OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

Auf dem Herd, Sprach das PFERD. Wir werden schlafen, Sprachen die KATZEN. Ich will a Ruh! Sprach die KUH. Ottensheim Wie die vorhergehenden Beispiele zeigen, wur den diese Reimgeschichten nicht nur übernom men, sondern zum Teil auch selbständig umge dichtet und neu gedichtet. Versuche, die Sprache der Tiere nachzuahmen, sind kaum erkennbar. Auch die Wesensart der Tiere wird in diesen Reimereien in keiner Weise berücksichtigt. Man kann darum auch keinerlei Parallelen zu Fabeln finden. Heute kommen Kinder vielleicht noch am ehe sten mit KATZEN in Berührung. Diese Tiere üben auf viele Menschen eine ganz eigenartige Bezauberung aus: man kann sie streicheln, bis sie schnurren, man kann ihnen übers Fell strei chen, daß in der Dunkelheit die Funken sprühen, sie wirken liebenswert, aber auch gefährlich und dämonisch, selbst dann, wenn man nicht weiß, daß sie im Mittelalter als die Tiere der Hexen galten und daß der schwarze Kater Symbol des Teufels war. Diese starke zwiespältige Verwur zelung im Gefühlsleben des Menschen mag dazu beigetragen haben, daß Katzen-Kinderreime und -spiele so zahlreich eingeschickt wurden. Freilich ist auch hier vieles Reimspielerei, zu der die Katze oder eigentlich bloß ihr Name herhalten muß. Es gibt aber auch einige Reime, in denen auf die Lebensweise der Katze eingegangen wird, und sogar solche, in denen ihre Ausdrucks weise sprachlich nachgeahmt wird, wie z. B. im folgenden: Wie die Katzen schnurren: Ri(t)stroh^^, Habernstroh, Katz is um d' Supp'n froh. Altenfelden (Kadane) Miau, Mio, Miau, Mio, Laß stehn, sonst brennst du lichterloh. Offensichtlich wurde dieser Spruch, der uns mehrmals eingesandt wurde und unter dem ein mal stand: „Damit ermahnt man die kleinen Kin der, nicht zu feuerin", aus dem Bilderbuch „Struwwelpeter" des Frankfurter Arztes Hein rich Hoffmann (1809—1894) übernommen. Unser Katz hat Katzerln g'habt, Dreie, sechse, neune, Gans, des hat a Ringerl auf. Dös is schon das meine. St. Marienkirchen bei Schärding Z. 2: Siebne, achte, neune. Die das schwarze Fleckerl hat. Ja, das ist die meine. Oberneukirchen Z. 3: 's neunte hat kein Schweif erl kriegt. Steck ma's wieder eine. Gramastetten Einige dieser Kosereime sind über hundert Jahre alt. Einen ähnlichen Spruch bringt bereits Matthias Höfer'^^: „Unser Katz hat Katzerl bracht, simme, achte, neune, das, das weiße Pratzerl hat, dasselbe ist das meine." In zahlreichen Varianten wurde der Spruch ge meldet. Unser Katz heißt Mohrle, Hat ein schwarzes Ohrle, Hat ein schwarzes Fell, Und wenn es was zu schlecken gibt. Dann ist sie gleich zur Stell. Pabneukirchen Die Katze sagt: Nußbam, Bir(n)bam, Wann amal a Maus kam! Sipbachzell 1930 (Ruttmann) " Ri(t) Stroh wurde das zerrüttete Stroh genannt, z. B. jenes, das beim Dachdecken vom Schaub herausfiel. Matthias Höfer, Ethymologiisches Wörterbuch der in Oberdeutschland, vorzüglich aber in Österreich üblichen Mundart. 3 Teile. Linz 1815; I, S. 109.

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