Der Mundartdichter Josef Moser (1812—1893)* Mit 2 Abbildungen Fast auf den Tag genau vor 64 Jahren, am 3. August 1913, wurde anläßlich des 20. Todes tages und gleichzeitig, wenn auch um ein Jahr verspätet, zum 100. Geburtstag Josef Mosers, diese Stätte enthüllt. Sie wurde von dem heute noch lebenden 95jährigen bekannten Metallplastiker Prof. Hans Gerstmayr, der in Steyr die Tradition Michael Blümelhubers so erfolgreich fortgesetzt hat, gestaltet. Der Bau des Kraftwerkes Klaus hat einen neuen, und man kann jetzt schon mit gutem Gewissen sagen, verheißungsvollen Abschnitt im Leben dieses Ortes eingeleitet. Es muß wohl ein verständnisvolles Geschick so gefügt haben, daß durch die vom Kraftwerksbau verursachte Verlegung der Pyhrnpaß-Bundesstraße das Moser-Denkmal gegen den Berg hin eingerückt werden mußte und so schön gestaltet werden konnte. Die alten wertvollen Kupfer reliefs wurden selbstverständlich wieder an gebracht. Das alles wäre ohne der so überaus verständnisvollen Hilfe der Abteilung Brücken bau des Amtes der oö. Landesregierung und der Ennskraftwerke AG. nicht möglich gewesen und bewegten Herzens sagen wir beiden Stellen un seren aufrichtigen Dank. Um es gleich vorwegzunehmen: Josef Moser, hätte er in unserer Zeit gelebt, wäre sicher der erste gewesen, der für dieses Kraftwerk ge stimmt hätte, denn er war damals schon seiner Zeit um Meilen voraus, sein Wort war treffend und scharf und wie es im Gebirge Gott sei Dank auch heute noch üblich ist, pfeilgerade und mutig. Deswegen, und nicht nur weil da hinten oben einmal sein einfaches Häusel gestanden ist, das 1905 dem Bahnbau weichen mußte, ist der Denk malplatz unmittelbar neben der Staumauer so seltsam richtig! Der Mann, dem das heutige Gedenken gilt, kam am 27. Februar 1812 im Schloß Parz bei Gries kirchen zur Welt. Eine kluge Tante erkannte und pflegte vom ersten Augenblicke an seine Talente und schickte ihn 1822 in das Stiftsgymnasium Kremsmünster, in dem wohl das geistige Funda ment auf den von der Geburt her vorhandenen geeigneten Voraussetzungen gelegt worden ist, das dann die so erstaunliche Ausweitung seines Horizontes möglich gemacht hat. Nach der Ma tura im Jahre 1830 tritt er in das Priesterseminar in Linz ein und verläßt es nach zwei Jahren. Er erkennt, daß er für den Priesterberuf nicht geeignet ist, bäumt sich gegen eine ungerechte Bestrafung durch einen Lehrer auf, leidet tief am Tod einer Jugendliebe und zieht die Konsequen zen! Er übersiedelt in die Chirurgenschule nach Salzburg und erhält dort bereits 1834 das Di plom. Es zieht ihn zurück nach Oberösterreich, und sein erster Posten als Arzt ist der eines „Provisors" in Schlierbach. 1836 geht er als „Bader", Gemeindearzt würde man heute sagen, nach Klaus. Hier verbringt er 30 Jahre seines Lebens, hier schlägt er Wurzeln. Jede „Klause" ist ja eine recht eigenartige Über gangszone, da branden zusammen oder fließen ineinander die Weltoffenheit und der Fortschritt des weiten, ebenen Landes vor den Bergen und die Beständigkeit in den Bergtälern. Da war offenbar der richtige Nährboden für Moser, dem neben einem scharfen Geist eine tiefe Liebe zu Menschen und Landschaft hier eigen war und der zudem die Gabe hatte, Leiden und Schwächen seiner Mitbürger nicht nur zu sehen, sondern sie mit einer unnachahmlichen Treffsicherheit darzustellen. Trotz seines, und das ist unbestritten, oft ätzenden Sarkasmus konnte er die allerzarteste Empfindung zum Klingen bringen. Stundenlange Fußmärsche zu seinen Patienten, auch im Regen oder Schneesturm, waren selbst verständlich. Die nie ausgehende Pfeife, ein oder zwei Hunde — er war ein ganz überzeugter Tier freund — und sein „Sinnieren" waren seine Be gleiter. Zu Hause hatte er 41 Jahre lang in seiner Barbara, die aus Vorchdorf stammte, eine hin gebungsvolle und stille Hüterin des Herdes, die dem Bader acht Kinder gebar, von denen ihn nur drei überlebten. Ein getreuer Freund war ihm der Sensengewerke Michael Piesslinger in Steyrling, zu dem er zu jeder Tages- oder Nachtstunde seine Sorgen tragen konnte. Wie so oft bei den Begabten, waren auch bei Moser die Fähigkeiten vielseitig. Nicht nur die Poesie hatte es ihm an getan, er war auch ein guter Geiger, und viele ausgezeichnete Aquarelle bezeugen heute noch. Aus der Festansprache anläßlich der Weihe des erneu erten Moser-Denkmals in Klaus am 14. August 1977.
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