OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

„So viele Halme das Mädchen aus dem Stroh dach zieht, bis sie eine Ähre findet, soviel Jahre bleibt sie noch ledig®®." Nach ZingerZe®® geht das Halmziehen auf uralte Rechtsbräuche zurück. So soll im Mittelalter die Übergabe eines Halmes (vielleicht als Ersatz des Rasens) oder Stabes (festuca) eine sinnbildliche Form der Grund stücksübereignung gewesen sein. Wehrhan*'* weist darauf hin, daß das Losen auch dann noch „Halmziehen" genannt wurde, als man längst keinen Halm mehr dazu verwendete. Das folgende Beispiel soll zeigen, daß man die Namen von Pflanzen auch für Abzählreime ver wendet : Im Walde stehen BUCHEN und du mußt suchen. Im Walde stehen EICHEN und du mußt weichen. Im Walde stehen TANNEN und du mußt fangen. Im Walde stehen FICHTEN und du mußt dichten. Schlägl Georg Stihler** berichtet von einem kindertümlichen Erntelied: Wenn die Kinder mit improvisierten Fahnen zu den vollbeladenen ZWETSCHKENBAUMEN zur Ernte ziehen, singen sie: Heidö, heidö, Zwötschken han schon zeitö. Wann na kein Reif nöt kam Uber mein Zwötschkenbam! Ich bringe noch einige Beispiele für kindertümliche Reimspielereien, die mitunter auch von Er wachsenen beeinflußt wurden: Buabn, Cehts ma net in d' RUABNl Dö weißn Mögts net beißn, Dö gelbn Mag i selbn. 84 Da RADI Für Kathi, D' RUABN Für d' Buabn, D' RAUNA Für d' Mauna. Hellmonsödt Walding Drenta da Doana, wo d' FELBERSTÖCK stehn. Dort hat da alt Teufel den jungen darennt. Er hat 'n darennt und er hat 'n danaht Und er hat eahm dös Einwendi auswendi draht. Lacken, Kollerschlag Manchmal werden Pflanzen in Kinderreimen auch einfach als „Füller" verwendet. Auch dafür einige Beispiele: 86 ZIZALBAM, Zizalbam, Wachst in mein Gartn, Wann dös kloa Liesal kam. Sagst, sie soll wartn, Wann's fragat, wo i bin. Sagst, i war g'storbn. Wann sie recht woana tat. Sagst, i kimm morgn. Untergeng Wenn ein Bub zwischen zwei Mädchen sitzt, wird er von anderen mit folgendem Spruch ge neckt: Zwischen ROSEN und Blüten Sitzt der Esel in der Mitten. Wenn er schlagfertig ist, dann erwidert er mit folgendem Reim: Zwischen Dornen und Hecken Kann auch eine Rose stecken. Hellmonsödt Spannenlanger Hansel, nudeldicke Dirn! Gehn wir in den Garten, Schütteln wir die BIRN'! Schüttle ich die großen. 38 Beitl, a. a. O., S. 320. 39 Ignaz Vinzenz Zingerle, Das deutsche Kinderspiel im Mittelalter. Wien 1868. Innsbruck 1873 (2.), S. 32 f. Wehrhan, a. a. O., S. 52. ^ G. Stibler, a. a. O., S. 4.

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