OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

A rundes Haus mit a paar Stubn, In jeder kugeln Kinder rum. (MOHNKAPSEL) Sandl Steht a Manderl in de Höh, Hat die Hosn voller Flöh. (MOHNKAPSEL) Sandl Um viele Pflanzen haben sich Kinder- und Volks lieder gebildet. Sie sind aber meist so weit ver breitet und so allgemein bekannt, daß wir sie hier nicht eigens anführen. Nur exemplarisch sei auf einige wenige hingewiesen: TANNE (O Tannenbaum...); LINDE (Am Brunnen vor dem Tore...); ROSE und HOL LER bzw. FLIEDER (Rosenstock, Holderblüh, wann i mein Dirnderl sieh.. .); HEIDENRÖSLEIN (Sah ein Knab' ein Röslein stehn...); HASELNUSS (Schwarzbraun ist die Hasel nuß...); NARZISSE, HIMMELSCHLÜSSEL, HYAZINTHE, TÜRKENBUND, ROSE, LI LIE, KAISERKRONE (Es ist ein Schnitter, der heißt Tod...); ZWIEBEL (Will ich in mein Gärtlein gehn, will mein Zwiebel gießen...); ROSEN, NELKEN, WEINSTOCK (Schön ist die Jugend...); LILIE (Drei Lilien...); FLIEGEN PILZ (Ein Männlein steht im Walde.. .); VEIL CHEN (Ei Veilchen, liebes Veilchen...); LÖ WENZAHN (Löwenzahn, Löwenzahn, zünde dein Lichtlein an!); KRAUT und RÜBEN (Kraut und Rüben haben mich vertrieben; Hätt die Mut ter Fleisch gekocht, wäre ich geblieben); APFEL BAUM (Apfelbaum, Apfelbaum, stehst in unserm Garten, wirf mir doch die Äpfel runter, ich will nicht mehr warten.); APFEL, BIRNE, ZWETSCHKE (Schöne rote Äpfel, schöne gelbe Birnen, Zwetschken mit dem harten Kern essen alle Kinder gern); HEIDELBEER (Heidelbeer, Heidelbeer, o mei Häferl is no leer! Wann's nur schon bald Abend wär und mein Häferl voll wär); KIRSCHE (Ju, ja! Grün ist der Kirschen baum, ju, ja, grün ist der Baum); KIRSCHEN, TRAUBEN, ÄPFEL (Rote Kirschen eß ich gern, schwarze noch viel lieber ...); GÄNSEBLÜM CHEN (Gänseblümchen, Gänseblümchen, blühst auf unsrer Wiese! Kommt der kleine Hans daher, pflückt dich für die Liese). In den Liedern für Erwachsene halten sich Tiere und Pflanzen die Waage; in den ausgesproche nen Kinderliedern aber gibt es ungefähr doppelt soviel Tier- wie Pflanzenlieder. Das könnte dar auf hindeuten, daß für die Kinder Tiere dodi viel faszinierender sind als Pflanzen, was man aber wieder bezweifelt, wenn man bedenkt, daß die Kinder mit den Pflanzen immer wieder neue Beschäftigungsmöglichkeiten erfinden^^, wogegen sie sich bei den Tieren mehr mit dem Traditio nellen begnügen. Tiere sind mehr oder weniger bloß literarisches Beiwerk, auch dort, wo sie noch eine wichtige Rolle im Leben des Kindes spielen, wie zum Beispiel im MühlvierteP®. Man spielt nicht mehr mit Tieren, so wie früher; man läßt sich von Tieren erzählen. Aber selbst die alten Tiermärchen, in denen vielleicht noch Überreste mittelalterlicher Volksdichtung stecken, geraten schon vielfach in Vergessenheit. Früher wurden sie dem Kind immer wieder von Eltern und Großeltern vorgesagt. Schon fürs Aufstehen der Kinder wußte die Mutter den folgenden KettenAuf, auf! sagt da Auf (die EULE). Is schon Tag? sagt da ÄFF. Na, was denn, sagt die HENN. Gehn ma uns g'wandtn! sagt die ANT'N. Wer ma schon bald roas'n? sagt die MOASN. Wo aus? sagt d' MAUS. Ins Gras, sagt da HAS. Kimmt da WIDDA, steßt uns nieda. Dös is koa Gspoaß, sagt die GOASS. Gehn ma am Tanz! sagt die GANS. Laß ma a Ruah! sagt die KUAH. Wenn das Kind zu irgendeiner Verrichtung auf gefordert werden sollte, so geschah auch das mittmter poetisch, etwa mit dem folgenden Ketten- ** Vgl. dazu die Nr. 1—39. Vgl. dazu auch: O. Kampmüller, Kind und Tier. In: Jugendrotkreuz und Erzieher, Bonn 1964, 7, 108—110, und O. Kampmüller, Eine Arche Noah für diese Zeit. In: Eltern Zeitschrift, Zürich, 1967, 4, 67—69.

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