OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

Indikatoren landwirtsdiaftlidier Außerwertsetzung Die Intensität der Abkehr von der Landbewirt schaftung ist vor allem durch die Aufgabe der Rinder-, Schweine- und Ziegenhaltung gegeben (Karte 1). Durch den wirtschaftlichen Auf schwung xmd die Sicherheit nach Abzug der sowjetrussischen Besatzung ist ab Mitte der fünfziger Jahre eine zunehmende Dynamik im sozialen Umbau festzustellen. Vor allem die Ackerbürger in der Gemarkung Windhaag gaben allmählich die Rinder- und Schweinehaltung auf, die kleinen Handwerker, Arbeiter und Taglöhner in Windhaag und Oberwindhaag stellten die Zie gen- und Schweinehaltung ein. Meist ging die Abkehr von der Landbewirtschaf timg phasenhaft vor sich. Der Aufgabe der Rin derhaltung folgte nach einem mehr oder minder langen Zeitraum die der Schweinehaltung und schließlich die der Geflügelhaltung. Vor der end gültigen Aufgabe der Landbewirtschaftung wer den dann schließlich nur noch einige Gemüseund Kartoffelbeete bestellt. Das so frei werdende Pachtland bedeutet für die restlichen landwirt schaftlichen Betriebe bei der klein- und mittel betrieblichen Struktur eine willkommene Auf stockung der Produktionsmittel. Die kulturland schaftliche Relevanz der Außerwertsetzung des agraren Sozialsystems zeigt sich auch an den In dikatoren der leerstehenden Austrags- und Bau ernhäuser, der gewüsteten landwirtschaftlichen Gebäude und der aufgelassenen Weidestallun gen, wie sie uns besonders in der Gemarkung Mairspindt entgegentreten (Karte 1). Die raumrelevanten Kulturlandsdiaftsänderungen 1954 bis 1973 Bei der Beispielskartierung (Karte 1) ging es darum, den prozeßhaft verlaufenden, durch den sozialen Umbau bedingten Wertwandel der Kul turlandschaft zu erfassen. Bei den aufgeforsteten Flächen (Karte 1) handelt es sich vor allem um Streuwiesen im Wald und um ehemalige Hutweidegebiete am Ende der bis zu 4 km langen Waldhufenfluren. Ab 1951/52 begann allmählich der Auflösungsprozeß der am Ende jeder Flur im Weidegebiet gelegenen Weide stallungen (Karte 1). 1954/55 bis 1958 wurden die meisten Stallungen aufgelassen. Der letzte Weidestall wurde noch 1972 mit Jungvieh be schickt. Das Aufforstungsphänomen ist am gegebenen Beispiel sicher auch zu einem gewissen Teil phy sisch-geographisch bedingt, da es sich häufig um versteinte oder vernäßte Böden handelte, aber auch um Steillagen. Die Initialzündung der Auf forstungen erfolgte aber eindeutig durch den sozialen Umbau. Die Abwanderung der Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft und der dadurch entstandene Ar beitskräftemangel hat die extreme Entfermmg der landwirtschaftlichen Betriebe zu den Hut weidegebieten wirksam werden lassen, während andererseits die Mechanisierung noch nicht ein gesetzt hatte. Die dadurch notwendig geworde nen Arbeitsextensivierungen wurden durch Auf forstungen erzielt. Dabei nahmen die einzelnen Betriebe bis zu 36,5 Prozent aus der landwirt schaftlichen Produktionsfläche heraus und führ ten sie der forstwirtschaftlichen Nutzimg zu. Die Hauptintensität der Aufforstungen erfolgte etwa 1958/59 bis 1965 (vgl. Darstellung 7). Mit der zunehmenden Mechanisierung änderte sich auch die Reaktion der landwirtschaftlichen Betriebe. Um einen rentablen Einsatz der Ma schinen zu gewährleisten, sah man sich gezwun gen, die Produktionsgrundlagen optimal auszu nutzen, d. h. auch relativ ungünstige Wirtschafts flächen durch kulturtechnische Maßnahmen ma schinell bearbeitbar zu machen. Die Folge waren im Kartierungsgebiet großflächige Meliorierun gen (Entwässerungen und Entsteinungen). Ins gesamt wurden in den drei untersuchten Gemar kungen von 1965 bis 1972 fast 100 ha (Karte 1) mit einem Kostenaufwand von über 3 Milhonen Schilling einer Großdrainage unterzogen. Weitere Arbeitsextensivierung führte dann zur Vergrünlandung (Karte 1), die aber auch im Zu sammenhang mit der verstärkten Spezialisierung auf Milchviehhaltung gesehen werden muß. Es lassen sich also bei der Beispielskartierung zwei verschiedene auf die Kulturlandschaft wir kende Phasen landwirtschaftlicher Außerwert setzung herausarbeiten. Wurden in der ersten Phase die landwirtschaftlichen Produktionsflächen infolge fehlender Mechanisierung, Arbeits kräftedefizit und ungünstiger Verkehrslage gänz lich aus der Landbewirtschaftung herausgenom-

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