OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

eines Klosters lebenswichtigen Quellen; vielleicht auch hatten die Siedler tatsächlich bereits jenen „feinen Sinn für Naturschönheit", den ihnen Theophil Dorn zuspricht®. Unberührt von all dem bleibt freilich die Feststellung, daß das Stift Kremsmünster zur Zeit seiner Gründung wie eine Bastion nach dem Osten hineinragte und „ein Vorposten an der Ostgrenze des Reiches"® war. Ob das Kloster für eine solche Aufgabe in jeder Hinsicht gerüstet erschien, ob es wenigstens von einer starken Mauer umschlossen wurde, ist völ lig ungewiß. Jedenfalls widerstand Kremsmün ster, das mittlerweile eine rege Missionstätigkeit entfaltet hatte und seine erste wirtschaftliche Blüte erlebte, dem blitzartigen Überfall der Magyaren im Jahre 900 nicht: die Reiterscharen aus dem Osten drangen innerhalb eines Tages in ein Geviert von 50 Quadratmeilen westwärts der Enns ein, ehe der bayerische Heerbann auf geboten werden konnte. Kremsmünster wurde (vielleicht) angezündet, jedoch nicht verwüstet, wofür u. a. die Tatsache zeugt, daß sich über den Ungarnsturm hinaus Handschriften erhalten haben^. Der weitere Ausbau vollzog sich schleppend, auch immer wieder behindert durch Feuersbrünste. So brannte z. B. die Kirche unter Abt Ulrich III., der von 1173 bis 1182 dem Stift vorstand, zum fünften Male ab. Abt Ulrich soll übrigens im Ge folge des Babenbergerherzogs Leopold V. an einem Kreuzzug teilgenommen haben und in Akkon, nach der Einnahme dieser Stadt durch Leopold, gestorben sein. Hier allerdings scheint ein Irrtum vorzuliegen, denn der Babenberger eroberte Akkon erst im Juli 1191 — also fast zehn Jahre nach dem Tode Abt Ulrichs. Trotz dem wird vermerkt, daß Abt Ulrich „ein großes Kreuz mit Kreuzreliquien und einen goldenen Kelch zurückerstattet habe": das Reliquienkreuz wurde angeblich gestohlen, der Kelch für Güter erwerb um Viechtwang eingetauscht®. Für die Epoche der Regierungszeit des Abtes Friedrich I. von Aich (1275 bis 1325) liegt eine Grundriß-Rekonstruktion des Stiftes Krems münster vor®. Sie zeigt bereits die Bemühungen, ® Theophil Dorn, Abriß der Baugeschichte Krems münsters, Heimatgaue, 10. Jahrgang, Linz 1929, S. 2. ® Wutzel, a. a. O., S. 32. ' Willibrord Neumüller und Kurt Holter, Die mittel alterlichen Bibliotheksverzeichnisse des Stiftes Krems münster, Linz 1950, S. 16 f. ' Dorn, a. a. O., S. 12. ® Gallus Scheinecker, Klosteranlage und Bautätigkeit in Kremsmünster unter Abt Anton Wolfradt (1613 bis 1639), Christliche Kunstblätter, Heft III, 81. Jahrgang, Linz 1940, Abb. 37. ■3'C imt £300. <&s StiSiuSeä .'. 1 • I • ——*

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2