OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 3/4

nisch^^ führen als „Sutzelbleaml" die Blüten der AKAZIE, des WIESENKLEES, des LÖWEN MAULS, der TAUBNESSEL und des BEIN WELLS an. Z. 3: Und a schöns Gipferl dra(u)f. Dann bist recht brav. Bauernkinder bohren junge BIRKEN an, leiten den Saft in Flaschen ab und benützen ihn zur Haarpflege oder trinken ihn. Konrad von Meyenherg (1309—1378) berichtet vom Trinken des Birkensaftes folgendes: „Ich waiz wol in dem maien, wenn der paum gar Saffig ist und man einen span dar auz hauwet, so vlenzt gar vil saffes dar auz, und trinkent ez diu kint auf dem gäw, wan ez süez und stinkt nicht^®." Früher wurden in Oberösterreich die Kinder häufig „in die Beeren" geschickt. Um das HEI DELBEERSAMMELN ist ein reicher Schatz von Kinderreimen und Liedern entstanden. Das meiste davon ist heute wohl schon vergessen. Einiges findet sich noch in volkskundlicher Lite ratur, weniges wird noch von Kindern gesprochen und gesimgen. Am Beginn des Heidelbeerpflüdcens wird der Heidelbeermann oder der Schwarzbeermann um Glück und Beistand beim Sammeln angerufen: Seppbeermann^^ Füll 's Häferl an! Weißkirchen 41 Beerenmann, Beerenmann, Füll ma mein Hafei an. Und a schön's Gipferl drauf, Schrein ma juchhu. Julbadi Bei Georg Stibler^^ wird dieser Beerenmann von 40 und 41 gleich „Gipfelmann" genannt, weil er dafür zu sorgen hat, daß Krug und Häferl der sammelnden Kinder so voll wird, daß oben ein Gipfel von Beeren ist: Gipfelmann, Gipfelmann, Füll ma mein Haferl an; Auf und auf, auf und auf Und a schens Gipferl drauf. Grieskirdien 1934 (Stibler) Um sich vor dem Ausschütten der gesammelten Heidelbeeren zu schützen, legen die Kinder in Helfenberg auf einen Grenzstein drei Heidel beeren, ein sogenanntes Beerenopfer, das sie „Zoll" nennen^®. Werm die Sammler in Gruppen um Heidelbeeren ausziehen, dann rufen sich die Vertreter der ein zelnen Ortschaften auf den Beerenhängen aller lei Aufmunterung und Spott zu, z. B. in der Ge gend von Piberschlag und Vorderweißenbach: Hoabedlbuam, Hoabedlbuam, Piperschläger, Was hab'n dö Hoabedlbuam Im Hoabedlzöga? Gegenruf: Hoabedlbuam, Hoabedlbuam, W eißenbäcker®®. Was habt's denn am Buckl An Hoabödlzöga. Schönegg Dö Tallinger Baun®^, Dö sammeln sö z'samm. E. Heinisch, Pflanzen im Mmderspieil, a. a. O., S. 59 f. Zitiert nach: Karl Wehrhan, Kiinderlied und Kinder spiel. Leipzig 1909, S. 51. " „Seppbeer" oder „Söhbeer" wurden die Heidelbeeren in der Gegend zwischen Wels und Wedßkirchen ge nannt. Vgl. dazu auch Anm. 28. Georg Stibler, Einiges über oberösterreichische Volks weisen. In: Heimatgaue, Linz 1934, S. 1—15; S. 3 f. Vgl. dazu auch: H. Hepding, Über alte Bräuche beim Beerensammeln. In: Ztschrft. f. Volkskunde, 27 (1917), S. 278. — H. Hepding, Die Heidelbeeren im Volks brauch. In: Hessische Blätter für Volkskunde, 22 (1923), S. 1—50. — Eberhard Freiherr von Kuenssberg, Rechts brauch im Kinderspiel. Untersuchungen zur deutschen Rechtsgeschichte xmd Volkskunde. Heidelberg 1952 (2.), S. 35 und 47. 20 Weißenbach = Vorderweißenbach. ^ „Tallinger" oder „Talerische" werden die Bewohner des Tales, der Ebene, bezeichnet.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2