OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

chen, ein Falke, eine Elster, ein Rabe, zwei Schlangen sowie eine Muschel. Als Fabeltiere sind je ein Panther und ein Drache zu erwähnen. An Erzeugnissen aus dem Bereich des mensdilichen Lehens fanden in den Gemeindewappen Eingang: Zwei Streitkolben, dreimal ein Schwert, zwei Degen und zwei Dragonersäbel als alte Hieb- und Stichwaffen, an Würdezeichen sind Kronen in drei Wappen, sowie ein Erzherzogs hut, und aus dem kirchlichen Bereich ein Vor tragkreuz zu nennen. Topfhelm, Bauernhut und Mantel sind der Rüstimg bzw. der männlichen Bekleidung zuzuzählen. — An Werkzeugen tmd Arbeitsgeräten kommen vor: zwei Fflugmesser, eine Zugsäge, ein Hammer, ein Zirkel, Sdilüssel, ein Schlüsselblech und eine Balkenwaage sowie ein Rost. Würfel und Münzen sind dem gesel ligen bzw. dem wirtschaftlichen Lebenskreis des Menschen entnommen; Reißhaken, Anker, Schilf mühle und Steinschlepp dem Arbeitsbereich zur Nutzung des Wassers zuzurechnen. — Die Ardiitektur wird vertreten durch einen gotisdien Kirchturm sowie eine ionische Säule, einen spät barocken Bildstock und eine Denkmalanlage aus den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts; ein gotischer Flügelaltar und ein Dreipaß sowie ein barocker Engelkopf repräsentieren das Kunst handwerk. Verschiedene Kreuzformen in fünf Wappen, ein Herz, ein Buchstabe und eine Buchstabenkombi nation vervollständigen diese Aufzählung. Die Motive: Auf den Ortsnamen spielen direkt „redend" an: der Bach im Wappen von Atzbadi, eine Kirche für Kirchdorf a. d. Krems und Feldkirdien a. d. Donau, eine Mühle für Mühlheim am Iim; Maria-Neustift, Maria-Schmolln und St. Marien wählten als Anknüpfungspunkt an den Ge meindenamen die Initialen bzw. das Monogramm der Gottesmutter. Kreuz und Wellenleiste sym bolisieren den Ortsnamen Taufkirchen, während Farnblätter auf die Herkunft des Namens Fornach weisen. Häufig standen bei der Wahl der Motive wieder geographische Gegebenheiten im Vordergrund: Hinweise auf die örtliche Lage an Flüssen finden sich in den Wappen von Wilhering (Donau), Feldkirchen (Donau imd Pesenbach), Mühlheim (Inn), Taufkirchen (Trattnach) und Franken markt (Vöckla) sowie Pierbach (Zusammenfluß der Kleinen und Großen Naarn); die Lage an einem See rufen die Wappen von Seewalchen (Attersee) und Fränking (Holzöstersee) in Erin nerung. Eine besondere Hervorhebimg erfährt das Hügelland um Andrichsfurt, Maria-Schmolln und Scharten sowie das Bergland um Vorderstoder. Rohrkolben deuten auf das ehemalige große Sumpfgebiet des Osternachbaches bei Andrichsfurt. Als markantes Bauwerk zeigt Feldkirchen a. d. Donau den im Mühlviertel unikaten, freistehen den gotischen Kirchturm. — Auf ein Kunstdenk mal ersten Ranges macht Gampern mit der (ver einfachten) Darstellung seines gotischen Flügel altares aufmerksam, während Wilhering durch einen geflügelten, mitratragenden Engelkopf und Pfarrkirchen bei Bad Hall mit einem prunkvollen Vortragkreuz auf ihre hervorragenden RokokoKircheneinrichtungen aufmerksam machen. St. Thomas am Blasenstein erwählte sein Wahr zeichen, einen typischen Mühlviertler Bildstock als Wappenbild, ein Denkmal mit Obelisk und Ketteneinfassung vermittelt uns das Gemeinde wappen von Pinsdorf. Von der keltisch-römischen Landnahme bis in die Zeit der Franzosenkriege 1809 führen uns die geschichtlichen Ereignisse, die in den Gemeinde wappen ihren Widerhall finden: Micheldorf erin nert an das jahrtausendealte Siedlungskontinuum im Räume des oberen Kremstales und bringt mit einer von einem Kreuz überhöhten ionischen Säule symbolisch die Übernahme der einstigen gallorömischen Kultstätte auf dem Georgenberg durch das frühe Christentum zum Ausdruck. — Die fränkischen Münzen im Wappen von Asten beziehen sich auf die in Raffelstetten zwischen 903/06 von einer königlichen Kommission zu sammen mit dem heimischen Adel erstellte Zoll ordnung für den Donauhandel, dem ältesten erhaltenen wirtschaftshistorischen Dokument in Österreich. Feldkirchen bei Mattighofen weist sich als altes Königsgut aus, während die Lilien im Wappen von Frankenmarkt — in übertrage nem Sinne — auf die vom fränkischen Bamberg initiierte Kolonisation deuten. — Das Privileg Rudolfs 1. von Habsburg aus dem Jahre 1280 für das „befreite Amt" Maria-Neustift versinn-

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