OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

Ist schon die in dem Band von Kurt Skalnik bearbei tete Parteiengeschichte bemerkenswert, so ist die Par teiengeschichte der ÖVP von Ludwig Reichhold^ eines der wenigen erfreulichen Beispiele von Einzeldarstel lungen zur Geschichte der politischen Parteien in Öster reich. So verfügen wir etwa über die Vorgängerin die ser Partei, die Christlichsoziale Partei, leider bis heute über keine brauchbare Zusammenfassung. Schon die Gliederung Reichholds ist klug und interessant. Der große Umfang dieses Werkes ermöglicht es, nicht nur die nackten Fakten zu bringen, sondern aus reicher per sönlicher Erfahrung viele Details beizufügen, die die Darstellung farbig und gut lesbar machen. In seiner Einleitung bedauert es der Autor, daß er mangels von Unterlagen nicht auf die einzelnen Landesorganisatio nen eingehen kann, immerhin bringt Reichhold aus führlich Hinweise auf die Parteigründungen im Jahre 1945 und im Rahmen des Anhanges auch das Verzeich nis der Landesobmänner. Ausführlich geht er auch auf die einzelnen politischen Persönlichkeiten der Länder ein, bei Oberösterreich etwa auf Karl Lugmayer; bei Heinrich Gleißner werden vor allem zwei Zeitabschnitte berücksichtigt, seine Rolle im Jahre 1945 und die Präsi dentenwahl 1951. Schließlich finden aber auch Blöchl und Hornbostel, Kern und Kranzlmayr, Maleta und Mandorfer entsprechende Würdigungen. So ist die Ge schichte der ÖVP, mag auch die Geschichte der ober österreichischen Landespartei aus verständlichen Grün den weithin nicht berücksichtigt sein, für Oberösterreichs Landesgeschichte in vieler Hinsicht wertvoll — denken wir nur etwa an die sorgfältige Darstellung der Episode „Oberweis". Von dem ehrgeizigen Plan eines dreibändigen topo graphischen Lexikons zur Zeitgeschichte, „Schauplatz Österreich" liegt Band 1 (Wien)^ vor. Ambitioniert wurde dieser denkbar schwierige Plan angegangen, wo bei die Anlage, vor allem die alphabetische Reihung nach Straßen und Plätzen und anschließend nach Häu sernummern vermutlich die zweckmäßigste ist. Auch ist es zweifellos vernünftig gewesen, die Grenze für histo risches und kulturhistorisches Geschehen nicht allzueng zu ziehen (etwa: Kohlmarkt, Haus Nr. 18: Konditorei Demel). Andererseits ist es vermutlich ganz unmög lich, das geballte politische Geschehen im Ballhausplatz, Haus Nr. 2 (Bundeskanzleramt) ganz auszuleuchten, auch wenn man diesem Haus sechs Seiten widmet. Auch wenn Oberösterreich in einem der zwei Nachfolge bände berücksichtigt wird, gibt es bereits in diesem ersten Band Wien zahlreiche Hinweise auf bekannte Oberösterreicher des kulturellen Bereichs, wie Auer von Welsbach (begraben am Hietzinger Friedhof), Bahr (Er innerungsraum in Döbling), Bruckner und Stifter. Aber auch oberösterreichische Politiker (Dinghofer, Dobretsberger, Häuser, Kirchschläger, Starhemberg und Straffner) sind ebenso erwähnt wie Männer des Widerstan des (Bernardis, Thanner) oder oberösterreichische Natio nalsozialisten und ihre Wiener Wirkungsstätten (Eich mann, Kaltenbrunner, Neubacher). „Verdient um Österreich"' lautet ein Band, in dem das Sudetendeutsche Archiv in München bedeutende Per sönlichkeiten sudetendeutscher Herkunft zusammenfaßt. Der Band verweist auf die Herkunft aus Böhmen, Mäh ren und österreichisch Schlesien und zeigt alle Gebiete menschlichen Wirkens auf. Die erste Trägerin des Friedensnobelpreises, Bertha von Suttner, ist ebenso berücksichtigt wie Klemens Maria Hofbauer, der Patron von Wien, Kreisky oder Kardinal Innitzer. Die Gegen überstellung von Bild und ganzseitiger Biographie gibt dem Band eine sympathische Einheitlichkeit, reizvolle Überschriften (wie „Der Wirtschaftswunderprofessor" für Dr. Reinhard Karnitz) vermitteln gleich einleitende Wer tung. Für Oberösterreich wird neben Adalbert Stifter „Oberösterreichs Baumeister" Dr. Erwin Wenzl erwähnt wegen der Herkunft seines Vaters aus Schwarzbach-Stuben im Böhmerwald. Neben Alfred Kubin, dem „Zeich ner dämonischer Traumgestalten", finden wir eine Bio graphie Dr. Ernst Korefs und die Abstammung seines Vaters aus dem böhmischen Kaden. Harry Slapnicka österreichisches Städtebuch, 4. Band: Niederösierreidi, 2. Teil (H-P). Redigiert von Friederike Goldmann, Evelin Oherhammer und Johanne Pradel. Wien 1976 (Ver lag der österr. Akademie d. Wiss.), 354 Seiten, 2 Farb tafeln, 24 Stadtgrundrisse. S 300.—. Der erste Band dieser von der Kommission für Wirtschafts-. Sozial- und Stadtgeschichte der österreichi schen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Alfred Hoffmann herausgegebenen Reihe behandelte die Städte Oberösterreichs (erschienen 1968). In glei cher Anordnung und Ausstattung werden im vorliegen den Band, dem vierten, die Städte Niederösterreichs dar gestellt, und zwar von Haag bis Purkersdorf. Der erste (A—G) und dritte Teil (R—Z) folgen erst und damit auch die einleitenden Beiträge zur Landes- und Stadt geschichte sowie eine ausführliche Bibliographie. Diese Dreiteilung war für Niederösterreich notwendig, liegen doch von den derzeit 154 Städten Österreichs 63 allein in diesem Bundesland. Das schon bei den früheren Bänden (außer Oberöster reich das Burgenland und Vorarlberg) bestens bewährte Gliederungsschema wird trotz der zumeist verschiedenen Bearbeiter der einzelnen Städte ziemlich einheitlich durchgezogen, sicherlich in erster Linie ein Verdienst der bearbeitenden Redakteure. Beginnend beim Namen und den urkundlichen Ersterwähnungen über Lage, Ursprung, Geschichtlidie Entwicklung, Bevölkerung, Wdrtschaft, Verwaltung, Kirchenwesen, Wohlfahrtspflege, Bildungs wesen usw. bis hin zu den Quellen und den Sammlun gen zur Stadtgeschichte erfahren wir in knapp gehal tenem Stil alles Wissenswerte über jede Stadt, wobei auch die jüngsten Ereignisse berücksichtigt werden. Man che Deutungen mögen dabei etwas angezweifelt werden, wie dies z. B. O. Kronsteiner jüngst (in: österr. Namen forschung, Jg. 5, 1977, H. 1, S. 15 ff.) bei der Namens erklärung von Melk tat. Darüber hinaus bietet das Werk auch ein hervorragen des Quellenmaterial etwa über das Gründungsjahr ver-

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