kamms — auf einen weiteren Oberösterreich-Band. So weit es sich um die beigegebene AV-Karte im Maßstab 1:10.000 handelt, die wiederum auf wetterfestem Papier gedruckt ist und durch ihre außergewöhnliche Präzision besticht, sowie um ein paar einleitende Aufsätze, stimmt dies auch. Der erste Beitrag gibt eine kartographische Einführung in die Kartenaufnahme und -darstellung, der Linzer Karl Hermüller berichtet „Von den Bergen zwi schen Gösau und Filzmoos", einige weitere Beiträge be handeln V. a. Touren, Wanderungen und Erlebnisse im Gosaukamm. Neben einigen Aufsätzen, die vor allem den Frauen im AV gewidmet sind, verschiedenen Fahrtenberichten usw. sei auf einen Beitrag über die Felsbilder im Val Camonica und auf die Generalplanung zu einem „gesamt österreichischen Weitwandernetz" hingewiesen. Die wie immer großartige AV-Karte umfaßt das Gebiet Gablonzerhütte — Vorderer und Hinterer Gosausee — Hochkesselkopf — Hofpürglhütte — Theodor-KörnerHütte. Die hervorragende Felsdarstellung, die in der „Nebenkarte Bischofsmütze" (eine Vergrößerung auf 1:5000) besonders deutlich wird, sei besonders hervor gehoben. Leider ist im Übersichtsplan auf der Rückseite der Karte der Verlauf der Traun noch immer nicht rich tig wiedergegeben. D. A. Peter Hersche: Der Spätjansenismus in österreidi. (= Veröff. der Komm. f. Geschichte Österreichs, Bd. 7.) Wien 1977 (Verlag der österr. Akademie der Wissen schaften), X-l-451 pp. Mit Peter Hersches von Kennern der Materie lange erwartetes Werk über den österreichischen Spätjansenis mus wurde die Forschung zur Geistes- und Kirchen geschichte des mariatheresianisch-josephinischen Zeit alters durch ein Standardwerk bereichert. Vor allem wa ren es zwei Bestände, welche bislang nicht in dieser Ge schlossenheit bzw. noch gar nicht ausgewertet wurden; die Briefe aus dem österreichischen, meist Wiener Jansenistenmilieu an Gabriel Dupac de Beldegarde (Utrecht, Rijksarchief) und Bestände des Archivio Segreto Vaticano. Besonders die Briefe in Utrecht eröffnen neue und umfassende Einblicke in die Geistesgeschichte jener Zeit. Hier ist nicht der Ort für eine umfassende Besprechung des Buches, das durch die übermächtige Sicht auf das, was heute häufig „Reformkatholizismus" genannt wird, nur den Wunsch aufkommen läßt, als Pendant möge eine Geschichte der kirchlichen Reaktion der Jahre von etwa 1770—1790 geschrieben werden. Sonst könnte der Blick der Historiker auf jene Zeit einseitig werden. Oberösterreichische Belange werden mehrfach berührt. Marx Anton Wittola (1736—1797) war etwa ein Jahr zehnt Pfarrer von Schörfling am Attersee, bevor er 1774 nach Probstdorf bei Wien kam, von wo aus er, auch eifrig in Wien schaffend, als Schriftsteller und Publizist bis 1792 am umfassendsten von allen Propagandisten für die josephinische Kirchenpolitik und jansenistisch gefärbte Kirchenreform wirkte. Daß mein Büchlein über Wittola (erschienen Steyr: Ennsthaler 1974), in welchem ich gedruckte Quellen erschließen, gleichsam auf diesen bedeutenden Mann hinweisen wollte, in Hersches Arbeit umfassendste und glückliche Ergänzung gefunden hat, möchte ich neidlos anerkennen. Als nächster Oberöster reicher findet ein weiterer bislang noch zu wenig be kannter Würdigung, der Lambacher P. Benedikt Ober hauser OSB (t 1785), ein aufgeklärter Kirchenrechtler, den Hersche für die Jansenisten reklamiert; überhaupt war Lambach unter den oberösterreichischen Klöstern das dem Jansenismus aufgeschlossenste. Zu Oberhauser wäre noch reizvoll, ergänzend seinen Streit mit dem Schwarzacher Kanonisten bzw. Prälaten Beck (Peck, Pöck, Böck) zu bearbeiten (Stiftsarchiv Lambach). Ober hausers Werke harren ebenfalls noch einer Analyse. Der Rezensent erlaubt sich, auf die relativ große Bedeu tung des Landes ob der Enns für die katholische deutsche Aufklärung hinzuweisen. Eine Reihe von Einzelaspekten mit Pesönlichkeiten harrt noch der Erschließung. Keine Arbeit auf diesem Gebiet wird an Hersche vorbeigehen können. Manfred Brandl Helmut Konrad: Nationalismus und Internationalismus. Die österreichische Arbeiterbewegung vor dem Ersten Weltkrieg (= Materialien zur Arbeiterbewegung, Nr. 4). Mit einem Vorwort von Karl R. Stadler. Wien 1976 (Europaverlag), X-t-214 pp. Das Fehlverhalten des dominanten österreichischen Tei les in der Monarchie, der lange aufgestaute Nationalis mus, das im Zeitgeist liegende Streben nach nationaler Unabhängigkeit, das sind Wurzeln für den Zerfall der Donaumonarchie. Die Stellungnahme der Sozialdemokra tie dazu ist natürlich eine interessante historische Frage. Nach Robert A. Kann, Hans Mommsen und Zdenek .?olle untersuchte nun auch Helmut Konrad den Fra genkomplex und stellt ihn auf Grund gedruckter Quel len klar und lichtvoll dar. Vor allem analysiert er die Ideen der führenden Parteiideologen und zeigt, daß be sonders die Vorstellungen Karl Kautskys zum Nationa litätenproblem dominant waren (S. 80). Die Sozialisten, die nach des Autors Meinung wahrscheinlich die über zeugendsten Vorstellungen zum Weiterbestand des Viel völkerstaates gehabt hätten, konnten sich aber nicht durchsetzen. Nationaler Zwist, aus Affekten gespeist, war tagesmodischer als die steten Versuche der Sozialisten, etwa Adlers, das Einende dem Trennenden gegenüber zu betonen (vgl. S. 60). Der Nationalismus sei ein bür gerliches Problem; nationaler Zwist könne die interna tionalistisch gesinnte Sozialdemokratie nichts angehen, meinte diese. S. 105—203 sind von einem nicht genannten tschechi schen Historiker N. N. verfaßt: Die Entwicklung des österreichischen Gewerkschaftskonfliktes bis zum inter nationalen Sozialistenkongreß 1910 in Kopenhagen. Karl R. Stadler begründet einleitend (S. IX) dessen Aufnahme damit, weil er den Weg zur nationalen Aufspaltung aus tschechischer Sicht und ausführlicher aus tschechischen Quellen darstelle, als sie uns üblicherweise in Öster reich zur Verfügung stünden. M. B.
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