durch der Übergang des Gegners über die Traun verhindert wurde. Allerdings kostete das Unter nehmen das Stift Kremsmünster viel Geld: die Aufgebotenen unter der Führung des Kremsmünsterer Hofrichters Tobias Lochinger von Lobenthal mußten gut besoldet werden und erhiel ten allein in das Almegger Lager über 230 Eimer Wein geliefert. 1638 — ein Jahr vor dem Tod von Abt Anton Wolfradt — tauchte mit der „Monasteriologia" des Carolus Stengelius eine neue Ansicht des Stiftes Kremsmünster auf. Sie zeigt die Abtei wieder von Süden her und aus der Vogel perspektive; die Unterschiede zum Prospekt des Eberhard Schäftlmayer sind — auch was die Wehrbauten betrifft — gering. Interessant ist die relativ genaue Darstellung des Wassergrabens und des Wehrganges, der im inneren Verteidi gungsbereich das Kloster gegen Osten ab schirmte. In dieser Epoche scheinen die Kremsmünsterer Benediktiner eine besondere Vorliebe für den Schießsport gehegt zu haben, denn der Hofzimmermeister Andreas Lechner hatte ge meinsam mit Maurern und „Stainprechern" im Juli 1640 die Schießhütte und den Schießstand gründlich zu renovieren. Mittlerweile war eine neuerliche Bedrohung akut geworden: die Schweden näherten sich von Böh men her der ober- und niederösterreichischen Grenze. Die Stände boten daher am 15. Februar 1641 den 100., dann den 30. Mann auf, schrieben Exerzier- und Waffenübungen vor imd for derten eine genaue Uberprüfung der Rüst kammern. Das galt natürlich auch für Krems münster, und Abt Bonifaz Negele (1639 bis 1644) — ansonsten nicht besonders regsam und weitblickend — kam den Befehlen getreulich nach. Damals verfügte das Stift Kremsmünster bereits über 15 Geschütze. Unter dem Nachfolger Negeles — Abt Plazidus Buechauer (1644 bis 1669) — nahm die Angst vor einem Schweden einfall noch beträchtlich zu, weshalb sämtliche Türme auf ihren Verteidigungswert sorgfältig überprüft und dann instand gesetzt wurden. Gleichzeitig warb man weitere Musketiere an, die Waffen aus der Rüstkammer des zum Stift Kremsmünster gehörenden Schlosses Alt-Pernstein erhielten. Aber alle diese Maßnahmen er wiesen sich gottlob als unnötig: Die Schweden zielten von Iglau über Znaim geradewegs nach Wien — das sie allerdings nicht erreichten — und ließen Oberösterreich ungeschoren; kein schwe discher Soldat betrat je mit der Waffe in der Hand oberösterreichischen Boden. Erzählungen, die vom Gegenteil berichten, gehören in den Be reich der Sagenwelt^^. Trotz Schwedengefahr und wieder ständig zu nehmender Hiobsbotschaften aus dem Osten, die einen neuerlichen Ansturm der Türken voraus ahnen ließen, begann das Stift Kremsmünster in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts seine wehrhaften Konturen zu verlieren. Den entschei denden Beitrag dazu lieferten die Äbte Plazidus Buechauer und Erenbert II. Schrevogl (1669 bis 1703), die das Stift Kremsmünster zu einem „Barockpalast" umformten und ihm jene Gestalt verliehen, die bis heute weitgehend gültig geblie ben ist. Zeugnisse für diese Wandlung gibt es et liche wie den Kupferstich aus 1677 von Matthäus Küsell nach Clemens Beuttier: die ehemalige „Klosterburg" Kremsmünster erscheint auf dem Blatt nur noch nach Westen hin einigermaßen ar miert — ansonsten blieb von den Fortifikationen des Spätmittelalters und der beginnenden Neu zeit kaum Wesentliches erhalten. Dessenungeachtet erlosch der kämpferische Geist im Konvent von Kremsmünster nicht. Als 1683 die Türken Wien belagerten und ihre leichte Reiterei erneut bis zur Erms ausschwärmte, zog Abt Erenbert den in Fachkreisen geschätzten Festungsingenieiu- Alexander Christian Le Maitre als Begutachter für den Zustand der Wehranlagen in Kremsmünster, Pernstein rmd Scharnstein heran, ließ Palisaden aufführen, Wassergräben ausheben, tätigte Waffenkäufe und hielt zwanzig Musketiere im Dienst, die not falls sofort auf 300 erhöht werden konnten. Das alles kostete immenses Geld, dermoch verfügte Abt Erenbert über Mittel genug, um etliche Schätze aus der „Türkenbeute" zu erwerben, die heute zu den Kostbarkeiten der Rüstkammer gehören. Im Spanisdien Erbfolgekrieg wurde Kremsmün ster nicht unmittelbar bedroht, aber am 9. Fe- -* Peter Broucek, Der Schwedenfeldzug nadi Niederöster reich 1645/46, Militärhistorische Schriftenreihe, Heft 7, Wien 1967.
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