gerichtet wurde und eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges darstellt. Hier erkennt man rasch und ohne Umschweife, wie sehr die Kremsmünsterer Benediktiner über lange Zeitläufte hinweg bemüht waren, ihre Heimstatt gegen einen Feind zu armieren — gleichgültig von woher die Bedro hung kam. Freilich: viel ging verloren, doch was erhalten blieb, konturiert „eine zumindest im deutschen Sprachraum ohne Gegenstück da stehende klösterliche Rüstkammer"®^. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Waffen aus der Zeit des Bauernkrieges von 1626, die Reste der „Türkenbeute", die Abt Erenbert um teures Geld nach 1683 erstanden hatte, sowie die Jagd- und Repräsentationswaffen, darunter ein prunkvolles Jagdbesteck aus dem Besitz Kaiser Maximilians I. ♦ In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erwarb das Stift Kremsmünster drei befestigte Edelsitze: 1625 Scharnstein, 1627 Kremsegg und 1630 Pernstein. Kremsegg — sein Besitzer, Wolf Niklas Grünthaler, war Protestant und mußte des halb die Burg an Abt Wolfradt zwangsweise ver kaufen — erhielt schon im Erwerbsjahr weitere fortifikatorische Zubauten und galt — allein sei ner Lage wegen — als ideales Pendant zur Klo sterburg Kremsmünster. Trotzdem ließ Abt Mar tin III. Resch (1704 bis 1709) die Burg schleifen und an ihrer Stelle das noch bestehende Schloß errichten. Der Turm fiel 1807 einem Blitz zum Opfer und wurde nicht mehr aufgebaut. In den folgenden Jahren diente Kremsegg als Kaserne und Depot für Munition und Bekleidung der Landwehr. Während der Befreiungskriege arbei teten in Kremsegg rund 200 Schneider, die Uni formen herzustellen hatten. 1849 bekam das Schloß neue Besitzer®^. Als Abt Wolfradt die Herrschaft Scharnstein übernahm, war die Burg — nicht zu verwechseln mit dem heutigen Schloß Scharnstein, das als Pflegerhaus erbaut wurde — nahezu eine Ruine: eine Brandkatastrophe im Jänner 1538 hatte einen Großteil der Anlage vernichtet, so daß sie nur noch den Torwart und Gefangene beherber gen konnte. Das änderte sich imter Abt Wolfradt rasch — freilich erzwungen durch den Ausbruch des großen oberösterreichischen Bauernkrieges im Mai 1626. Eine Einheit des in Gmunden sta tionierten bayerischen Regiment Bechler begann unverzüglich, Scharnstein für die Verteidigung auszubauen und einzurichten, was sich allerdings als überflüssig erwies, denn das Almtal blieb von den Aufständischen verschont®®. Nach 1626 diente Scharnstein vorwiegend als Kremsmünsterer Zeughaus, in dem beachtliche Waffenmengen untergebracht waren, darunter 17 größere Geschütze. Zu besonderer Bedeutung rückte Scharnstein im Türkenbelagerungsjahr 1683 auf, weil Abt Erenbert die Anlage als Fluchtburg bestimmte. Der bereits erwähnte Fe stungsbauingenieur Le Maitre untersuchte Scharnstein im Juli 1683 und machte Vorschläge, die den Verteidigungswert erhöhen sollten. Abt Erenbert ließ diese Vorschläge sofort in die Tat umsetzen und beorderte 18 Maurer, ebenso viele Zimmerleute und noch andere Handwerker nach Scharnstein, die innerhalb von vier Wochen die Burg in einen Zustand versetzten, der die Auf nahme von Flüchtlingen und vielleicht sogar die Abwehr eines Angriffes — freilich keine Belage rung — ermöglichte. Auch nachdem die Türken gefahr abgeflaut war, blieb Scharnstein eine Kremsmünsterer Rüstkammer: laut Inventar von 1697 barg die Burg elf Geschütze, 185 Musketen, Helmbarten, Sturmhauben und Harnischteile so wie reichliche Munitionsvorräte. Doch schon im Spanischen Erbfolgekrieg spielte Scharnstein keine Rolle mehr und begann erneut zu verfallen. 1794 bekam der damalige Besitzer der nahegele genen Pürstermühle das Recht, Teile von Scharn stein abzutragen und das Material für den Neu bau seines Hauses zu verwenden, womit das Schicksal dieser Burg endgültig entschieden war. Dessenungeachtet sind die Reste, die sich erhal ten haben, auch heute noch wehrhistorisch und burgenkundlich überaus interessant und zu einem Studium durchaus geeignet®^. " Camber, a. a. O., S. 250. Georg Crüll, Burgen und Schlösser im Salzkammergut und Alpenland, Wien 1963, S. 46. " Edmund Baumgartinger, Die Herrschaft Scharnstein unter dem Krummstab, Sonderdrude aus dem 95. Jah resbericht des Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster 1952. Norbert Grabherr, Burgen und Schlösser in Oberöster reich, 3. Aufl., Linz 1976, S. 91 f.
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