Sigifrit, Irminperth, Rihhart, Ruodperth Willihelm^^ Gozpato, RihcoT?^ Besonders beachtenswert bei der Betrachtung ins besondere der germanischen Namen ist, wie be reits erwähnt, daß sie die Bedeutung ihrer Träger durch den Fortbestand einschließlicher sippen mäßiger Veränderungen in späteren Urkunden deutlich erkennen lassen. Die erstmals für den Beginn des 7. Jahrhunderts bekannt gewordenen Namen bedeutender Persönlichkeiten des Landes am norischen Limes bestehen in den nachfol genden Jahrzehnten und Jahrhunderten nicht nur fort, (bis sie durch ständige Umwandlungen un kenntlich werden), sie müssen auch in dem Jahr hundert davor zu ihrer Bedeutung gereift sein. Sie werden auch den Aufbau des bajuwarischen Staatsgebildes in Anlehnung an römische Relikte und erhalten gebliebene Erinnerungen bestimmt haben — in Verbindung mit dem sich gleicher maßen vollzogenen Aufbau der christlichen Kir cheninstitutionen. Bei dieser Betrachtungsweise kann der Einwand nicht ausbleiben, daß es gewagt ist, die Beweis führung der Anfangsentwicklung allein auf we nigen frühen Urkunden lasten zu lassen. Die Tatsache ständiger Wiederkehr wichtiger Sippen namen der ersten Zeit in Urkunden auch der fol genden Generationen allein ist jedoch als nicht hoch genug einzuschätzendes Argument für die Richtigkeit dieser Annahme zu werten. Darüber hinaus werden Bischof Filgrim (971 bis 991) und seinen Vorgängern weitaus bessere Beweismittel zur Verfügung gestanden haben, die seine Bemü hungen imterstützten, die führende Rolle des Landes am norischen Limes und der Passauischen Kirche beim Aufbau des frühbairischen Herzog tums hervorzuheben^®. Pilgrim hat selbst noch in der Zeit gelebt, da die Erinnerung und das Bewußtsein einer Entwicklung noch vorhanden war, welche die Bedeutung Passaus nicht nur als Bischofsstadt zur Folge hatte. Pilgrims Bestre bungen, wie sie auch ausfielen, erwuchsen somit dem Geschichtsbewußtsein der Teilnahme der Kirche am Landesaufbau aus ersten Anfängen heraus, antiken Vorbildern folgend. So betrach tet, verblaßt das Bild, das von Bischof Pilgrim als Geschichts- bzw. Urkundenfälscher gezeichnet wurde. Karl Uhlirz hat sich neben vielen anderen ein gehend mit den Urkundenfälschungen der Zeit Bischof Pilgrims beschäftigt. (Im übrigen waren es überwiegend Diplome und keine Traditions urkunden, denen Fälschungen nachgesagt wer den). Er kommt zu dem Ergebnis, daß Pilgrim zum Mittel der Urkundenfälschung gegriffen hat, um die Berichte des Bestandes eines Erzbistums in Lorch/Lauriacum zu bekräftigen. Seine Ab sicht war es dann, diese Würden auf Passau zu übertragen®®. Dieser Makel der Manipulation am historischen Bestand, der übrigens den Bischof von Salzburg genauso trifft, beeinflußte auch die allgemeinen Aspekte der Geschichtsschreibung. So konnte es nicht ausbleiben, daß dadurch der frühe, ins besondere Passau einbeziehende Landesaufbau im Gebiet des norischen Limes zu Beginn und in der ersten Phase des Mittelalters eine nicht be friedigende Interpretation erfuhr. Es war jedoch die erfolgreiche Christianisierung, die, von der Passauer Kirche ausgehend, das Land von den frühen Anfängen an in seinem Aufbau begleitete. Und um eben die gleichen Beweggründe ging es Bischof Pilgrim, als zu seiDieser Name dürfte nadi E. Förstemann, a. a. O., gotischer Wurzel entstammen. Insbesondere assimi lierte Formen wie „Willa-", „Willi-" und „Wille-" lassen dies mit Sicherheit vermuten. Hier wurde einerseits eine Mischform vermutet. E. Förstemann verweist jedoch auch in diesem Fall auf einen gotischen Ursprung der Silben „-goz" oder „-coz". E. Förstemann, a. a. O., 493. Er schreibt: „Schon Graff vermutet und Grimm erhebt es zur Gewißheit, daß die sehr häufige Form „Goz" nur eine Nebenform von „Gaud" ist. Sie entspringt aus der von Grimm nach gewiesenen Doppelform des Gotennamens." „Vermutlich wußte man in Passau nicht bloß aus der Vita Severini, daß Lauriacum Bischofssitz gewesen war. Dieser große römische Platz hatte nicht weniger wie andere an der Donau über die Völkerwanderung hinweg eine christliche, romanische Bevölkerung be halten ..." M. Heuwieser, Die Geschichte des Bistums Passau, 77. „Konnte nun Pilgrim wirklich mit Grund den Metro politenrang der Lorcher Bischofskirche annehmen? Die geschichtlichen Umstände sind tatsächlich dazu an getan, ihn zu bestätigen." M. Heuwieser, a. a. O., 82. K. Uhlirz, Die Urkundenfälschungen zu Passau im zehnten Jahrhundert, MIÖG, III. Bd., 1882, 227/28
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