Die Bestätigung dessen würden vermutlich jene Bauernhaufen als erste erfahren haben, die — etwa 4000 Mann stark — am 25. November 1596 vor dem Kloster Kremsmünster auftauchten xmd die Insassen aufforderten, ihre Waffen auszulie fern. Doch die Aufständisdhen rechneten nicht mit Abt Spindler: er hatte alles zur Verteidigung — auch betreffend die Mannsdiaftsstärke — vor bereitet und bot kaltblütig Paroli. Nadi vier Ta gen Belagerung begannen die Bauern zu verhan deln und wollten sich zuerst mit 30, dann gar nur noch mit drei Büchsen begnügen, aber der Abt entgegnete: „Ich gebe nicht ein einziges Stück heraus, und nun stürmt!" Die Bauern ta ten das Gegenteil: sie zogen ab — sicherlich vor allem von der Haltung Spindlers, aber auch von der „Festung" Kremsmünster beeindruckt^^. Mit diesen Ereignissen im November 1596 ver band sich ein Brauch, der als „Schwertzins" in der deutschen Rechtsgeschichte wohl als ziemlich ein malig zu bezeichnen ist. Der Haupträdelsführer der Bauern, ein gewisser Salig, der eigentlich Hans Gundenstorfer hieß und 1599 in Wels ent hauptet wurde, besaß das Gatterbauerngut in der Pfarre Kematen a. d. Krems. Dieser Hof wurde von den landständischen Truppen unter Gott hard von Starhemberg niedergebrannt, aber rasch wieder aufgebaut, und der jeweilige Besit zer hatte die Pflicht, am Katharinentag jeden Jahres im Beisein von drei Nachbarn vor dem Kremsmünsterer Hofrichter zu erscheinen und ihm kniend ein Schwert zu überreichen, und zwar „zum ewigen Gedächtnis an die Untreue des Saligbauers". Dieser Schwertzins wurde als ent ehrend empfunden und 1650 aufgehoben, weil sich niemand mehr fand, der das Gatterbauern gut mit seiner beschämenden Auflage besitzen wollte^^. Bildliche Darstellungen von Kremsmünster vor Ausbruch des großen oberösterreichischen Bau ernkrieges gibt es mehrere. Am eindrucksvoll sten ist jene Ansicht, die das Kloster von Nor den, also von jenen vorgelagerten Hügeln aus zeigt, von denen sich ein Angriff am leichtesten durchführen hätte lassen. Dieses Gemälde, das 1620 entstanden sein mag, beweist, wie sehr es den Äbten — allen voran Gregor Lechner — ge lungen war, die Achillesferse von Kremsmünster zu decken: starke Mauern — geschickt vor und dazwischen geschoben —, niedrige, aber bullige Türme und eine verhältnismäßig leicht zu ver teidigende Toranlage stellten nur mit größter Mühe zu überwindende Hindernisse dar — einen dementsprechenden Abwehrwillen freilich vor ausgesetzt. Dodi daran mangelte es im Mai 1626, als die Bauern unter der Führung von Stefan Fadinger an die Tore des Stiftes Kremsmünster pochten. Abt Anton Wolfradt (1613 bis 1639) verfügte zwar über rund 400 Mann, die er auch aufbot und vortrefflich mit Waffen und Ausrüstimg versorgen konnte, doch als die entscheidende Stunde nahte, stand der Abt praktisch allein da — wer fliehen konnte, war aus dem Kloster ent wichen. So blieb nichts anderes übrig, als die Aufständischen einzulassen: sie benahmen sich im allgemeinen recht zurückhaltend, plünderten allerdings ausgiebig die Waffenkammer und ver ursachten durch Unvorsichtigkeit den bereits er wähnten Brand, dem beinahe die Kirche zum Op fer gefallen wäre. In diesem Zusammenhang sei auf die Sage von einer geheimen Rüstkammer im Stift Kremsmünster hingewiesen, wonach die Bauern zuerst von einer solchen nichts ahnten; als sie davon erfuhren, ließen sie sich bestechen und machten von ihrem Wissen keinen Ge brauch"®. Abt Anton Wolfradt zog aus den Geschehnissen des Jahres 1626 die Konsequenzen. Er warb Kriegsknechte an, die vom Stift erhalten wurden xmd erstmals am 11. Dezember 1630, am tradi tionellen Gründungstag, bei dem noch üblichen Brauch des „Gespendausteilens" — jedermann, der sich im Kloster einfand, erhielt Fleisch und Brot — mit Helmbarten bewaffnet für Ordnung sorgten. Kurze Zeit später vermehrte Abt Wolf radt seine „Streitmacht" um fünfzig Musketiere, und auch die Anzahl der Geschütze wurde er höht. Besonders tatkräftig und entschlossen zeigte sich der Abt im Widerstand gegen die auf ständischen Bauern unter Jakob Greimbl im Som mer und Frühherbst 1632: er half mit, je ein Lager bei Almegg und Vorchdorf zu bilden, woAlbin Czerny, Der zweite Bauernaufstand in Ober österreich 1595 bis 1597, Linz 1890. Potier, a. a. O., S. 14. Ebenda, S. 16.
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