OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

und in beiden Fällen eindeutig ein Paarhof gemeint ist. Und in dem zu jeder Karte beigefügten Begleittext heißt es hier u. a. . . salzburgisch-tirolerischen Flachdachhaius. Es handelt sich zumeist aber schon um Paarhöfe mit traufseitigem Eingang ins Haus." Kriterien also, die in keiner Weise zu jenem Einhoftypus passen, der in weiten Teilen Tirols und Salzburgs, aber auch in Ober bayern und im südwestlichen Oberösterreich verbreitet ist. Nach der Darstellung der Entwicklung der Grundherr schaften zeigen einige Karten die rechtliche Lage der Bauern, die verschiedenen Belastungen durch die Robot, aber auch die Bauernaufstände und die Dorfgerichtsbar keit. Ausführliche Behandlung erfahren natürlich Acker bau und Viehzucht, wobei nicht nur die verschiedenen Anbaugebiete und Viehbestände berücksichtigt werden, sondern auch die vielfältigen Wirtschaftsformen und nicht zuletzt die Viehmärkte im 19. Jahrhundert. Auf dieser Karte (Nr. 36) sind auch sinnvollerweise die Reichs- und Bezirksstraßen um 1869 eingetragen, wobei allerdings das Vorhandensein einer Bezirksstraße von Aussee durch das Rettenbachtal nach Ischl verwundert. Die folgenden Karten sind dem bäuerlichen Leben ge widmet, wobei vor allem die Geräte, das Nahrungswesen und die Kleidung behandelt werden. Auf Karte 43/1 (Wirtschaftliche Grundlagen der Kostlandschaften) fin den wir das Ausseerland unter der Flächensignatur „Milch- und Almwirtschaft"; Kenner dieses Landstri ches wissen jedoch, daß hier vor allem Rinderzucht be trieben wird. Die abschließenden Karten dieses großartigen Atlas werkes — die Bindeart der Karten scheint uns etwas weniger günstig — sind iden „Heimsuchungen" durch die Türken-, Ungarn- und Kuruzzeneinfälle, durch die Pest und durch Naturkatastrophen, weiters der „Bäuerlichen Bildung", wobei die Erwachsenenbildung zu kurz kommt, und den „Bäuerlichen Organisationen" gewidmet. Der Schlußsatz im Vorwort des wissenschaftlichen Lei ters „Der ,Atlas zur Geschichte des steirischen Bauern tums' wird der Öffentlichkeit in der Hoffnung übergeben, daß damit der steirischen Forschung und Volksbildung ein Dienst erwiesen werde" sei dahin erweitert, daß die ses ausgezeichnete Werk Nachfolger in anderen Bundes ländern finden möge. D. Assmann Bauerndoktor und Volksmedizin. Katalog Nr. 3 der Sonderausstellung des Steiermärkischen Landesmuseums in der Außenstelle Stainz, Juni bis Oktober 1977, bear beitet von Maria Kundegraher. 63 Seiten mit 14 Abb., S 30.—. Das „Steirische Bauernmuseum" in Stainz in der West steiermark bescherte uns bereits einige interessante Son derausstellungen, die durch ihre ausgezeichnet redigier ten Kataloge bleibenden Wert erhalten. Mit dieser, die zugleich die „1. Ausstellung anläßlich des 800jährigen Bestehens von Stainz" ist, begab sich die Museums leiterin auf ein bislang eher stiefmütterlich behandeltes Gebiet der Volkskunde, die Volksmedizin. Abgesehen von einigen kleineren Publikationen zu Detailfragen ist das bereits 1908/09 erschienene zweibändige Werk „Ver gleichende Volksmedizin" von O. v. Hovorka und A. Kronfeld immer noch das Standardwerk. Umso er freulicher ist es, daß zumindest für einen regionalen Bereich eine weitere Veröffentlichung vorliegt, wobei auch auf Arbeiten von Elfriede Grabner zurückgegriffen werden konnte. Nach einer Sammlung verschiedener Archivalien mit Hinweisen auf die Volksmedizin im Bereich der West steiermark werden die „Geistliche Volksmedizin" und „Die Hausmittel" behandelt. Breiten Raum nimmt die Darstellung des berühmten, 193S verstorbenen „Höllerhansl" ein, dessen „Ordination" von nah und fern auf gesucht wurde; großes Aufsehen erregte 1921 der Kur pfuscherprozeß, der für den Höllerhansl beste Reklame war. Es folgt eine Darstellung der anderen bekannten Bauerndoktoren dieses Gebietes; zusammen mit den Viehbadern werden insgesamt 50 Personen angeführt. D. A. Klaus Beitl: Landmöbel. Zeugnisse alter Handwerks kunst (= Zeugnisse alter Volkskunst, Bd. 7). Salzburg 1976 (Residenz-Verlag), 158 Seiten, 48 Farbtafeln, S 298.—. In den letzten Jahren hat verstärkt das Interesse am volkstümlichen Möbel eingesetzt. Dieser Entwicklung folgt der Verlag mit der Herausgabe der Buchreihe „Zeugnisse alter Volkskunst". Ausstattung und Auf machung von Band 7 entsprechen dem bereits bewährten Standard der Reihe. Wie auch in den vorher erschienenen Bänden stammen die abgebildeten Objekte aus den Beständen des österreichischen Museums für Volkskunde in Wien, die so einem breiteren Publikum bekannt gemacht werden können. Klaus Beitl, wissenschaftlicher Beamter an diesem Museum, bringt eine Bildauswahl alter bäuerlicher Mö bel aus drei Jahrhunderten, von 1650 bis 1850. Aus diesem vielschichtigen Teilbereich der Volkskultur wählt er vorwiegend Beispiele aus Österreich (vier davon stammen aus Oberösterreich), dem süddeutschen Raum, Südtirol und der Schweiz. Den Hauptteil bilden sicher diese 48 Farbtafeln, jedoch ist das vorliegende Werk mehr als nur ein ansprechendes Bilderbuch. Die Einführung bringt in prägnanter Kürze nicht nur die Geschichte der Sammlertätigkeit und Forschungs arbeit auf diesem Gebiete, sondern auch die Definition des Begriffes „Landmöbel". Die von der französischen Forscherin Susanne Tardieu übernommene funktioneile Typologie (Einteilung der Möbel nach deren Funktion) wird sicherlich Anklang finden. Die Farbtafeln werden ergänzt durch Erläuterungen, die Bildbeschreibung selbst erfolgt im anschließenden Katalog. Das ausführliche und gut zusammengestellte Literaturverzeichnis bildet den Abschluß. Die vorliegende Publikation ist nicht nur eine Zusam menstellung „gefälliger Bilder", sondern sicherlich für den Forscher und interessierten Sammler von großem Wert, wenn auch Möbel dieser Qualität selten im Han del auftauchen werden. Elisabeth Schiffkorn

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