die Muada mit'n Teller, Tragt dös Patzerl in den Keller. Z. 5: Konunt da Schuasta mit 'n Hammer, Haut das Patzerl auseinanda. Oberneukirchen Kommt ein Vogel ge-flo-gen, setzt sich nie-der auf mein' Fuß, Z. 5: Kommt a Weiberl mit da Tasch'n, Laßt dös Patzerl einirasch'n. Rab'n, Rab'n, Rab'n, Der z'letzt kimmt. Der wird begrab'n. Rab'n, Rab'n, Rab'n, Der z'letzt fliagt. Der wird daschlag'n! Zizibe Kohlmoas'n, Morign wird's zan Fortroasn. Lichtenberg und Sigharting Zi-zi-pe, zi-zl-pe, reck An Kopf weit in d'Hdh! Z. 2: Mir tan die Flügerl weh. 231 Unter der Hollerstaud'n Sitzt da Gugu, hat ein Brfef-Iein im Schng-bel, von derMut-ter ei-nen Gruß. 2. Fliege weiter, liebes Vöglein, Nimm auch mit meinen Gruß, Denn ich kann dich nicht begleiten. Weil ich hierbleiben muß. Die Kinder und wahrscheinlich auch die Erwach senen variieren hier die erste und vierte Strophe eines Gedichtes von Adolf Bäuerle (1786 bis 1859): „1. Kommt a Vogerl geflogen, setzt sich nieder auf mein Fuß, hat a Zetterl im Goscherl und vom Diarndl an Gruß. 2. Hast mi allweil vertröstet uf die Summerizeit, und der Summer is kumma, und mei Schatzerl is weit. 3. Daderheim ist mein Schatzerl, in der Fremd bin i hier, und es fragt halt kein Katzerl, kein Hunderl nach mir. 4. Liebes Vogerl, flieg weiter, nimm an Gruß mit und an Kuß! Und i kann di nit b'gleita, weil i hierbleiben muß." Die Melodie, die auch zum Lied „Die Tiroler sind lustig, die Tiroler sind froh, sie trinken ein Gläschen und machen's dann so" gesungen wird, schuf Wenzel Müller (1767—1835). An diesem Beispiel kann leicht verfolgt werden, wie durch gewisse Verein fachungen, Verstümmelungen und auch Ver niedlichungen aus einem Gedicht ein Kinder volkslied wird.

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