eine gehandhabte Rinderzucht denken. Wesentlich höher als bei einem Großbauern war der Bestand an Schwei nen. Die Unterkünfte der Dienstboten im Maierhof waren gegen vergleichbare bäuerliche geradezu herr schaftlich zu nennen, so hatten die Mägde eine eigene Kammer mit Betten, selbstverständlich besaß der Moar (Maier = Anschaffer) sein eigenes Zimmer. Selbst der Schweineknecht besaß eine eigene Schlafkammer, nur die Ochsenknechte schliefen im Ochsenstall in dort aufgestellten Betten. Die Pferdeknechte hatten ihre Bet ten in den Roßställen der Burg. Es wäre müßig, wollte man auf alle Details eingehen, die im Inventar aufgezählt sind. Dem Leser geben die beigefügten Pläne die Möglichkeit, die beschriebenen Räumlichkeiten an Hand der Numerierung aufzufin den. Wenn man von der Einmaligkeit einer solchen Publika tion absieht, so muß doch besonders hervorgehoben werden, daß die Fragen, wie solche Burgen möbliert und ausgestattet waren, wie für die Verteidigung einer sol chen Anlage Sorge getragen worden ist, durch dieses Inventar der Burg Pürnstein vom Jahre 1564 erschöp fend beantwortet wurden. Die Herausgabe des Inven tars der Burg Pürnstein, ergänzt durch die beigege benen Pläne und Grundrisse durch Wilhelm Götting, kann nicht hoch genug geschätzt werden, sagt doch dieses Büchlein mehr über den Bau und die Einrich tung einer Burg aus, als das einzige Fachbuch Ober österreichs dieser Art. Gemeint ist das Buch Nepomuk Coris, Bau und Einrichtung deutscher Burgen im Mittel alter, Linz 1895, welcher sich noch weitgehend nach Viollet-le-Duc's, Dictionnaire raisonne de L'architecture francaise du 11. au 16. siede, Paris 1867—70, orien tierte. Selbst Otto Piper ist — im Bezüge auf die Ein richtung der Burgen — in seiner Burgenkunde nicht sehr gesprächig; das gleiche gilt für die von Herbert de Caboga-Stuber herausgegebene „Kleine Burgenkunde". Abschließend darf zusammengefaßt gesagt werden, daß die Herausgabe des Inventars vom Jahre 1564 der Burg Pürnstein durch Wilhelm Götting eine schon lange spür bare Lücke in der neueren, wissenschaftlich betriebenen Burgenkunde schließt, und dem Herausgeber und Inter preten der Dank aller burgenkundlich Interessierten gebührt. Norbert Grabherr Helmut Grassner: Die Messestadt Wels und ihre Um gebung. Linz 1976 (Oö. Landesverlag), 96 Seiten, 20 z. T. farbige Abb. nebst 3 Stadtplanausschnitten, 12 x 17 cm. S 58.—. Mit der Herausgabe dieses Stadtführers von handlichem Format setzt der durch zahlreiche historische und kunst historische Aufsätze über die Stadt Wels bekannte Autor die Tradition der zuletzt von Gilbert Trathnigg (1965) und Karl Stumpfoll-Rudolf Eibl (1948) verfaßten Stadt führer fort. Helmut Grassner hat somit eine Lücke in der die Stadt Wels betreffenden Literatur geschlossen, denn die beiden vorhin erwähnten Publikationen sind längst vergriffen und können überdies der neuesten Stadtentwicklung nicht mehr Rechnung tragen. Das vorliegende Bändchen ist flott geschrieben, in seiner Zusammenstellung informativ und übersichtlich und be rücksichtigt im Bild- und Textteil die jüngste Stadt entwicklung sowie die Welser Umgebung. Stadt geschichte, Kommunalwesen, Handel, Verkehr, Industrie, wurden in kurzer und dennoch durch Vollständigkeit bestechender Form dargestellt. Der Abschnitt „Ein kleines Service", welcher Apotheken, den Ärztenotdienst, Ämter, Behörden, Krankenhäuser usw. sehr übersichtlich aus weist, darf als praktische Neuerung im Vergleich zu den Vorgängern besonders hervorgehoben werden. Bei einer Neuauflage könnte vom Verlag die Beigabe eines Stadtplanes — immerhin eine Sache der Kalkula tion — erwogen werden. Der Abschnitt „Drei Routen zur Eroberung des Stadtkernes" enthält drei Stadt planausschnitte mit Markierungslinien, so daß es beson ders dem Ortsfremden leicht gemacht wird, den mittel alterlichen Stadtkern in kurzer Zeit kennenzulernen. Ein Literaturverzeichnis enthält die vom Verfasser be nützten Werke. Eine angenehme Bereicherung würde die Ausdehnung des Literaturverzeichnisses auf eine kurz gefaßte Welser Bibliographie bedeuten, welche dem interessierten Leser auch einen Überblick der Veröffent lichungen aus den historischen Schwesterdisziplinen — so z. B. Vorgeschichte, Archäologie, Volkskunde und Kunstgeschichte — bieten würde. Es sei hier besonders an die Arbeiten von A. Betz, E. Burgstaller, K. Holter, H. Marschall, R. Noll, A. Salzmann, G. Trathnigg, F. Wie singer und K. Willvonseder hingewiesen. Diesem Wunsch wird der in der Welser Literatur sehr versierte Verfasser bei einer, seiner Veröffentlichung zweifellos zu wünschenden Neuauflage sicherlich gerne nachkom men. Der Bildteil — die Farbaufnahmen stammen vom Autor — verdient nicht nur von der Qualität, sondern auch von der Auswahl her Beachtung. Zusammengefaßt — eine längst fällig gewordene Publi kation, die dem Fremden durch die bestechende Prägnanz und Übersichtlichkeit ausreichend informiert, dem Wel ser aber Geschichte, Bedeutung und Schönheiten seiner Stadt und deren näherer Umgebung wiederum in Er innerung ruft. Wilhelm Rieß 71. Jahresbericht des Bischöflichen Gymnasiums Kolle gium Petrinum in Urfahr-Linz, Schuljahr 1974/75. 380 Seiten, mit einigen Abb. Vor einiger Zeit erschien in dieser Zeitschrift ein Hin weis auf interessante und meist zu wenig beachtete Aufsätze und Beiträge in Jahresberichten oberösterrei chischer Mittelschulen. (Vgl. 28. Jg. [19741, S. 169 f.) Der vorliegende Petrinum-Jahresbericht von 1974/75 verdient es — wenn auch leider etwas verspätet — besonders hervorgehoben zu werden. Der Beitrag „Die Schicksale des Kollegium Petrinum während der Zeit des National sozialismus", behandelt von Josef Honeder, gibt einen ausgezeichneten Einblick in einige vom damaligen Re gime beabsichtigte Neuerungen in Linz. Insbesondere wird der Plan zur Errichtung einer Technischen Hoch schule auf dem Gelände des Petrinums unter Einbezie-
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