OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

bruar 1704 erfolgte im Traunviertel das Auf gebot für jeden zehnten Mann: das galt auch für die Kremsmünsterer Untertanen. Außerdem kam die Empfehlung, die veralteten Luntenschlösser der Gewehre durch Flintenschlösser zu ersetzen. Im österreichischen Erbfolgekrieg wurde Krems münster zum Schauplatz eines blutigen Schar mützels: Am 31. Dezember 1741 waren ver sprengte bayerische Einheiten — zwei Eskadro nen vom Kürassierregiment Costa, kommandiert von Oberst Poitier sowie etwa 50 Mann vom Infanterieregiment Minuzzi — in Kremsmünster eingedrungen und verschanzten sich auf dem Stiftsgelände. Als sie von Warasdiner tmd Theisser Grenzhusaren angegriffen wurden, ent wickelte sich ein Feuergefecht, bei dem ein Offi zier und zwei Husaren Verwundungen erlitten, ein Husar fiel knapp vor dem Stiftstor. Als Ver stärkungen herannahten, streckten die Bayern die Waffen: in die Hände der Kaiserlichen fielen sechs Offiziere und 200 Mann, überdies zwei Standarten und mehrere Pauken^®. Bereits 1739 beschäftigte man sich in Krems münster mit dem Plan, eine Ritterakademie ein zurichten, in der Söhne aus adeligen Häusern eine standesgemäße Erziehung erhalten sollten. Am 17. September 1744 bestätigte Maria The resia mit einem Diplom diese Akademie, die in ihrer Art innerhalb der Monarchie kein Vorbild hatte und um zwei Jahre früher ihren Lehr betrieb aufnahm als das bekannte Wiener Theresianum^®. Abt Alexander III. Fixlmillner (1731 bis 1759) wählte mit großer Umsicht die Lehr kräfte aus und kümmerte sich eingehend um den Lehrbetrieb. Zu den Unterrichtsfächern gehörte auch der Gegenstand „Kriegsbaukunst": die Vor lesungen darüber hielt Stiftskapitular P. Thad däus Derflinger; überdies erhielten die Zöglinge Reit- und Fechtunterricht. Die Kremsmünsterer Ritterakademie — ein Lieblingskind Maria The resias — wurde 1789 geschlossen. Zehn Jahre später geriet das Stift Kremsmünster in die Wirrnisse und Drangsale der napoleoni schen Kriege. Besonders bedrohlich war die Lage am 20. Dezember 1800, als sich die Nachhut des kaiserlichen Heeres gegen die in Richtimg Steyr und Enns vordringenden Franzosen wehrte. Es kam zu einem Artillerieduell, dem um etwa 16 Uhr der französische Infanterieangriff folgte. Die Österreicher kämpften tapfer, dennoch ge lang es dem Feind, in den Markt einzudringen und ihn zu besetzen; gegen 18 Uhr pochten die Franzosen an die Tore des Stiftes Kremsmünster, das erfreulicherweise keinen Schaden erlitten hatte: im Bereich des Klosters fand man nur eine KanonenkugeP^. Trotzdem entstand große Un bill, denn die Sieger quartierten sich im Stift ein imd ließen es sich Wohlergehen. Darüber hinaus zeigte Divisionsgeneral Lecourbe großes Inter esse an der Bibliothek und an den Kunstsamm lungen, was zur Folge hatte, daß er sich unter anderem eine kostbare Handschrift aus dem 9. Jahrhimdert „schenken" ließ, die übrigens vor geraumer Zeit in der Preußischen Staatsbiblio thek entdeckt wurde und den lateinischen Ver merk trägt: „Das Buch gehört dem hl. Agapitus in Kremsmünster"^®. Auch in den Kriegsjahren 1805 und 1809 erleb ten die Kremsmünsterer Benediktiner echte Not zeiten, und Abt Wolfgang II. Leuthner (1800 bis 1812) mußte jedesmal das Stift verlassen, um wenigstens die bedeutsamsten Schätze in Sicher heit zu bringen. Zwischendurch und bis hin zur endgültigen Niederringung Napoleons 1815 diente das Kloster zeitweilig als Spital, immer wieder kam es zu Einquartierungen und zu hor renden finanziellen Belastungen, die nahezu eine wirtschaftliche Katastrophe heraufbeschworen, mit deren mühsamer Beseitigung auch noch der Nachfolger Abt Leuthners — Anselm Mayrhofer (1812 bis 1821) — seine Sorgen hatte. Die Situa tion konsolidierte sich erst unter Abt Thomas Mitterndorfer (1840 bis 1860), der alles dazu beitrug, daß das Stift Kremsmünster in jeder Be ziehung gesichert die Zeit bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges hinter sich bringen konnte. 1914 stand Abt Leander Czerny (1905 bis 1929) dem Kloster an der Krems vor: ein Gelehrter von hohem Rang, dennoch sich bewußt, daß mit Litschel, a. a. O., S. 78. Alfons Mandorfer, in: Kremsmünster — 1200 Jahre Benediktinerstift, Linz 1976, S. 166. Benedikt Pitschmann, Die Franzosen in Kremsmünster (1800—1801), Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige, Band 78, Jahrgang 1967, Heft I—IV, Ottobeuren 1968. Neumüller, a. a. O., S. 54.

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