einen Spalt zwischen dem Blatt imd den Dau men in die hohle Hand. Wenn man das „Schüsselchen" der EICHEL zwischen die abgebogenen Finger klemmt und scharf darüber bläst, entsteht ebenfalls ein Pfeifton®®. Röhrenblüten aus, legt sie auf den Handrücken und schlägt mit der anderen Hand von unten so daran, daß die meisten Blüten herunterfallen. Die Anzahl der noch oben gebliebenen gibt die An zahl der zu erwartenden Kinder an. Wenn beim ersten Schlag noch zu viele Blüten auf dem Handrücken bleiben, fügt man einen zweiten und notfalls auch einen dritten Schlag an. Wenn man das Blütenblatt des KLATSCH MOHNS ausgespannt auf die Lippen legt und leicht bläst, entsteht ein eigenartiger Summton. Linz-Kleinmünchen 1920 Manchmal werden Pflanzen auch als Entschei dungshilfen in zweifelhaften Situationen oder zum Deuten der Zukunft verwendet: Die WUCfiERBLUME (MARGUERITE) dient als Liebesorakel und hat davon auch seinen Na men „ORAKELBLUME": Während man den Orakelspruch sagt, werden die weißen Rand blüten der Reihe nach ausgezupft. Das letzte Blütenblatt bestimmt den Zustand: Verliebt, Verlobt, Verheiratet. Zusatz zum Orakelspruch von 74: Geschieden, Gestorben, Verdorben. Zu 74 ein anderer Orakelspruch: Er liebt mich. Von Herzen, Mit Schmerzen, Insgeheim, Ganz allein. Ein bißchen. Ein wenig, Oder gar nidit. LÖWENZAHNSTENGEL werden etwas gespal ten und ins Wasser gelegt. Sie ringeln sich dann auf und bilden allerlei Figuren, aus denen man Buchstaben herauslesen oder die Zukunft deu ten kann. Am ehesten hätte man hier einen Zusammen hang zwischen Pflanzenspielen der Kinder und Bauernregeln erwartet, denn es ist bekannt, daß die Eigenschaft des Sich-Einrollens oder -Entrollens, die gewisse Pflanzenteile aufweisen und die man sich bei der Herstellung von Hygrome tern zunutze gemacht hat, dem Bauern hilft, das Wetter vorauszusagen. In dieser Absicht hängt man an den Türen von Ställen und Almhütten Tannenzapfen auf und beobachtet Disteln: „Wenn sie sich öffnen, bedeutet es Regen®^." Aber für Kinder ist jede praktische Ausnützbarkeit eines Naturgesetzes beim Spiel völlig un interessant. Wir konnten keinerlei Parallelen zwischen Wetterregeln und Kinderreimen fest stellen. „Spielen wir verstecken!" — „Gut, aber wie losen wir aus? Durch Abzählen oder durch Halm ziehen?" — „Durch Halmziehen. Wer auf die Hand schlägt, in der ich den HALM habe, muß einschauen." Dieses „Halmziehen" finden wir schon am Ende des 14. Jahrhunderts in einem allegorischen Lehr gedicht „Der Tugenden Schatz" vom elsässischen Dichter Meister Altswert erwähnt. Später führt es Johann Fischart (ca. 1546—1590) als Kinder spiel an. Allerdings wurde es früher nicht so ein fach wie hier durchgeführt, sondern als Orakel: Auch nach der Anzahl der Kinder, die man zu erwarten hat, kann man die Orakelblume befra gen. Man zupft zu diesem Zweck die gelben Vgl. dazu: E. Heinisch, a. a. O., S. 59. " Vgl. dazu: Albert Hauser, Bauernregeln. Zürich und München 1973, S. 106.
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