Sigrid Braunfels-Esche: Sankt Georg. Legende, Ver ehrung, Symbol. München 1976 (Verlag Georg D.W. Callwey), 228 Seiten mit 214 Abb., davon 13 in Farbe, Format 20,5 x 21,5. DM 48.—. Der bekannte Münchener Verlag überrascht immer wie der mit neuen großartig gestalteten Werken; in diesem Fall mit einer ausgezeichneten Monographie über eine der interessantesten Heiligengestalten, den Ritter- und Soldatenpatron Georg. Im ersten Teil bringt die Autorin die spärlichen histori schen Fakten dieses im Jahre 303 in Kappadokien gestor benen Märtyrers und die im Gegensatz dazu umso um fangreicher wuchernden Legendenmotive, insbesondere die Entstehung der Drachenkampflegende. Diese war es ja letztlich, die den Kult und die Verehrung des hl. Georg im Osten und, vor allem nadi den Kreuzzügen, auch im Westen so volkstümlich werden ließ. In allen diesen Kulturkreisen bestanden bereits vorchristliche Vorbilder an „Drachentötern", und selbst im Christentum hatte man bereits im Erzengel Michael ein ganz ähnliches, vertrautes Motiv. Auf die Darstellung der so häufig an zutreffenden Prinzessin, die Georg vor dem Drachen beschützt haben soll, wird im Text nicht näher eingegan gen, was bei der ansonsten wissenschaftlichen Genauig keit des Werkes verwundert. (Die um dieselbe Zeit in Antiochia, südlich von Kappadokien, enthauptete Mar garethe hat als Attribut ebenfalls einen Drachen, den sie überwunden hatte.) Den Abschluß dieses Kapitels bildet eine gelungene Gegenüberstellung der Georgs legende mit verschiedenen Ritterromanen. Den weitaus größten Raum beanspruchen naturgemäß die Ausführungen über „Kult und Kunst". Hier hatte die Autorin den Vorteil, bereits den ausgezeichneten und umfangreichen Artikel von E. Lucchesi Palli und S. Braunfels im Lexikon der christlichen Ikonographie (Bd. 6, 1974) verwenden zu können. Darüber hinaus bringt die Verfasserin aber noch eine Reihe weiterer interessanter Zeugnisse des weit verbreiteten Georgs kultes und der Georgsverehrung. Während der Kult und sein Niederschlag in der Kunst ausführlich behandelt wird, sind den „Volkstümlichen Verehrungsformen" nur sieben Seiten gewidmet. Die falsche Wiedergabe des Namens des Herausgebers des „Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" (richtig: Hanns Bächtold — Stäubli) entspricht der allzu knappen Behandlung des reichen und vielfältigen Brauchtums, das sich um diesen bedeutenden Frühlingsheiligen entwickelte, österreichi sche Belege bleiben dabei — wie auch sonst — fast völlig im Hintergrund und werden gelegentlich nicht ganz richtig interpretiert (z. B.: bei der als Illustration für Georgs Rolle als Schützenpatron gebrachten Darstel lung der „Georgsfahne" in Innsbruck bei einem Schüt zenumzug handelt es sich um ein altes Feldzeichen um 1500, war doch der hl. Georg bis 1772 Landespatron von Tirol, seither der hl. Joseph). Die „Kleine Ikonographie", der 3. Hauptteil des Buches, schildert gekonnt die Entwicklung der verschiedenen Bildtypen und Attribute des hl. Georg. Auch der Unter schied zur Kunst der Ostkirche wird dabei gut veran schaulicht. Eine kurze Bibliographie, ein reicher Anmerkungsteil und Bilderläuterungen schließen das großartig bearbei tete Werk ab. Manchen mag das Fehlen eines Orts registers stören, welches das Buch zugleich zu einem leichter benützbaren Nachschlagewerk machen würde. Besondere Bedeutung kommt dem umfangreichen Bild teil zu, der nahezu aus aller Welt zusammengetragen wurde. Er bietet eine großartige Dokumentation der Georgsverehrung in Ost und West, in Vergangenheit und Gegenwart (z. B. Bilder von Georgiritten, vom „Drachen stich" in Furth im Wald, oder die erst 1965 vollendeten Fresken in der Georgskirche auf der Insel Gozo/Malta u. a.). Unser Bundesland ist nur mit einer Georgsdar stellung des Wachsziehers Lauf (um 1920) im Braunauer Heimathaus vertreten; der hl. Georg (zusammen mit Florian) als „Schreinwächter" unserer herrlichen goti schen Flügelaltäre wäre wohl ebenfalls zu berücksichtigen gewesen. Trotz einiger aufgezeigter Mängel, die in erster Linie lokal bezogen sind, bietet das Buch jedem Kunstfreund, insbesondere aber jedem, der sich mit dem Phänomen der Heiligenverehrung beschäftigt, wertvolles Material und viele Anregungen — eine großartige Darstellung, wie man sie sich auch für viele andere Heilige wünschen würde. Die im Vorjahr bei der Rezension des WolfgangBuches von R. Zinnhobler und P. Pfarl gemachte Bemer kung von der geglückten Einheit von Bild- und Sachbuch trifft auch für das vorliegende Werk zu. D. Assmann Dietmar Assmann: Hl. Florian, bitte für uns! Heilige und Selige in Österreich und Südtirol. Innsbruck 1977 (Tyrolia), 168 Seiten mit 27 Abb., 16 Farbtafeln. S 160.—. Dem Genuß des Lesens dieses gefällig aufgemachten Buches, vor allem dem daraus fließenden Gewinn soll keinesfalls vorgegriffen werden mit Gedanken, die das Thema als auch die Anlage der vorliegenden Arbeit einigermaßen aufdrängen. Immer wieder sind in den vergangenen Jahren Publika tionen erschienen, die sich wohl mit bedeutenden Stätten der Verehrung von heiligen und göttlichen Personen befaßt haben. Jedoch kleinere, oftmals gänzlich versteckt liegende Kultorte aufzusuchen und dort anzutreffende Heiligengestalten zu entdecken, ist Assmanns Buch vor behalten geblieben. Der Autor hat sich jahrelang mit dem Themenkreis be faßt und mußte vermutlich unter dem reichen, gesam melten Material erst die notwendige Auswahl treffen. Das ist anzunehmen, wenn man das weit über öster reichische Grenzen ausgreifende Ortsregister urvd die im hinteren Vorsatz eingebrachte Karte für eine „Diözesaneinteilung um 1780" betrachtet. Auf jeden Fall aber liegt nun ein praktisches und erbauliches Lesebuch für Fest tage mancher Art vor. Sei es, daß einen Los- oder Na menstage, Patrozinien und wohl auch die Wahl eines Taufnamens nach diesem Buch greifen lassen, sei es
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