OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

Kommunikationen und damit auch fremde Einflüsse durch die wichtigen Verkehrsverbindungen gepaart mit oft jahrhundertealten Traditionen. AU das versteht der Autor dem Leser bestens nahezubringen. Manche historische Fakten sind dabei allerdings nicht ganz richtig wiedergegeben. Als Beispiel seien nur die Hinweise auf das ehemalige Erzbistum Görz angeführt, etwa wenn es heißt (S. 8): „1789 gehen alle Pfarren des Görzer Erzbistums an das Bistum Brixen über"; Görz umfaßte auch viele Pfarren in Slowenien und desgleichen in Kärnten und in der Südsteiermark; die Auflösung dieser Erzdiözese erfolgte bereits 1786. Die kirchlichen Grenzen sind eben nicht identisch mit den politischen, und es stimmt daher nicht, wenn der Autor schreibt, daß die Metropolitangrenzen Aquileias — 811 wurde von Karl d. Gr. die Drau als Grenze gegen Salzburg festgelegt — „fast 1000 Jahre hindurch mit den politischen Grenzen identisch blieben" (S. 10). Die auf derselben Seite erwähnte Eingliederung des Bistums Sähen (später Brixen) in die „bairische Kirchenprovinz" bezieht sich auf Salzburg, wie auch manche Formulie rungen im Kapitel „Historische Abläufe" nicht ganz glücklich gewählt sind. Die bereits bei Rezensionen früher erschienener Landschaftsbände dieser Reihe („Slowenien", „Istrien und der Karst") bemängelte uneinheitliche Schreibweise von Ortsnamen findet sich leider auch in diesem Band wie der; z. B. Tarvisio (Tarvis), Timau (Tischlwang) usw., aber Görz (Gorizia) oder Triest (Trieste). Auch in der Kartenskizze ist diese Uneinheitlichkeit vertreten; hier hätte wohl auch neben Pontebba der jahrhundertelange ehemalige Kärntner Grenzort Pontafel eingetragen wer den sollen. Da wir gerade bei den Ortsnamen sind — im Register heißt es „Virunum (Klagenfurt)", im Text wenigstens „bei Klagenfurt"; richtiger wäre „Maria Saal". Über verschiedene Mängel, die sich nicht zuletzt aus der überaus schwierigen historisch-politischen Kompli ziertheit dieses Raumes ergaben, soll der Wert dieser Veröffentlichung und die Arbeit, die zu ihrer Erstellung notwendig war, nicht übersehen werden, zumal neuere Literatur über diesen Raum eher spärlich ist. Großartige Landschaftsschilderungen, Beschreibungen nicht nur her vorragender Kunstwerke, sondern auch volkskultureller Eigenheiten ergänzen einander. Das Friaül, das auch eine eigene, dem Raetoromanischen und Ladinischen eng verwandte eigene Sprache (vgl. das Kapitel „Sin furlans") besitzt, wird — einschließlich der Schilderung des „Jahrhundertbebens" — in Wort und Bild eindring lich vorgeführt. Bei der Auswahl einiger Farbbilder erhebt sich allerdings die Frage ihres Aussagewertes. Neben der Aufgabe, dem Leser eine besonders reizvolle Natur- wie Kulturlandschaft vor Augen zu führen, wird der Autor in wohltuend unaufdringlicher Weise auch verschiedenen Problemen der schwer geprüften BevölkeTung gerecht. Triest, ebenfalls dieser Provinz zuge hörig, wurde bereits vom selben Autor dm Band „Istrien und der Karst" dargestellt. D. Assmann Lebendiges Gestern. Erwerbungen von 1959 bis 1974, Museum für Deutsche Volkskunde Berlin (= Sehr. d. Museums f. Dt. Volkskunde Berlin, Bd. 1), Berlin 1975, 259 Seiten mit vielen Schwarzweißabb. und 10 Farb tafeln. Wer würde vermuten, im noch dazu im Zweiten Welt krieg weitgehend zerstörten Museum für Deutsche Volkskunde Berlin einen prächtigen Gunskirchner Schrank oder verschiedene andere Dinge unserer ober österreichischen Volkskultur zu finden. Die vorliegende Broschüre vermittelt gute Eindrücke in die kolossale Aufbauarbeit und vor allem auch in die Neuerwerbun gen dieses Museums, das 1964 zum 75jährigen Jubiläum seiner Gründung erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder an die Öffentlichkeit getreten war und nunmehr in einem neuen Hause untergebracht ist. Zugleich wird mit diesem ersten Band einer neuen Schriftenreihe der 65. Geburtstag von Lothar Pretzell, dem ehemaligen Leiter der Anstalt, gewürdigt. Heidi Müller beschreibt den Bestand an Möbel — von den 428 Objekten wurde fast alles durch Kriegsein wirkungen vernichtet, um so beachtlicher, was nunmehr wieder aus verschiedenen Landschaften zusammengetra gen wurde, darunter elf Möbel aus Oberösterreich —, Ingolf Bauer und Paul Stieber die Keramik — auch hier ist unser Bundesland mit bedeutenden Stücken vertre ten. Die Tracht wird von Rotraut Sutter behandelt, die Textilien von Justus Kutschmann. Edgar Hervolk be mühte sich um das Arbeitsgerät und der derzeitige Direktor, Theodor Kohlmann, um die Graphik, die so wohl weltliche wie religiöse volkstümliche Themen um faßt, einschließlich der zu Unrecht oft als „Kitsch" abge tanen Chromolithographien. Gertrud Weinhold gibt ab schließend einen Überblick über die „Komparative volks kundliche und ökumenische Sammlung", zu der u. a. Weihnachtskrippen, Spielzeug, Tonpfeiffiguren etc. ge hören. D. Assmann Wörterbuch der Religionen. Begründet von Alfred Ber tholet in Verbindung mit Hans Freih. v. Campenhausen; 3., neu bearb. Auflage hrsg. von Kurt Goldammer (= Kröners Taschenbuchausgabe, Bd. 125). Stuttgart 1976 (A.-Kröner-Verlag), u. 659 Seiten, Ln. DM 25.—. Das 1952 in erster Auflage erschienene „Wörterbuch der Religionen" liegt nunmehr in dritter, neu bearbei teter und ergänzter Auflage im Rahmen der bekannt guten Wörterbücher des Kröner-Verlages vor. Es er schließt die vielgestaltige religiöse Welt aller Völker und Zeiten in ihren verschiedenen Erscheinungsformen, was von vorneherein eine starke Reduzierung der Stich wörter verlangt. Trotzdem wurde eine großartige Lei stung erbracht. In möglichster Knappheit wird jeweils ohne Umschweife das Wesentliche ausgesagt und häufig durch Literaturhinweise ergänzt. Um ein Beispiel her auszugreifen: Die nicht gerade leicht zu entwirrenden Begriffe wie „Aberglaube" und „Volksreligion" erfahren in diesem Lexikon eine Darstellung, wie sie prägnanter in keinem volkskundlichen Fachbuch zu finden sind. Die Auswahl und vor allem die Anzahl der angeführten

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