OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

Die Burg Alt-Pernstein — seit 1948 ein Heim der katholischen Jugend — ist hingegen völlig intakt. Abt Wolfradt von Kremsmünster erwarb Fern stem aus dem Besitz der Witwe des Grafen Herberstorff im Mai 1630^®. Das von Herberstorff eingerichtete Waffenlager umfaßte sechs Ge schütze, 36 Doppelhaken, 102 Musketen und 17 Helmbarten, dazu kamen Jägerbüchsen und Schweinsspieße, 110 Bandeliere, 90 Sturmhauben und zahlreiche andere Ausrüstungsgegenstände. 1664 — als sich die Türken, ehe sie bei Mogers dorf von Montecuccoli entscheidend geschlagen wurden, anschickten, diesmal von Süden her In nerösterreich zu bedrohen — kam diesen Herberstorffschen Waffen eine große Bedeutung zu, obwohl sie bereits 1660 in einem „Memorial über die bey der Crembsmünsterischen Herrschaft Bernstein vorhandenen Fahrnuss" als wenig brauchbar bezeichnet wurden®®. Rund zwei Jahr zehnte später — 1683 — gab es in Fernstem gleichermaßen Alarm wie in Scharnstein: Inge nieur Le Maitre untersuchte auch hier den Bauzu stand, worauf Abt Erenbert sofort neue Mauern aufführen ließ und überhaupt alles unternahm, um die Verteidigungsbereitschaft Fernsteins zu erhöhen. Damals erhielt das Burgtor seinen bis heute bestehenden Schutz: alte Harnische wur den zu Platten gehämmert und damit die Tor flügel gepanzert. Außerdem wollte man die Be satzung der Feste von 50 Mann auf 150 Mann erhöhen, was aber ebenso ein Wunschbild blieb wie der Vorschlag Le Maitres, zwei Türme zu er bauen, die Fernstein praktisch imangreifbar ge macht hätten. Nach der Schlacht auf dem Kahlen berg im September 1683, mit der die Türken für immer aus Mitteleuropa verdrängt wurden, ver lor auch Fernstein seine taktische Bedeutung, obwohl die Bevölkerung in den Erbfolge- und napoleonischen Kriegen mit den militärischen Er eignissen fortlaufend konfrontiert war und arge Belastungen zu erdulden hatte. Der Zweite Welt krieg hätte übrigens um ein Haar das Ende der Burg Fernstein gebracht: die Besatzung eines amerikanischen Kampfflugzeuges, das in der Nacht des 20. August 1944 durch die deutsche Fliegerabwehr beschädigt worden war, löste die Bomben aus — zufällig über Fernstein, doch die Feste blieb unversehrt®^. * Zur Existenz des Stiftes Kremsmünster gehören natürlich auch die Pfarren, von denen einige be reits in der Gründungsurkunde von 777 auf scheinen. Pfarrkirchen bei Bad Hall ist eine solche Pfarre, und mit ihr verbunden ist die Filialkirche zu St. Blasien, die um 1348 entstand: zweifellos als Wehrkirche. Noch vor wenigen Jahren war sie als solche — vor allem, was ihre unmittelbare Umgebung anging — deutlich zu identifizieren; die Spuren der einstigen Befestigungsanlage sind im Gelände immer noch zu erkennen. Wesentlich markanter präsentiert sich die Pfarrkirche von Kematen an der Krems als Wehrbau, und die Vermutung, daß hier schon ein römisches Kastell bestand, ist nicht von der Hand zu weisen®®. Als entscheidend für die Kematener Wehrkirche er weist sich der Turm: ein mächtiges Bauwerk mit Schießluken, einer Fechnase und sogleich erkermbarem Verteidigungscharakter. Mit kriegerischen Ereignissen oder mit Persön lichkeiten, die wehrhistorisch eine Rolle spielten, sind etliche Kremsmünsterer Pfarren verbunden. So wurde 1606 in Neuhofen an der Krems Gene ralfeldmarschall Georg Reichsfreiherr von Derfflinger — der Sieger von Fehrbellin — als Sohn eines Bauern oder Schneiders geboren, und der Anführer der aufständischen oberösterreichi schen Bauern 1595/97, Georg Tasch, war Wirt in Fettenbach. Bei Neuhofen an der Krems kam es am 17. August 1626 zu einem Treffen zwischen den Bauern unter Achaz Wiellinger und kaiser lichen Truppen unter Obrist Löbl, die ihren Geg nern eine vernichtende Niederlage bereiteten: mehr als tausend Bauern wurden getötet. In Steinerkirchen an der Traun übernahm Erzher zog Karl im Dezember 1800 den Oberbefehl über die von den Franzosen geschlagene kaiser liche Armee und befahl den Rückzug nach Steyr, wobei sich das bereits vermerkte Nachhutgefecht um Kremsmünster entspann. Im Ffarrhof von Fettenbach übernachtete vom 20. zum 21. De zember 1800 der französische Divisionsgeneral Kurt Holter, Altpernstein, Linz 1951, S. 44 f. 36 Potier, a. a. O., S. 17. 3' Holter, a. a. O., S. 57. 33 Kremsmünster — 1200 Jahre Benediktinerstift, Linz 1976, S. 333.

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