OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

Franz Ertl: Kremsmünster, Denkmal der Frühgesdiidite. Kremsmünster 1977 (Verlag Topographia Norici)^ 32 Sei ten mit 7 Abb. und 2 Kartenskizzen. S 20.—. Die neueste Publikation Franz Ertls beschäftigt sich im Jubiläumsjahre des Stiftes Kremsmünster mit diesem, jedoch von einer ganz anderen Warte aus. Nicht das 777 von Herzog Tassilo III. gegründete und mit Stiftungen bedachte Kloster steht im Mittelpunkte seiner Betrach tungen, sondern die äußeren Umstände, die zu dieser Gründung geführt haben können. Schriftliche Quellen, die Auskunft geben könnten, gibt es für die Zeit des 7. und 8. Jahrhunderts in unserem Räume nicht. Auch der Boden ist archäologisch noch viel zu wenig erforscht, von den wenigen untersuchten Reihengräberfeldern ab gesehen, so ist nur die Ortsnamenforschung zu nennen, die einige Untersuchungen vornahm (Schiffmann, Orts namenlexikon III. Band, Ernst Schwarz, Die Ortsnamen des östlichen Oberösterreich, und einige Dissertationen). Völlig unbeachtet sind die Bodendenkmale geblieben, ob wohl diese — von Fall zu Fall — sidier ein wenig Licht in diese dunklen Jahrhunderte bringen könnten. Objektiv betrachtet, was gibt es hier? Überwiegend Altstraßen profile, Wälle von oft Kilometerlänge neben Abschndttsbefestigungen in Erdbauweise, aber keine oder nur sehr wenige Umwallungen, welche heute noch als solche er kannt werden können. Hangwälle und Terrassen ver wirren mehr als sie erhellen. Da keines dieser Objekte wissenschaftlich untersucht worden ist, kann auch keine exakte Beschreibung einer Wehranlage aus dieser Zeit gegeben werden. Wie eine nachrömische Rückzugsbefe stigung der heimischen Kelto-Romanen ausgesehen hat, lieferte die Untersuchung des Georgenberges bei Michel dorf. Ertl interpretiert diese im Umland Kremsmünsters effek tiv vorhandenen Bodendenkmale einerseits als Verteidi gungsanlagen der heimischen keltoromanisch-bairischen Bevölkerung gegen die Awaren, andererseits als befe stigte Stützpunkte der awarisdien Befehlshaber über windische (slawische) Kontingente, welche nach der Art der langobardischen Ariomanen als Wehrbauern beide Funktionen erfüllten. Inwieweit die Sprachforschung Ertls Erkenntnisse zur Deckung bringen kann, wie z. B. Taliup mit Ouliupes- (purg) oder Ulspach mit Eisbach, können nur Fachleute dieser Disziplin beurteilen. Wie bereits angedeutet, stößt das Erkennen einer Wehr anlage, welche jener Zeit zuzuordnen wäre, auf erheb liche Schwierigkeiten, weil oft das Bodendenkmal der Ackerkultur weichen mußte und dadurch der Zweck und die Konzeption der Anlage verwischt worden ist. Ertl hat in dieser Broschüre bei weitem nicht alle vorhande nen Bodendenkmale, die teilweise sehr signifikante Merk male aufweisen, aufgenommen. Auffallend ist der Um fang der erforderlich gewesenen Erdbewegungen bei den noch erkennbaren Anlagen; sie setzen eine planende und mit Befehlsgewalt ausgestattete Institution voraus, die einerseits die erforderlichen Arbeitskräfte mobilisieren, andererseits aber auch die geschaffenen Anlagen mit Verteidigern versehen konnte. Die von Ertl vertretene Theorie ist bereits in seinem Buche „Topographia Norici III" niedergelegt und aus führlich behandelt, läßt aber einiges vermissen, nämlich, daß seine Theorie des Geschichtsablaufes eine straffe Or ganisation — nicht nur auf dem militärischen Sektor — zur Voraussetzung hat bzw. haben mußte. Der Verfasser — von seinem Berufe als Geometer her — ist wohl in der Lage, eine natürliche Bodengestaltung von einer durch Menschenhand geschaffenen zu unter scheiden. Die Fakten der menschlichen Eingriffe in den Boden, die zu einer Umgestaltung des Geländes führen, sind von ihm überall als solche erkannt worden. Seine Interpretation ist solange als stichhaltig anzusehen, so lange ihm nicht durch archäologische Befunde der Be weis versagt wird. Damit soll nicht gesagt sein, daß an dere Ansichten, sei es in der Zeitstellung oder der Zweckbestimmung, falsch sind, denn auch diese bedürfen des Nachweises durch den Archäologen. Für beide gilt dasselbe, wie bereits vorstehend angeführt, hinsichtlich der erforderlichen Planung und ausführenden Organisa tion. Norbert Grabherr Wilhelm Gotting: Burg Pümstein — Inventar vom Jahr 1564. Linz 1976 (Oö. Landesverlag), 68 Seiten mit 10 Abb., 6 Pläne. S 90.—. Im Gedenken an seinen verstorbenen Freund DDr. med. habil. Hans Reichner, Mitbesitzer der Burg Pürnstein, dem es nicht mehr gegönnt war, sein Vorhaben — die Herausgabe und Erläuterung der Verlassenschafts abhandlung und Inventur nach Paul Jakob Herrn von Starhemberg, anno 1564 — zu vollenden, hat das nun Wilhelm Götting auf sich genommen. Gott sei Dank, denn keiner wäre prädestinierter dazu gewesen als er, war er es doch gewesen, der diese Burgruine im Jahre 1953 nebst vielen anderen vermessen hatte. Aus diesen vermessenen Objekten wurde eine Auswahl getroffen und in der Schriftenreihe der oö. Landesbaudirektion als Bd. 21 (Burgen in Oberösterreich) im Jahre 1967 ver öffentlicht. Zu diesem einzigartigen Werke steuerte der 1975 verstorbene, bekannte Landeshistoriker Professor Georg Grüll die Geschichtsmonographien bei. Auf die diesem Werke beigefügten Pläne konnte Göt ting zurückgreifen und für den gewünschten Zweck er weitern. Diese, dem Büchlein auf der Innenseite des rückwärtigen Einbandes in einer Tasche, beigefügten Pläne sind ungemein instruktiv und bilden eine wert volle Ergänzung des beschreibenden Textes. Die Schreibweise entspricht jener des Inventars, wie eine Schriftprobe desselben auf der Rückseite des Ein bandes dies zeigt. Worte, die heute weder in der Schrift sprache noch in der Mundart gebräuchlich sind, hat der Verfasser erläutert. Basis der Worterklärungen waren Wörterbücher und Glossare, die auf S. 6 aufgezählt sind. Doch Wörterbücher und Glossare haben ihre Tükken, besonders im Hinblick auf die landschaftlichen Verschiedenheiten der Aussprache, wie ein Beispiel zei gen soll: Auf S. 8 (und ff.) oben heißt es „Erstlich ein Silbers Gießpöck"; der Autor übersetzte dies mit „Reib schale mit Ausgußschnabel". Entnommen wurde diese

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