OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

Dö fress'n uns d'Hoabeer weg, daß mir wieder nix hab'n. Lichtenberg Heuer is a weng besser wia feaht^^, Heuer hat's uns do(ch) d'Hoabeer net g'freart. D' Tallinger wissen's schon. Ruckern ganz Schübeln an, Nehmant eahn d' Häfen mit, Procken s' uns weg. Lichtenberg 48 Wenn mehrere Kinder sammeln, ist natürlich je der neugierig, wieweit der andere sein Häferl schon voll hat. Das verleitet manchen zum Lügen und Prahlen: Voll han i, voll han i. Geht ma nur die groß' Beer a(b). G'log'n han i, g'glog'n han i. Geht ma nuh viel mehr a(b). Grieskirchen 1934 (Stibler)^^ 49 Wer aber sein Häferl wirklich nicht voll bringt, der wird mit folgenden Worten geneckt: Larimasch, Larimasch, Hast dös ganz Holz auspascht^^. St. Pantaleon 1929 (Veichtlbauer)^^ 50 Beim Heimgehen vom Beerenprocken wird ge sungen: Han g'öbnet, han bödnet, Han g'mittelt, han kragelt, Han voll g'habt, han gupft; Han 's Beermandl g'rupft, Han's g'rupft, han's g'rauft, Han d' Födern verkauft, Han's Geldl versuffen. Jetzt bin ih voll Rausch^®! Bei diesen Worten schlenkern die Kinder mit den müden Gliedern oder lassen sich auf einen wei chen Rasen niederfallen und erinnern so tatsäch lich an einen Berauschten. Grieskirchen 1934 (Stibler)"'' 51 Hoamhell, hoamhell. Vom Zöbirfel(d)^®, Ham gessen, Ham trunka, Ham do nix anbrunga. St. Pantaleon 1929 (Veiditlbauer)^' Eine für den Bauern in der vorindustriellen Ge sellschaft sehr wichtige Beschäftigung der Kinder war das Hüten. Auch dabei entstanden Reime, Lieder und Spiele. Wenn das Vieh eine gute Weide fand, hatten die Hüterbuben Zeit zum Schnitzen von allerlei Figuren und die Mädchen zum Schmuckanfertigen aus Blüten und Stengeln oder zum Herstellen von Püppchen aus Tannen zapfen oder aus Blütenblättern. Zwischendurch wollte man manchmal die „genaue Zeit" wissen. Auch da wußte man sich mit einem Pflanzenspiel zu helfen: 52 Mit der KORNRADE, die im oberen Mühlvier tel auch „Uhrblume" genannt wird, kann man nach Kindermeinung die Uhrzeit feststellen. Man pflückt sie kurzstengelig ab, nimmt den Stengel knapp unter der Blüte und dreht ihn mit Dau men und Zeigefinger, bis sich die Blütenblätter wie die Zeiger einer Uhr zu drehen beginnen, wobei man aus der Stellung der Blüten die Zeit abzulesen versucht. Dabei spricht man: Lieber Gott, karmst du mir sagen. Wieviel Uhr hat es geschlagen? ^ Johann Sigl, Unsere Volksmundart. In: Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühlviertels, 17. Bänd chen, Rohrbach 1933, S. 19—52. S. 26: fert = voriges Jahr. Georg Stibler, a. a. O., S. 3 f. paschen oder audi pratschen = gehen mit großen Schritten. Johaim Veichtlbauer, Einige Ergänzungen aus St. Pan taleon zu Dr. Commendas „Volkskundlichen Streif zügen". In: Heimatgaue, Linz 1929, S. 81—83; S. 81. K. Wehrhan (Kinderlied und Kinderspiel, Leipzig 1909, S. 24) berichtet einen ähnlichen Spruch: Roll, roll, roll! Mei Topp is voll, Mei Bauch is leer, Mei Kopf is schwer, Heuer sein viel schwarze Beer. G. Stibler, a. a. O., S. 4. ^ Zöbirfeld = Feld, auf dem die „Zöbir" (= Zechbeere, eßbare Beere, zum Unterschied von der Preiselbeere, die damals noch als ungenießbar galt) wädist. Vgl. dazu auch Anm. 17. J. Veichtlbauer, a. a. O., S. 81.

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