Worterklärung aus dem Buche von Theodor Unger, Steirischer Wortschatz, Graz 1903. Es darf indessen Gotting die Ungersche Fehlinterpretation nidit ange lastet werden, denn Gotting wagte es nicht, an der Rich tigkeit der Worterklärung zu zweifeln. Aber schon Friedrich Kluge weist in seinem Etymolo gischen Wörterbuch der deutschen Sprache (11. Auf lage), auf S. 66 auf die Bedeutung des Wortes „Bock", mundartlich als „vierbeiniges Gestell oder Gerüst zum Tragen" bezeichnet, hin. Im Frühneuhochdeutschen Glos sar von Alfred Götze (7. Auflage), Berlin 1967, steht auf S. 107 die Erläuterung für „gießbeck" = „Handwasch becken". Wenn man nun noch bedenkt, daß man noch heute in der oberösterreichischen Mundart dazu neigt, ein „e" wie ein „ö" auszusprechen, so erklärt sich zwangs los der „Silber Gießpöck samt einer Kandel" als simpler Waschtisch. Von diesem etymologischen Exkurs wieder zurück zum Inventar. Dieses bietet wie kein anderes Dokument des 16. Jahr hunderts Einblicke in die wirtschaftliche und soziale Struktur des ständischen Adels im Lande ob der Enns. Aus dem Inventarverzeichnis geht deutlich hervor, daß der Paul Jakob Starhemberg kein unbedeutender Mann gewesen ist, obwohl zum Zeitpunkte der Inventarauf nahme kein Bargeld vorhanden war, hatte Paul Jakob doch über namhafte Geldmittel verfügen können, wie aus den Schuldverschreibungen hervorgeht. Die Haushaltung war herrschaftlich, beachtet man das reichliche Vorhandensein von Silbergeschirr und Schmuck (S. 8 und 9 f.). Bemerkenswert sind die An gaben auf S. 11, aus denen hervorgeht, daß die Gold haube damals zur festlichen adeligen Frauentracht ge hörte, und erst rund 200 Jahre später zur Festtracht der Linzer Bürgersfrauen gerechnet wurde. Die adelige Dame trug selten einen Hut, sondern zumeist ein Barett, wie dies aus zeitgenössischen Bildern leicht ersehen werden kann. Auffallend ist auch die prunkhafte Herrenbeklei dung neben der einfachen und schlichten Haus- und J agdgewandung. Die Kleider der verstorbenen Frau des Paul Jakob Starhemberg standen den seinen weder in Prunk noch in Farbe nach; bemerkenswert ist, daß keine Unter wäsche — von Unterröcken der Frau abgesehen — vor handen war. Auf eine bedeutende ethnische Gesinnung läßt der untere Absatz auf S. 13 schließen: Die Abfassung des Inventariums fällt in die Hochblüte des Protestantismus in Oberösterreich, es ist daher verständlich, daß die dem katholischen Ritus zugehörigen Monstranzen, Kelche, Kreuze und Reliquienbehälter — wenngleich von hohem Metallwert — aus der Schloßkirche entfernt und in ein Gewölbe des zweiten Obergeschosses verbracht worden waren (2. Obergeschoß, Raum 1). Im Inventar wird die Beschreibung der Inneneinrich tung der Räumlichkeiten von oben nach unten vorge nommen. Beginnend im 4. Obergeschoß (Dachgeschoß), werden entgegen dem Uhrzeigersinne die Räume nach ihrer Zweckbestimmung benannt, die beispielsweise als erstes die Flachskammer (übrigens einer der wenigen Räume, in denen kein Bett stand). Der nächste Raum war als Harstüblein (Flachsstüblein) bezeichnet, diente aber zur Aufbewahrung von Bettzeug. Daran schlössen sich zwei Kammern, durch die man in das sogenannte Mußhaus (Eßzimmer) gelangte; von diesem Zimmer aus waren das Kinderzimmer und die Kammer der Kinder wärterin zugänglich. In allen diesen Räumlichkeiten befanden sich Betten (zumeist Spannbetten, das waren Bettgestelle mit einem Einsätze von gespannten breiten Gurten, die einer Federung gleichkamen), samt dem dazugehörenden Bettzeug, welches in Albmern (Kästen) und Truhen aufbewahrt war. Bemerkenswert ist die Beschreibung des herrschaftlichen Schlafzimmers (im 2. Obergeschoß mit 58 m^), weil außer dem Himmelbett noch ein Kinderbett und zwei weitere Betten, darunter ein zusammenlegbares Reise bett, samt dem Bettzeug, neben Kästen und Truhen darin Platz fanden. Vom Schlafzimmer aus gelangte man in ein Gewölbe, in welchem Truhen und Kästen standen, wo die Frau des Hauses ihren Schmuck verwahrte und der Hausherr seine Bibliothek, die Wertsachen und die Urkunden untergebracht hatte. Im 2. Obergeschoß be fand sich auch der große Saal, genannt die Türnitz, der oft fälschlich als Rittersaal bezeichnet wird. Das Mobiliar des III m® großen Raumes ist alles andere denn reprä sentativ gewesen; von zwei Lustern aus Hirschgeweihen und 12 an den Wänden hängenden großen Hirsch geweihen abgesehen, standen darinnen sechs Tische, zwei Sessel und vier Bänke, ein Schanktisch (Kredenz) und zwei Albmer. Die noch vorhanden gewesene Tischund Bettwäsche hatte man mangels einer Unterbrin gungsmöglichkeit dem Hauspfleger zur Verwahrung übergeben. Im gleichen Stockwerke war das Zinngeschirr in jenem Gewölbe untergebracht, welches neben der Türnitz (Raum 12) lag. Hervorzuheben ist das Vor handensein von Feuerspritzen aus Messing, einige Ker zenleuchter aus dem gleichen Material sowie zinnerne Wärmeflaschen (Bettkacheln). So geht es nun Raum um Raum, mit taxativer Auf zählung der darin befindlichen Einrichtung und deren Inhalt. Aus der Benennung der Zimmer, Stuben und Kammern kann man errechnen, welche Anzahl von Dienstboten, Dienern, Mannschaft und Beamte damals in Pürnstein ihren Aufenthalt hatten. Aus dem vor liegenden Inventar erfährt man jedoch weit mehr als nur die Einrichtung samt Inhalt, werden doch alle Hand werksstätten, die zu jeder großen Burg gehören mußten, geschildert, auch über die Lagerung, Wartung und Re paratur der erforderlichen Waffen wird der Leser unter richtet. Aber nicht nur die Wehreinrichtungen bauli cher Natur, mit allen ihren Zugehörungen, werden be schrieben, sondern ebenso der zur Burg gehörende Maierhof. Letztere Beschreibung gibt einen Überblick, wie ein herrschaftlicher Gutshof beschaffen war. Auf fallend ist, daß weder in den Pferdestallungen der Burg noch im Maierhof Rösser vorhanden waren (erklärlich, lag doch das Ableben des Burgherrn schon einige Jahre zurück). Auch der Bestand an Rindvieh ist verhältnis mäßig bescheiden, doch läßt die Haltung von Stieren an
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