OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

Literatur wurde gegenüber der ersten Auflage zwar um einiges verbessert, könnte m. E. aber trotz der unge heuren Vielfalt und der damit verbundenen Schwierig keiten bei der Auswahl noch besser gestaltet werden. Überschneidungen mit der Volkskunde und der Völker kunde werden zwangsläufig immer wieder gegeben sein, doch schließt das keine weitgehende Außerachtlassung insbesondere der volkskundlichen Literatur aus. Jedem, der sich für religionsgeschichtliche Fragen inter essiert und sich rasch und gut über einen diesbezüglichen Begriff informieren will, sei dieses Wörterbuch emp fohlen. D. Assmann Sammelbesprechung von Veröffentlichungen über „Volkstümliche Hinterglasbilder" seit 1974. Seit Jahrzehnten ist die Forschung zur Veröffentlichung von Arbeiten über Sachgüter der Volkskunde auf spär lichste Subventionen schlecht dotierter wissenschaftlicher Institutionen angewiesen. Die sogenannte „Nostalgie welle" regte jedoch Produzenten von Bilderbüchern, Ka lendern, Postkarten, Monatsschriften usw. dazu an, Un summen in aufwendige Farbreproduktionen von Volks kunsterzeugnissen — mit Gewinn — zu investieren. Meist versäumt man es, sich zur Bestimmung der Stücke und zur Beistellung der Texte an Fachleute zu wenden. Daneben wirkt das Interesse der Antiquitäten händler und Auktionshäuser: Laienautoren sind eher geneigt, die Sachgüter ihrer Sammlungen früheren Ent stehungszeiten zuzuschreiben und damit eine Bewertung um ein Vielfaches über dem wirklichen Wert zu be günstigen. Heimatkundliche, kunstgeschichtliche und volkskundliche Wahrheit fordert es im Interesse der Liebhaber, Samm ler und Käufer, solche Fehldarstellungen richtigzustel len. „Schöne alte Hinterglasbilder" aus der Sammlung Dok tor Eugen Gürster. Wandkalender 1975, 12 Farbabb., Buchheim-Verlag, Feldafing/BRD (Erstveröffentlichung 1970). Beide Kalender zeigen auf den Monatsblättern 30 X 42 cm schöngedruckte Wiedergaben derselben 12 Hinter glasbilder in verschiedener Reihenfolge. Dr. Gürster hat seit seiner Wiener Dienstzeit dazugelernt, denn die Blätter 1975 tragen meist richtige Bildbestimmungen, jedoch: Januar: Gnadenbild nicht „Maria Zell" sondern „Maria Brünnl". Juni: Raymundsreuth liegt nicht in Böhmen, sondern im Bayerischen Wald (was ein bayerischer Verlag wissen sollte!). November: Nicht aus Sandl (Oberösterreich), sondern aus Buchers (Südböhmen). Die Wiederauflage nach fünf Jahren beweist die gute Aufnahme auf dem Kalendermarkt. Schade, daß ein so angesehener Kunstverlag die Bilder ohne Rahmen und in den Formaten beschnitten abbildet, was den volks kundlichen und kunstgeschichtlichen Wert beträchtlich schmälert! „Hinterglasmalereien", Beitrag in Broschüre des Amtes für Briefmarkengestaltung des Fürstentums Liechten stein, Vaduz, von Dr. Theo Gantner, Direktor des Schweizer Museums für Volkskunde, Basel, 1974. Die „Liechtensteiner Weihnachtsmarken", Ausg. v. 5. 12. 1974, geben vier Hinterglasbilder aus Sandl (Oberösterreich) in Farben-Ätztiefdruck, erfreulicher weise mit den Rahmen, wieder. Nach den Deutschen Reichs-Kleinodien in Wien hat somit die Post Liechten steins der österr. Postverwaltung auch eine in Öster reich typische Volkskunst als Briefmarkenmotiv „weg geschnappt". Für die richtige Beschreibung der Bilder und den Beitrag sorgte knapp und souverän der be rühmte Schweizer Fachmann. Ein für Österreich nach ahmenswertes Beispiel! „Leuchtendes Glas", Hinterglasbilder, Kunstkarten kalender 1974 und 1976, Aries-Verlag, München. Zur Ausgabe 1974: Die 12 Bilder dieser Ausgabe stam men aus der Sammlung Hans Christian Blech, dem auch der Text auf der Rüdeseite des Kalenders zugeschrieben werden darf. Daß die einstigen Glashüttenarbeiter Schlesiens, Nord-, West-, Südböhmens, Bayerns und Österreichs usw. „. . . aus Lust am Hinterglasmalen als künstlerische Betätigung am Feierabend und im Win ter ..." (bei welcher Beleuchtung?) jährlich je Werk stätte oft 30.000 bis 40.000 Bilder gemalt hätten, ist nicht nur unglaubwürdig, sondern längst durch Ver öffentlichungen aus den hinterlassenen Geschäftsbüchern widerlegt. Vielmehr arbeiteten sie im Winter, solang es das Tageslicht zuließ, im Sommer oft 14 Stunden am Tag! Zu den Bildbeschreibungen: Januar: Vielleicht in Slowenien aufgefunden, jedoch eindeutig in Schlesien gemalt! Mai und Juli: Buchers liegt nicht in Österreich, sondern in Südböhmen. Die Bilder stammen aber aus Sandl in Oberösterreich. Juni: Nicht aus Südböhmen, sondern aus Raymundsreuth im Bayerischen Wald. September: Nicht aus Österreich, sondern aus Buchers, Südböhmen. Dezember: Wallfahrtsgnadenbild „Maria Brünnl"; nicht aus Raymundsreuth, sondern aus Sandl. Zur Ausgabe 1976; Die abgebildeten 12 Bilder gehören dem Bayerischen Nationalmuseum, München, daher nur wenige Anmerkungen zu den Bildbeschreibungen: Mai: aus Buchers, Südböhmen. November: Nicht aus Raymundsreuth im Bayerischen Wald, sondern aus Außergefild im Böhmerwald, Werkst. Joh. Verderber. Dezember: Nicht aus Buchers in Südböhmen, sondern aus Außergefild im Böhmerwald, von Verderber. Dem Bayerischen Nationalmuseum und dem Verlag ge bührt der Dank für die Wiedergabe der Bilder mit den Rahmen! Wolfgang Schwarze: „Hinterglasmalerei aus alter Zeit", Wuppertal 1976, Dr.-Wolfgang-Schwarze-Verlag.

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