OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

die gefährdete Nordflanke des Klosters durch vorgelagerte Bauten gegen Angriffe zu schützen. Von einer regelrechten Befestigung wird aller dings nichts berichtet, obwohl mit großer Sicher heit anzunehmen ist, daß die Anlage — vorwie gend wieder gegen Norden hin — eine Mauer umgab. Unter Abt Christian von Ottsdorf, der nur drei Jahre — 1346 bis 1349 — dem Stift Kremsmünster vorstand, erbaute man den ersten Wehrturm, der später als „Brücken-" oder „Spindlerturm" einen wesentlichen Bestandteil der Kremsmünsterer Fortifikation darstellte. Das politische und militärische Geschehen be stimmten in der Folgezeit die Hussitenkriege, die auch Oberösterreich erfaßten; allerdings auf das Mühlviertel beschränkt. Eine weitere Bedrohung erfolgte durch die Türken, die trotz ihrer Nie derlage 1418 bei Radkersburg offensiv blieben und damit zu einer permanenten Gefahr wurden, die erst 300 Jahre später gebannt werden konnte. All das bewog Abt Jakob Treutlkofer (1419 bis 1454), den Ausbau der Kremsmünsterer Befesti gungsanlage zu forcieren. So erhöhte man den unter Abt Ottsdorf aufgeführten Wehrturm und vergrößerte den Gebäudekomplex, der sich ent lang dem Wassergraben gegen Norden hinzog. Noch intensiver beschäftigte sich der Nachfolger Treutlkofers, Abt Ulrich IV. Schoppenzaun (1454 bis 1484), mit den Möglichkeiten, das Stift vor einem Angriff schützen zu können — schon allein dazu gezwungen durch räuberische Überfälle, die schwere Schäden verursachten^". Das Ergebnis dieser Bemühungen Abt Schop penzauns war der Bau einer starken Wehrmauer und eines weiteren Turmes, der als Vorläufer des heutigen Eichentores gelten kann, das seinen Na men von dem daneben gelegenen Eichengarten erhalten hat. Außerdem sorgte der Abt für den Fall einer Belagerung vor: er ließ einen Brunnen graben, der das Kloster mit frischem Wasser be lieferte. Der steinerne, kreisrunde Brunnenrand ist noch im Portnerhöfchen zu sehen. Abt Wolf gang I. Widmer (1488 bis 1500) wirkte im Sinne Schoppenzauns weiter und umschloß das irmere Geviert des Stiftes mit einem festen Wall. Doch es ging in dieser Epoche nicht nur darum, Kremsmünster mit Bauwerken zu versehen, die eine Verteidigung möglich machen sollten; man mußte sich auch um eine wehrfähige Mann schaft und vor allem um Waffen kümmern. Dazu wurden etliche Waffenschmiede und Plattner be schäftigt wie der Linzer Meister Markus Guetler, Bartholomäus Neumeister in Steyr imd in erster Linie Pankraz Taller, der gleich Peter Schreck eisen, der sicherlich ebenfalls für Kremsmünster Waffen herstellte, im Raum von Bad Hall seine Werkstatt hatte. Die Leistungsfähigkeit der Waf fenschmiede ist dadurch gekennzeichnet, daß Taller innerhalb von drei Jahren über 3000 tmd Schreckeisen innerhalb eines Jahres 1700 Helm barten liefern konnten. Für die Unterbringung und Aufbewahrung der Waffen benötigte man ein Zeughaus oder zu mindest eine Rüstkammer. Wann eine solche in Kremsmünster eingerichtet wurde, läßt sich lei der ebenso wenig bestimmen wie der Zeitpunkt, von dem an durch das Stift Waffen gekauft wur den, da keine diesbezüglichen Rechnungen vor handen sind. Es ist daher zu vermuten, daß eine „besondere Lade"^^ existierte, aus der die erfor derlichen Beträge bezahlt wurden. Die soge nannte alte Kremsmünsterer Rüstkammer „be fand sich unter dem Dach des Traktes, der gegen den Markt hinab stand"^^. Wehrbauten und Waffenankäufe erforderten be trächtliche Summen, die das Stift Kremsmünster nur unter großen Anstrengungen aufbringen konnte, zumal auch die Türkensteuer, die das Kloster zu entrichten hatte, eine schwere finan zielle Belastung darstellte. Aber damit noch nicht genug: 1529 wurde in Oberösterreich jeder fünfte und zehnte Mann aufgeboten und an der Enns unter Hans von Starhemberg eine Front gegen das osmanische Heer errichtet, das Wien belagerte und Teile Niederösterreichs verheerte. Bereits ein Jahr später beschloß der obderennsische Landtag eine „Defensions-Ordnung", von der natürlich das Stift Kremsmünster nicht ausgenommen war tmd die von ihm neuerliche Opfer forderte. Gemäß dieser Defensions-Ord nung mußte jeder zehnte (eventuell fünfte) Mann zum Aufgebot gestellt werden; für den Unterhalt der Aufgebotenen hatten die „ZurückDorn, a. a. O., S. 26. " Potier, a. a. O., S. 10. Dorn, a. a. O., S. 102.

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